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Gedankenvermittlung & Spielschule |
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ostern2023 | |
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insel / freiheit v.1.4 inhaltsverzeichnis pdf 1 mb einleitung / kapitel 1 – 3 (1 mb) kapitel 4 (rund 1 megabyte groß) kapitel 5 (2 mb) kapitel 6 – 7 kapitel 8.1 – 8.3 kapitel 8.4 – 8.6 kapitel 9 kapitel 10.1 / 11.1 kapitel 11.2 / 10.2 kapitel 12 kapitel 13 – 14 |
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Zur Insel, zur Freiheit Ein Versuch über die seltsamer werdende Welt der Gegenwart |
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Hafenstimmung in Sassnitz in der späten Nacht zum 5. August 2022. |
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5 Von der Freiheit eines Kutter-Russen |
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„Was du wirklich brauchst, ist ein dichtes Persenning, ein trockener Schlafsack und ein funktionierender Kocher.“ Haben wir in den Neunzigern auf der Unterelbe gesagt. Und dann, auf Sommertour nach Rügen sozialistische Kampflieder mitgesungen, in westlicher Folk-Revival-Vertonung aus den Siebzigern (ein wenig ironisch natürlich) wir romantisch-rationalen und spielfreudigen Wohlstandskinder der lange schon erschütterten Moderne, auf unserem beinahe schon absurd altmodischen, in wichtigen Teilen aber modernisierten offenen Schwertboot mit Luggertakelung, ohne Klo und ohne Motor, aber mit Mahagoniplanken, Teakduchten und Bulli’s aus Edelstahl. |
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‚Bulli’s‘ meint Belegnägel: Einfache Vorrichtungen zum Befestigen von Tauwerk, in Form eines großen, stumpfen, runden Nagels mit einem Absatz, welche durch ein passendes Loch in einem Brett — typischerweise der Nagelbank, bei uns lediglich in zweien der Ruderduchten — gesteckt und dann, ähnlich wie eine Klampe, von einer Seite her belegt werden, mit Kreuz- und Kopfschlägen oder, wenn es um eine Schot geht, lediglich mit einem halben Kreuzschlag und einem Schotmann, der sie auf Zug hält. |
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Wie das wohl auf die bereits etwas gesetzteren Männermannschaften mit realsozialistischer Alltagserfahrung in den damals im Strelasund noch häufig zu sehenden K-10-Back-Eiern, Plaste-Gaffelkuttern, vermutlich aus Beständen der paramilitärischen GST (Gesellschaft für Sport und Technik) der noch nicht lange in sich zusammengefallen gewesenen DDR gewirkt hat? ‚Müsli-Kutter‘ traf es eigentlich nicht schlecht. Gerade auch im Kontrast zu den Fischkuttern, von denen es ebenfalls noch mehr gab, und dem Handwerk ihrer Besatzungen. Wobei die mit den Jugendkuttern, schon vom Grundentwurf her wenig zu tun haben, auch wenn die dazugehörigen (historischen) Arbeitshemden aus Finkenwerder Tracht bei uns wieder (einmal) in Mode kamen. Kutter in unserem Sinne waren einmal die vielseitigen Beiboote einer bestimmten Größenklasse der Kriegsschiffe gewesen. Nach deutscher Nomenklatur war das direkte Vorbild für den JWK der KIIK, der Marinekutter zweiter Klasse: Ein solide gebautes, offenes Holzboot für um die zwölf Mann, karweel beplankt, also mit glatter Außenhaut, wenig Tiefgang, gerudert oder mit Hilfsbesegelung. |
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Mehrzweck-Beiboot mit Hilfsbesegelung |
modi |
Was einfaches, schnell und mit Bordmitteln aufzuriggendes, das was aushält — nicht so filigrane Spieren, Nuten, Latten, aufwendige Beschläge wie bei den Yachten und Lustbooten — mit dem man auch kreuzen kann. Man muss schließlich immer wieder zurück zum Mutter(kriegs)schiff. Motor, Dampfmaschine? Wo denkt ihr hin? Mehrzweck-Beiboot, nicht Admirals-Barkasse. Auch kein Kutterrigg, wie auf bestimmten Yachten oder kleinen Schiffen, zum Beispiel Lotsenkuttern, das wäre zu hoch, auch zu wenig unterteilt, mit dem langen, schweren Großbaum. Luggertakelung, genauer eine Luggerketsch: Zwei relativ kurze, von Hand aufzurichtende, dreipunktverstagte Masten, der vordere höher als der achtere; zwei in Form eines verzerrten Trapezes geschnittene, nicht zu bauchige Segel an steilgestellten Rahen, die, anders als bei den bekannten Rahsegel-Schiffstypen — Vollschiffen, Briggs, Barken, Barkentinen und so weiter — auf englisch: Square-Rigger — wörtlich übersetzt: ‚Quadrat-Takelager‘ — den jeweiligen Mast nur noch ein kleines Stück überlappen; eine Schratsegel-Fock. Letztere ist ein dreieckiges Stagsegel ganz vorne, relativ klein und mehr so zum Manövrieren, was mit einem auf solche Weise unterteilten Segelplan ganz vorzüglich geht, auch ohne Ruder. Damit die Luggersegel so stehen wie sie sollen muss, neben dem Fall an der Rah — simpel in einen Augbeschlag oder eine Lasching eingehakt, oben über eine Rolle in einem Ausschnitt im Mast geführt, unten an einem Bulli in der Sitzducht belegt — immer Zug auf dem Segelhals, also der vorderen unteren Ecke des Segels sein, sonst fällt das achtere Ende der Rah herunter, bis auf die Sitzduchten. Es sei denn man hat einen ordentlichen großen Hals — nicht vom plötzlichen Kopfschlag mit der Rahnock, sondern eine Leine, besser noch Leinentalje mit Curry-Klemme (benannt nach einem deutsch-amerikanischen Regattasegler namens Dr. Manfred Curry, engl.: cam cleat oder bulldog jam cleat, nicht zu verwechseln mit der clam cleat oder der ein bisschen tückischen jam cleat) — am vorderen Ende derselben Spiere, dann kann man auch mit dem kleinen Großhals den Bauch des Segels besser kontrollieren, aber das ist schon wieder so Luxus-Kiddiekram. Ein Baum am Besansegel verbessert sowohl die Kreuz- als auch die Vorwindeigenschaften. Auch nichts groß aufwendiges, kein Lümmelbeschlag oder so: einfach ein passendes, nicht zu schweres Rund- oder Kantholz, bisschen abgerundet, mit ein paar Augmannschetten und irgendwas am Besanmast, was verhindert, dass der durch das, was bei einem Gaffelrigg die Baumklau wäre, hier aber mangels Klaue nicht so heißen kann, also kurz: das Holz am vorderen Endes des Baumes abgerieben wird. Bei uns war das ein großer, einlackierter Takling aus dünner, quadratgeflochtener Reih(er)leine; in der ensprechenden Funktion weiter oben, in Höhe der Rahen, an beiden Masten sogar ein hübscher, glatt und rundgescheuter, widerhakenlos angenagelter Kupferblechkragen. Alles klar? Einfach den Segelriss anschauen, im Link oben links, und überlegen, wie sich das alles unter Winddruck von der Seite, vorn oder achtern verhält, mit statischem Auftrieb nach oben, Schwerkraft nach unten (ähh, wohin denn sonst?-) und in Bewegung, also mit dynamischen Auftriebskräften bzw. bewegungsabhängigen Druckausgleichskräften in alle möglichen Richtungen, auch im Verhältnis zu der Größe, Masse und den weiteren Eigenheiten menschlicher Körper — die Hauptabmessungen des dort gezeigten Bootes sind 8,5 m Länge; 2,1 m Breite; 6 m Großmasthöhe; 0,5 bis 2,1 m Tiefgang bei 31 m² Segelfläche und einer Masse von 1,5 t so in etwa — und was man so brauchen könnte, um damit in zwei sehr unterschiedlich dichten Fluiden, an (in) deren Grenzfläche schwimmend und deren irrwitzig komplexe und dennoch in Grenzen, alleine mit aufmerksamer Beobachtung raumzeitlicher Muster, ohne eigentliche Modellrechnung, vorhersagbare Strömungen, lateralen und longitudinalen Druckunterschieden auf einer sachte gewölbten Planetenoberfläche folgend und maschinell ausnutzend, auf angenehme Weise vorwärts zu kommen. Und nein, über Segelboote schreiben und lesen ohne ein Vollbad in Fachsprache zu nehmen geht nicht. Jedenfalls nicht gut. Mein Rat: Sich nackig machen in der eigenen Sachkenntnis, den doppelten Schleier aus „ja ja, kenn ich — versteht sich doch von selbst“ ablegen, zurücklehnen — entspannen. Ruhig mal ein bisschen schwimmen — und genießen. Vielleicht ein Wort herausziehen, in seinem Zusammenhang betrachten; überlegen, welchen Sinn es an Bord ergeben könnte; was bei dem, was man da Sinnvolles anstellen könnte an Bord dieses Bootes, wirklich — eine-Wirkung-habend — vor sich geht, soweit man das in der Modellvorstellung der Welt, die man so hat, erklären kann; wie sich Wörter über die Zeit verändern und, dass die Dinge mit denen man umgeht nun einmal Namen brauchen; diese Namen eine Geschichte haben und auch haben müssen um zu funktionieren; dass die Namen und die Geschichten, die man benutzt, wieder etwas ausmachen, auch für das eigene Gefühl im Umgang mit den Dingen und die Gemeinsamkeit mit anderen; dass die Tiere, die wir nun einmal sind, so einen Drang zum Spielen haben, auch mit den Begriffen, aus denen sich ihr Bewusstsein aufbaut; nach Verbindung und Abgrenzung suchen, ganz unwillkürlich; dass es ohne das wahrscheinlich nicht geht, aber ohne Halt auch nicht, jedenfalls bisher nie ging. (Wer es über ein gewisses Maß hinaus zu kontrollieren bzw. die Kontrolle darüber loszuwerden versucht, bringt sich um den Verstand — und außerdem die Sympathie seiner Artgenossen, davon bin ich überzeugt — lieber mitmachen:) Dort anpacken wo man kann; sich Dinge abgucken und wiederholen — kopieren — dabei immer wieder schauen was es tut, das man da gerade bewegt. Dieses „irgendwas bewegen können“ da ist der Zucker drin: der Stoff, der das Tier in Gang hält. Irgendwann Fragen stellen, nicht immer nur an einen. So lernt man Segeln. Und Sprechen. |
Kapitelübersicht Titelblatt
mit
Klappentext Einleitung mit technischen Hinweisen (4 Zwischentitel; 11,2 Kilo-Wörter) 1.
Ortsbestimmung
2.
Gegenwart
im Doppelspaltexperiment
3.
Kopien
historischer Sanddornfische
4.
Traditionelles
maritimes mimetisches Theater mit zunehmend besorgten Säugetieren
5.
Von der Freiheit eines Kutter‑Russen 6.
Neue Wirklichkeit günstig abzugeben, teilw. dekonstr. 7. Aufheben der Dialektik mit Hilfe der Kultur
1.
Was ist Dialektik und was kann
man damit anstellen?
2.
Update bzgl. Volks- und
Oberschichtsglauben
3.
Das Kommen der aus dem Schlaf Gerissenen
4.
Neues Subjekt, neues Glück 8. Endkampf auf der Probebühne
1.
Akt : Dieses Pferd im Vorhof da —
2.
Akt: Eine Frage der Freiheit
3.
Akt: Trotz alledem!
4.
Akt: Die Würde des Seienden und der Ausnahmezustand
5.
Akt: Heuristik nachstellen, Nebelfelder beachten
Probebühnen-Schlussszenen-Weltverschwörungswrackheberglaubens-Dauerschleifen-Glücks-Verbrecherversprechen
9.
Angriff der Pausenclowns: 10. Genderbread-Man vs. Titty‑Beast
Pt.
1: Kampf im Unterholz Zwischenkapitel 11: Sexy Halyard Chants und Mischwesen (1) (8 6,3k) (2) (11 11,2k) 10. Genderbread-Man vs. Titty‑Beast
Pt.
2.: Grounding Queer 12.
Exkursus:
Vom Tanz am Abgrund der Unterlegenheit 13.
Das Betriebssystem
des Enteignungsglaubens 14.
Mit Vollzeug in die pitschnassen
Kornblumen Widmung Verzeichnisse; Formtitel; Versionsgeschichte; Kontakt PDF 1 MB (7 Abs. 8,7kWtr. 25 S. 21×30 cm²) ⭣zum
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Nicht zu wenig Freibord — sowas zwischen ½ und 1 Meter — und ein durchgehender, sehr flacher aber fester und an der Sohle noch mit einer mehrere Millimeter starken Stahlschiene beschlagener Kiel, gerne aus Eiche. Wir sind auf See und an der Küste, mit Steinen am Ufer und allem. Das für die Kreuzeigenschaften, also vor allem die Fähigkeit, Höhe am Wind zu laufen, neben den Luggersegeln entscheidende Mittelschwert aus ’ner Stahlplatte in ’nem Schwertkasten aus Stahlblech, genietet, später dann geschweißt und über einen Schlitz im Kiel gebolzt, schwenkbar um einen schönen, großen Messingbolzen, 14 Millimeter oder so, an der vorderen unteren Schwertkastenecke eingehängt und komplett aufholbar in den RumPf einziehbar damit man einfach ans Ufer kann. Dazu ein angehängtes Ruder mit kurzer Pinne das, weil es nicht tiefer gehen darf als der Kiel, unter der Wasserlinie in einem Halbrund nach achtern verlängert ist. Fünf Paar Riemen; quer eingebaute Sitzbänke und Duchten dafür. Kleine Stauräume mit senkrechten Holzdeckeln an Bug und Heck für ein bisschen Zeug. Ankergeschirr, ’n paar Leinen und ’nen festen Kreuzpoller im Vorschiff, durchgehend bis auf den Vorsteven und auch achtern nicht so Bootsklampen-Spielzeug, polierte Lippklüsen am Ende noch, sondern einen starken Ringeiner Ringmutter am oberen Ruderbeschlagsbolzen durch den Achtersteven mit Spiegelheck, der noch so gebaut ist wie man eben richtige Schiffe gebaut hat, mehr brauchste nicht, im Prinzip. Ach so, etwas zum Aussteifen der Rumpfform oberhalb der Duchten und unterhalb des Dollbordes, an Stelle des Decks, sowie Heißaugen im Kiel gehören noch dazu. Letztere, um das Ding mit einem passenden Heißgeschirr, etwa an einem Rahtakel, ins Wasser zu setzen und wieder an Deck zu hieven. |
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Alles zusammen wiegt dann so etwa ein bis anderthalb Tonnen. Und ja, natürlich ist es offen und kenterbar. So gut wie jeder Wasserspritzer geht rein und bei Gischt und Regen wird es zur Badewanne, mit der Zeit. Bloß ohne Stöpsel. Jedes Schiff oder Boot ist kenterbar und ein Kutter kentert eben, sobald Wasser über die Kante des Dollbords läuft. Nicht so’n bisschen Wasser, aber dann halt, irgendwann. Bleibt aber schwimmen — und ich könnte die Krise kriegen, wenn ausgewachsene Segler da ein glücklicherweise hinzufügen — echt nicht, Leute: Archimedes, das FAuftriebGo=ldFGewicht, Fluid und= Vdie verdrängt Bade×wanne(m÷V),Fluid 3.×Jhdt. gv.Geoid; OrtChr. und irgendwann braucht man sich auch nicht mehr wundern, wenn der Nebel kommt — wenn nicht zu viel Metall drin und dran ist oder zu wenig was Luft drinnen, dran hält. Was man aber ausprobieren kann, recht einfach, wenn einem das Messen, Abschätzen und Berechnen zu mühsam oder unsicher ist. ’n paar Pützen sind hilfreich, um das Wasser wieder ’raus zu öschen. Pumpe kann man auch machen, dann aber nich’ so’n Kiki-Kram. |
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Die Stöpsel, aus denen unterhalb der Wasserlinie das Wasser rausläuft, hat später ein dänischer Regattasegler mit Namen Paul Bert Elvstrøm erfunden. Sie werden Selbstlenzer genannt, würden aber bei einem Kutter nicht gut funktionieren. |
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Mit einem ihrer Vorläufer, etwas kleiner noch, ist Commanding Lieutenant Bligh mit seinen Leuten 3.618 Seemeilen über den Europäern damals nur wenig bekannten Pazifik gekommen, 47 Tage, 1789. 19 Mann und nur einen verloren, getötet von Einheimischen bei einem Landungsversuch zur Proviantierung. Wohl aber fünf weitere hinterher, an Krankheiten und bei der Weiterreise. Sie hatten sich das nicht ausgesucht, also jedenfalls nicht so, wie man sich damals ordentlicherweise Alternativen aussuchte, aber sie waren keine Schiffbrüchigen. Sie konnten segeln. Wir haben eigentlich nur ein bisschen an der Küste gespielt. |
Robert Dodd: The Mutineers turning Lt Bligh and part of the Officers and Crew adrift from His Majesty's Ship the BOUNTY, 29th April 1789. Handkolorierter Wassertintendruck, published by B. B. Evans, 2. Okt. 1790. Hier in groß. Beachte die wunderschöne Typographie am unteren Bildrand! |
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„Kutter im Sinne dieser Richtlinien sind zweimastige luggergetakelte, mit Spiegelheck gebaute, zum Segeln und Rudern geeignete, für die Jugendausbildung bestimmte Fahrzeuge.“ Aus: Amtliche Mitteilungen 3/63, Jugendkutter des DSV, 1. Allgemeines. In: Die Yacht Nr. 3, 10. Feb. 1963, Berlin, Bielefeld, Hamburg: Delius, Klasing & Co., S. 1, Beilage. Darin die erste Erwähnung des Begriffes Jugendwanderkutter in der Yacht, gleich mit eingehender Definition. „Der Deutsche Segler-Verband teilt mit …“ Warum habe ich nach diesem modern-nüchtern einleitenden Halbsatz plötzlich so einen gewissen Fanfarenklang im Ohr oder vielmehr: in Erinnerung, mit Schwarz-Weiß-Filmbildern? Es muss sich um eine Art Meme handeln, auffällig, gefühlsanregend, anspielungsreich und häufig wiederholt. |
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Die
JWK’s
sind eine auf die Wünsche Hamburger Segelvereine abgestellte
Weiterentwicklung von Ende der 1950er Jahre.
Konstrukteur war Fiete Hülsen vom Blankeneser Segel-Club (BSC).
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Die Leitgedanken für den Entwurf waren vermutlich: 1. Besser segeln als die KIIK’s, vor allem an der Kreuz und 2. etwas mehr Komfort sowie 3. ein bisschen Anpassung an die Körperkraftverhältnisse von jugendlichen Freizeitseglern beiderlei Geschlechts gegenüber denen von jungen Marinesoldaten. ’n Tick mehr Länge und Breite, ’bisschen fülligerer Bauch, größeres Schwert (Jau!) größere Tüten (Aah!) vorne ’ne Genua statt der Handtuch-Fock. Senkruder, endlich — ganz anderes Steuergefühl damit — natürlich auch schwenkbar (wer würde denn sowas in steckbar bauen? Zum Ackerfurchen ziehen?) und aus Stahl, weil: Elbe (und weil Holz aufschwimmt und dann die Ruderwirkung weg ist, gerade dann wenn man sie braucht, verehrte Bootsbauer) und ein bisschen, ganz bisschen weiter eingedeckt. Also etwas größere Vor- und Achterpiek, jetzt in zwei gefällig abgestuften Ebenen. Große(s) Persenning darüber, damit’s kuschelig wird, also über alles bis zur Meisterleiste am achteren Rand des Vorpiekdecks, ähnlich einem Dreiecks-Zelt über die hochgehängten Spieren mit den darumherumgewickelten Segeln, die so gleich aus dem Weg sind, und ’nem Riemen als achtere Giebelverlängerung an der Großrah. Aufklappbarer Schwertkastentisch zum dran Sitzen im luftigen, schlicht gehaltenen Salon ohne große Verkleidung. Pött un Pann dazu; Kocher; Backskisten, was man halt so braucht, zum Spielen, Wanderfahrten machen und Segeln Lernen, nach Marine-, Ex-Kaiserliche-Marine-Segelschul- und Marine-HJ-Vorbild. Jetzt in demokratisch; hanseatisch-bürgerlich bitte und weniger bis kaum noch militärisch ausgerichtet, vor dem Hintergrund der Rezivilisierung (ein Wort das ich im Gedächtnis zu behalten bitte) der (nun west-)deutschen Gesellschaft und deren rascher wirtschaftlicher Erholung, die es, gefördert von ein bisschen Bürgersinn und ein paar Handwerksmeistern, die an alten Bootsbautechniken hingen, nicht zu vergessen, irgendwann sogar Vereinen aus der Arbeiterklasse erlaubte, sich ein eigenes Boot für ihre Jugendabteilung zu leisten, in neu und aus Mahagoni, so um 1970. Die mehr bürgerlichen hatten Teakduchten und schon ein paar Edelstahlteile sowie Klädchen die Jugendversion von Segelkleidern über den Segeln, die großbürgerlichen und akademischen hörten, so sie es denn je gehabt hatten, mit dem alten Kram schon wieder auf und ließen international konkurrenzfähige Rennyachten bauen, erneuerten ihre „Clubhäuser mit Gastronomie“ oder machten Vereinsbälle an ersten Adressen. Sage noch einer, Segeln hätte nichts mit Tanzen zu tun: Standard und Latein, üblicherweise und zu erlernen wie ein Stück Allgemeinbildung, sehr technisch vermittelt, zumindest für die Jungs. Fast wie Auto fahren: Passiert dies — Hups! — machst du das. Nachmachen; vorzeigen! ‚Tanzen‘ heißt: vorgegebene Schritte machen, mit einer Partnerin, passend zum Rhythmus eines nicht zu langen, populären Musikstücks, in einer von ungefähr 12 standardisierten Bewegungsfolgen. Ja, irgendwo unter der Kleidung ist da auch ein Körper und irgendwie fasst ihr euch auch an, aber nicht zum Anfassen und natürlich ist da der Boden zwischen, unter euch — dafür sind die Schuhe, dass man den nicht so spürt und die Füße sich nicht verhaken — sicher, der Raum hat Wände, was denn sonst — Decke auch, eine innere Gestalt und entsprechende scheinbare Leere, die nicht immer gleich ist und schon etwas ausmacht und ja, da sind auch andere, die sich bewegen — denen muss man ausweichen — aber das lenkt alles nur ab. |
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Die oben erwähnten K-10 Kutter (das Akronym steht für Zehn-Mann-Kutter, glaube ich) sind eine, den JWK’s gegenüber irgendwie kastriert wirkende Weiterentwicklung der KIIK’s in der DDR, für die militärische oder paramilitärische Ausbildung, in Massenproduktion. (Nochmals weiterentwickelt und ab Mitte der 1970er in Glasfaserverstärkter Unberuhigter Plaste (West-Bezeichnung: GfK)-Bauweise: Segelkutter ZK-10.) Kleiner, als Gaffelketsch getakelt und einfach nicht fürs Fahrtensegeln ausgelegt, schon gar nicht abseits der vorangemeldeten, geprüften und vorausbeklatschten Wege zum kollektiven Scheinriesen-Paradies. Übrigens ein Beispiel, dass die anderen wirtschaftlichen Verhältnisse im Sinne verfügbarer Mittel; materiellen Reichtums eben nur einen gewissen Teil der Geschichte der Unterschiede der damaligen beiden deutschen Staaten und ihrer Gesellschaften, auch des Lebensgefühls darin ausmachten. Was glaubt ihr, hätten sie in der DDR gemacht, wenn sie mehr Mittel für gemeinsam genutzte Boote gehabt hätten? Schönere und segeltauglichere Kutter, angepasst an die Wünsche vor Ort, ruhig auch ’mal ein bisschen Luxus, was zum Vorzeigen, Gegeneinanderhalten, Charakter annehmen oder einfach mehr vom Gleichen? |
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Woke vs. Deplorables |
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Das mit dem ‚Müsli‘ muss irgendwann ab den späten 1970ern dazu gekommen sein (nachdem der Rock ’n’ Roll wieder eingefangen war, in Breitensportvereinen mit Wettbewerben und vorgegebenen, sauber abprüfbaren Bewegungsfolgen) und hat sicherlich nicht ganz wenige Augenbrauen ansteigen lassen, bei Bürger- wie Arbeiter-Seglern, und Grund für mehr als einen, auch nicht unbedingt vorurteilslosen Schnack gegeben. Hing natürlich noch was dran mittlerweile, an dem alternativen Frühstück: „Lange Haare, Bärte, Ketten, Ringe haben wir alles schon gehabt. Aber in die …“ Kein ‚aber‘! Das Klo ist an Land, wird heil gelassen und ein bisschen Einbildung auf lange Haare, Zöpfchen, selbstgeflochtenen Fancywork-Schmuck (steht sogar in der Kleinen Yachtbücherei, Delius-Klasing: Knoten, Spleißen, Takeln) und bunte Klamotten ist immer immer noch besser als Underscore im Bierdosenzerknüllen, Hafenmeisterärgern und Herumprollen auf einem Alk-Kutter, was neben der, aus gegebenem Anlass so und nicht anders gesetzten gegenkulturellen Reminiszenz der frühen 1970er auf einen Gruppenkonflikt der 1990er innerhalb der Hamburger Kutterszene anspielt: Müsli oder Alki? |
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Wenn man morgens schon weiss, wer abends böse gewesen sein wird, hat der Tag Struktur. Nach Volker Pispers, 2010er. |
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Auch das ein Gegensatz der, von heute aus betrachtet, wie ein Wetterleuchten wirkt: Hier die Bewussten, Aufgeweckten, Empfindsamen, deren kulturelle Vorbilder nicht lange zuvor selbst einmal als Rebellen; Halbwilde; irrationale Quertreiber verschrien waren — „Die Russen kommen!“ — mit diesem unnachahmlich verdrehten und vor Einbildung, Überheblichkeit und klarem Willen zur Ahnungslosigkeit nur so strotzenden Klang der Propaganda des Kalten Krieges, gemischt mit den hundertmal verlängerten Restbeständen der zwölf Jahre lang zwangsverabreichten geistigen Giftbrühe von davor und wahrscheinlich noch älterem, Jahrgänge ’14 bis ’18 (oder ’22?) vermutlich — dort die Bier saufenden, großspurigen Dumpfbacken — wie man sich so die Anderen und deren Leben, die da plötzlich irgendwo in eine heile und sorgsam gehütete Welt von, mit dem besseren Bewusstsein versehener, wenn, dann nur aus gutem Grund rebellierender, vollzivilisierter Geradeaus-Vorangeher einfallen, nun einmal vorstellt — nach zwei, drei gewohnheitsmäßigen Gläsern gleich zum Frühstück — und eher so von der anderen, kleinbürgerlicher und proletarischer geprägten Elbseite, die es einfach nicht raffen (was eigentlich?) und am Ende auch überhaupt keinen Sinn hatten, für so Hippie-Kram, Astrid-Lindgren-Figuren auf der Außenhaut und später <·Meerjungfrauen- und -männer< auf dem GRunderWblatt,r gemalt von Geige spielenden Luggerdinghiseglerinnen mit Vorliebe für Irish Folk und Guinness, freundlicherweise. Nachdem man ihnen nämlich einfach zugehört, ihre Bilder angesehen, etwas erzählt und liebenswürdig darum gebeten hat. |
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„Nur wenig mehr können den Ruhe und Einsamkeit suchenden Stadtmenschen, der das Segeln als Kontrast zu seinem alltäglichen Umfeld betreibt, von einer Horde ‚Kutter-Russen‘ trennen, die lärmend und auf ständiger Suche nach Abwechslung jedweder Art wie eine Heimsuchung in „sein“ Refugium einbrechen. Dann ist schnell das eigentlich Verbindende übersehen, kein Auge mehr für das interessante Fahrzeug entwickelt, mit dem jene da nebenan gerade unterwegs sind: der Jugendwanderkutter.“ Ulrich Körner: Jugendwanderkutter, die Luggerboote der Elbe. Klassenportrait im Yachtsportmuseum des Freundeskreises Klassischer Yachten e. V., zwischen 2001 und 2009, Einleitung. Ein lesenswerter Text. Allerdings in den Angaben zu einigen Booten nicht korrekt und zu den Segelanweisungen darin, wie auch den Hinweisen zum Bordleben hätte ich ein paar Anmerkungen. Ein „Admiral“ für mehrere Kutter auf Großtour … So, so. Segeln nur unter Fock und Besan als Beispiel „kräftigen Zutuns“ der Besatzung zum Kentern? Nein. Aber großartig, dass es das Yachtsportmuseum gibt — immer wieder des Schmökerns und Suchworteinwerfens wert, gerade das Archiv — einer sich die Arbeit gemacht hat, überhaupt einmal etwas ausführlicher über Kutter zu schreiben und sich dabei, über das Technische hinaus, auch an die kulturelle Seite herantraut. Fiete hieß übrigens Friedrich Hülsen und hat von 1928 bis 2021 gelebt. „Nach dem Krieg war er der erste Kutterführer der Mädchen-Mannschaft im Kutter ‚Kommerzienrat Breckwoldt‘, zu der auch seine spätere Frau Inge gehörte“ schrieb der Hamburger Segler-Verband in seinem Nachruf im Oktober 2021. Seit dem Frühjahr 2022 nennt sich dieser Dachverband von Segelsportvereinen Hamburger Segel-Verband. Seine ehemalige Seglerjugend nennt sich seit 2020 Segeljugend, in der Eigendarstellung seitens ihrer Funktionäre. Dem Wortsinne nach ist es jetzt mehr die Jugend des Segelns oder der Segel, als die der Segler. Der Hamburger Verband des Segelns; der Segel. Und die Seglerinnen? Die haben damals auch so gesegelt, nachdem die Barrieren, die ihresgleichen lange daran gehindert hatten, nach und nach abgeräumt waren, in der breiten gesellschaftlichen Mehrheit, vor unserer Zeit. Ob die heutigen Funktionäre die Segler und ihre Vereine, deren Interessen sie zu vertreten für sich in Anspruch nehmen, wohl danach gefragt haben, also so richtig explizit, mit Erklärung, auch zu dem, was da in den neuen Satzungen steht, zum Zweck, bezüglich Gleichstellung und globalen gesellschaftlichen Engagements? Eine der geistigen Grundlagen für solche Namenswechsel und Zweck-Injektionen heißt Inklusion. Die englische Entsprechung inclusion wird hier recht gut erklärt, leider nur auf Englisch. Wichtig zum Verständnis solch scheinbar nebensächlicher Vorgänge sind auch die Ideen, dass Wirklichkeit durch Sprache geformt wird und sich Sprache in allen Bereichen des Lebens an drei Zielen, welche zugleich Strategien repräsentieren, auszurichten habe: diversity, inclusion, equity, kurz: d.i.e. Die deutsche Entsprechung ist Vielfalt, Inklusion, Gleichstellung und ergibt leider kein so hintersinniges Akronym, jedenfalls nicht in ordentlichem Deutsch. Auf eine kleine, vielleicht etwas rauhe Erkundung auf der Spur der philosophischen Grundlage dieses charmanten Trios und einiger Begriffe — wie Priggen an einem Wattfahrwasser im Nebel — und Konzepte aus seinem Umfeld lade ich Sie unter dem nächsten Zwischentitel ein. Mein Ansatzpunkt dort waren und sind die sehr ungleichen Verhältnisse von Mond, Sonne und Erde und das, was sie einem im Falle der Unterelbe grob alle sechs Stunden ungeachtet aller sprachlichen Verformungen entgegensetzen. Nach der späten Exkursion in die bereits nicht gering veränderte Welt der heutigen Funkzis denke ich, dass der Zwischentitel auch lauten könnte: Vom Segler (Ich, nicht inklusiv) zum Segelpersonen-Kollektiv (Wir, mehr inklusiv); vom segelklaren Jugendboot (alt und nur für bestimmte wenige) zum leuchtenden Zeichen für Veränderung. Auf die Erklärung der Motte & Bailey fallacy oder Hochburg-Vorhof-Täuschung in Kap. 6, D.E.I. sei ausdrücklich hingewiesen. |
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Wenn schon proletarisch, dann bitte in exotisch, mit handgemachter Musik oder wenigstens in Sepiatönen oder rauem Schwarz/Weiss, mit Schiebermütze, authentisch und (ganz wichtig) mit natürlicher Freundlichkeit gegenüber langhaarigen Späthippies. Das Bier gerne vom Fass, mit Stil. Zigarillo oder Selbstgedrehte dazu; kein Schlager; no Karaoke. Merke: Proleten, die sich wie Prolls benehmen, brauchen das richtige Bewusstsein, um wirklich proletarisch zu sein. Welches ist das richtige Bewusstsein? Das Fortschrittliche natürlich. Nie das Rückwärtsgewandte. Rückwärtswendungen sind gefährlich, vor allem für Proleten. Die können nämlich den Fortschritt gefährden, von allem. Und das wäre nicht gut, auch für die Hoffnung, auf selbigen. Wer hofft? Die Träger des Fortschritts. Und die Zuschauer, für die ‚Fortschritt‘ irgendwie gut klingt. Dieser Klang, der ist wichtig. Dinge von früher müssen erst einmal richtig eingeordnet werden, um in ihrer Wirkung auf die Gegenwart Sinn zu ergeben, die Geschichte voranzubringen, die, der die Hoffnung dient. Die mit dem Fortschritt. In das Werden der Zukunft. (Klingt gut, oder? Wie wäre es mit dem Zusatz: „Gemeinsam. Solidarisch. Weltoffen.“?) |
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(Zu „div., me. od. mi. nahel. Querverbindungen“) ↱↘ Ich bin auf’s Kuttersegeln gekommen, nachdem das Thema eigentlich schon durch war; ich den sehr naheliegenden Weg pubertär verpeilt verpasst hatte, weil mein Vorgänger-Zivi kurz vorher noch KuFü war und mich irgendwann anrief, ob ich nicht Lust hätte, zwei Wochen auf seiner Pirat-Jollen-Sommertour mitzukommen, zusammen mit drei anderen Hamburger Jollen, deren Segler alle von den Kuttern gekommen waren und wir dann im Kleinen Belt ebendiese Kutter, wo die sich auch alle kannten, auf ihrer Sommertour trafen, ein paar Tage zu den gleichen Orten segelten und ich noch ein bisschen Zeit hatte oder mir nehmen konnte und dann irgendwo am Strand gefragt habe, ob ich nicht noch ein, zwei Tage mitfahren könnte. Die AKCJA ist es dann geworden. Aber die ELMS(FUER) fand ich schöner, die Mannschaft war noch einen Tick besser drauf und ich hab deren KuFü meine Nummer gegeben, falls sie ’mal jemanden bräuchten, es da vielleicht einen Platz gäbe. Na ja und da war schon irgendwie die Erzählung, dass es da eigentlich noch einen Kutter gab, der dazu gehörte, aber gerade keine Mannschaft hätte. Der Anruf kam dann so etwa vier Wochen später. In kurz: Die Bergedorf-Connection. Wie war ich nach Bergedorf gekommen, mit täglich drei Stunden Dienst-An-Rückfahrtsweg; Fahrrad – U-Bahn – S-Bahn – Fahrrad? Na ja, ich wollte nicht so was gewöhnliches machen und da, wo mich jemand den meine Mutter von irgendwo her kannte hin verwiesen hat, gab es dann doch keinen Platz (und die waren auch echt etwas schräg und ich nur so ein ganz bisschen mutig) aber wiederum den Verweis auf ein anderes Projekt, in den Vier- und Marschlanden … Ich glaube, es gibt Theorien über so etwas, das Verhältnis zwischen Stadtgröße und Wirkung auf die Art und Häufigkeit von Querverbindungen, damit einhergehend u.a. Kreativität und Produktivität. Möglicherweise noch aus der Zeit vor der Ccancel Culture, dem No-Platforming und dem Durchgriff der Identity-Politics. Auf den Begriff, Mainstreaming, der eine Strategie beschreibt, komme weiter unten. Ich vermute, es macht etwas aus, ob es für so etwas passende, das jeweilige Wesen treffende Begriffe in der eigenen Sprache gibt. Sonst ist es im Zweifelsfall einfach posh gobbledygook, und dann noch aus der Richtung, wo alle die was auf ihren Intellekt halten gelernt haben, innerlich in Habacht-Stellung zu gehen. Wie gesagt: nur meine Vermutung. Ein Versuch der Übersetzung, ohne weitere Recherche, wäre, will sagen; sagt eigentlich: ist: Kannst-doch-nicht-Kultur Wort-Versagen oder Nicht-Mitredenlassen Identitäts-Politiken (gibt’s schon, meint eigentlich: Identitätsbezogene Statusgruppenhierarchiepolitstrategien) In-die-Mitte-Setzen; In-den-Mittelpunkt-Stellen-schaffen (oder, wie unten, kutterslanggemischt: Hauptstromeringen) g.h.e (für: glatt hochtrabend eingebildet) (oder das gute, alte piekfein mit Betonung ins Ironische) Blidabuh-Bla-kauf-mir-was-ab-bitte-sonst-du-doof-Blendsprech. Wir machen auch Communications Consult. Sie können sich gerne melden.
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Wie können Musik von früher; das Beschwören einer ländlich geprägten Welt der Vergangenheit; das Spiel mit altmodischen Wasserfahrzeugen; auch die Sehnsucht nach heiler, unzerstörter Natur und gesundem, natürlichem Essen aus einem kleinen Laden — wie früher, auf dem Lande — fortschrittlich sein und nicht etwa, oder etwa doch, rückwärtsgewendet, also gefährlich und gar nicht gut? Das fragt man nicht (schon gar nicht als Prolet) das erkennt man. So, wie die richtige Einordnung alter Geschichten. Aus der Tiefe des Bewusstseins. (Zwei, drei Gläser mit ein bisschen gutem Zureden können hilfreich sein. Ich empfehle Guinness Draught Stout. Estd. 1759.) Für fortgeschrittene Intellektuelle gibt es eine geeignete, alleine schon ihrer perlenden Schönheit und ihres guten Leumundes wegen unwiderstehliche Denkfigur, so harmonisch und makellos wie die Formulierung das Werden der Zukunft, aber die kommt im übernächsten Kapitel. (Und täusche ich mich, oder hat solidarisch inzwischen auch schon einen Knacks weg, selbst im Westen? Wir sollten Wortverschleißlisten führen!) Aber schnell segeln konnten sie, einige zumindest, wenn sie wollten und die richtige Musik lief — irgendwas krawalliges natürlich, was auf Widerstand stößt — das musste man ihnen lassen. Und Kutter-Russen waren wir alle, also die vielleicht 250 Nasen, die diese kleine aber schon nicht ganz unauffällige Ecke der Segel-, Vereins-, Sport- und Freizeitkultur bildeten; Teil der Welt um uns herum aber ein bisschen anders, für ein paar Jahre, bis genug war, was anderes lockte oder zur Ordnung rief und jüngere nachkamen, von den Optis, Eltern-Booten und Schüler-Projektwochen, manchmal auch Sozialpädagogenprojekten sowie diversen, mehr oder minder naheliegenden Querverbindungen. Man konnte sich noch bewegen in den Rollen, sportlich messen und keiner hat nach flapsigen Halbsätzen und verwertbaren Ausrutschern von vor zehn Jahren gegraben, um den anderen von da wegzukriegen, wo der ist, oder seine Rolle aufzuheben. Wie auch, ohne Internet und Social Media? (Und wirklich keiner, oder nur nicht so viele, so laut, mit so viel Ermutigung, lockender Beute, Belohnung?) Am Ende ging es doch meistens nur um graduelle Unterschiede, Stilfragen mehr oder minder und schon auch die Haltung dazu — und auch wir hatten Rum in der Achterpiek, neben großen Mengen an besserer Aldi-Schokolade — auch vom Don Aldi, unser aller Schiffsproviantbereithalter nicht etwa aus dem frühen Bioladen, wenn die damals schon Rum gehabt hätten — wobei da ja schon ’mal einer mit Rohrohrzucker angekommen war, aus einem Laden der „Milch&Honig“ hieß, zu haben versprach. Der hat sich aber Sprüche&Lacher eingefangen, von nicht der knappsten Sorte, Müsli hin oder her — für die, die alt genug waren und wollten. „Erst nach dem Segeln und so, dass du dich noch benehmen kannst und nicht am nächsten Morgen mit 2zwei-null‰ auf der Uhr da/stehst!“ lautete die dazugehörige, müslistatuswahrende Regel. Ist eigentlich nie schief gegangen. Vielleicht hatten wir Glück mit denen, die kamen und mitmachen wollten — in denkwürdigen Fällen plötzlich einfach und sehr nüchtern auf dem Steg standen — „Ich hab keine Lust mehr auf meine Mannschaft. Kann ich bei euch einsteigen?“ — vielleicht haben wir den richtigen Ton getroffen, bei allen Peinlichkeiten und gelegentlichen Panne-Aktionen. — und von Keuschheit, Demut sowie dem ständig gebotenen Auf- und Gegenrechnen aller Pannen und Arschigkeiten, einschließlich der gar nicht selbst verursachten — im Sinne eines endgültigen Ausgleichs aller Ungerechtigkeiten und Kränkungen in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft — hätten wir auch niemandem was erzählt. Es wäre uns wohl reichlich absurd vorgekommen — abgedreht irgendwie, überspannt, wie um sich selbst zu überzeichnen — direkt von Monty Python’s Flying Circus, was schon in Wiederholung lief und immer für einen Spruch gut war, neben anderen Versatzstücken aus der Popkultur. Im Vordergrund stand ganz einfach Spaß, nicht »Spass« und auch nicht Gesellschaftsveränderung und Verantwortung, in der rückratbeugenden Zuspitzung auf ertragreich vorzeigbare und dem zukünftigen Gemeinwohl in Übereinstimmung mit der z. Zt. vorteilhaft zu verbreitenden großen Geschichte dienende. Irgendwelche Parteilinien einhalten, große Kampagnen ausbreiten und Ausschlüsse durchsetzen; ein dermonsteraktives den Falschen keine Plattform geben Wo,sind sie auf der Achterpiek? Im Wattenmeer? Und dann? war nicht unser Ding. Eine gute Haltung finden, einnehmen, vorleben, zeigen, beweisen — dass man was verstanden hat, sich benehmen kann und gerade die, die nicht so stark sind, warum auch immer, vor einem keine Angst zu haben brauchen? Nun ja … Verantwortung hieß für uns vor allem: Boot und Mannschaft wieder heil in den Hafen zu bringen und auf dem Weg dahin nicht allzu viele Trümmer zu hinterlassen. Vor allem keine, die wirklich scheiße (nicht wirklich) oder ätzend sind, irgendwo den Laden groß aufhalten (ich bin mir nicht sicher, ob wir schon ‚krass‘ gesagt haben) richtig fÄertgteern geben, also schwer ertragbaren, über das freche Spiel hinaus folgenreichen Ärger, in echt — nichts kaputtzumachen, das andere zum Leben brauchen; was sich jemand mit Liebe und Mühe aufgebaut hat und das einem nichts tut. Zumindest nicht mit böser Absicht. Wir hätten das damals nicht so gesagt, vielleicht sogar sofort widersprochen, etwas zu bedenken gegeben, bestimmt, aber ich glaube, wir mochten unser Land, eigentlich. Auch wenn Dänemark besser aussah, entspannter, freundlicher, von außen. Zärtlicher? Ach so, und hinter Usedom war die Welt zu Ende, praktisch, immer noch, wie der, der da mit spätjugendlicher Neugier beim Jugendtreffen im Winter ’93–’94, als die Jugendleitung wissen wollte, was wir uns so für den Sommer vorstellen und wohl auch dabei war, zu gucken, wer da noch am besten in der Lage wäre, Verantwortung und wegen Nachwuchsmangels schon gefährdete Tradition übereins zu bringen, eine Erkundung über den östlichen Rand vorgeschlagen hatte, sofort zu spüren bekam. Und zeitlich hingekommen wären wir eh nicht, mit Anfahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal — auf eigenem Kiel und ohne Motor natürlich, nix da Trailern: Tampen raus in Bruni hinter der Schleuse und den Schlepper-Rum bereit — also zufällig vorbeikommende, andere Sportboote eingeplant um Schlepperhilfe anbetteln, für 97 km, einen ganzen Tag, wegen: Segelverbot — welchen wir, zum Verdruss unseres, zwar jüngeren aber traditionelleren Schwesterschiffes, also dessen geschätzter Besatzung, deren Teil wir bis vor ein paar Wochen gewesen waren, dann spontan in Elbe-Lübeck-Kanal änderten, weil: warum nicht? Wenn der Wind besser steht, die Tide läuft, wie sie läuft und man da noch nicht war? Wie: „… erstes Jahr, so viele Neue an Bord, zusammen bleiben und machen wie verabredet!“? Oooch … „Man darf das alles nicht so verbissen sehen.“ war ein schöner Satz, aus dem raueren Mümmelmannsberg. „Take it for real, but not too serious!“ — „Nimm es für wahr, aber nicht zu ernst!“ — „Nimm es als echt, aber nicht zu schwer!“ ist eine Entsprechung aus einer anderen, ähnlich spielfreudigen aber weniger technikorientierten Welt, die mir Jahre später begegnet ist. Heute frage ich mich, was aus diesen Sätzen und der darin angelegten Leichtigkeit wird, wenn sie einmal wirklich unter Druck geraten. |
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Frankenstein’s Theory gegen zweieinhalb Knoten Ebbstrom |
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Die Sache mit der unzugänglichen Wirklichkeit und der alleine oder doch in erster Linie von sozialer Macht bestimmten Wahrheit, die wenige Jahre zuvor mit linksrevolutionärem Pathos; tödlich ernsten bis spielerisch-experimentellen Identitätsfragen; avantgardistisch-linguistisch-philosophischen Gedankenspielen; der Praxis rücksichtsloser Kritik an den Verhältnissen, sowie strategischen Kulturabriss- und Karriereaufbauplänen verknüpft worden war und die sich zur Zeit unserer Jugendwanderkutter-Freizeitabenteuer in randständigen Teilen der akademischen Welt ausbreitete, die hätten wir nicht geglaubt. Schon aus eigener, schlickverschmierter Erfahrung in einem Gezeitenrevier, bei dem eine der ersten Fragen bei jeder Planung naturgemäß lautete: „Wie läuft denn die Tide?“ Und die hohe Genauigkeit des amtlich vorausberechneten Tidenkalenders der häufigen Überprüfung an der, im ungünstigen Fall mit Muskelkraft zu bewältigenden Wirklichkeit sichtlich standhielt, unabhängig von der sozialen Stellung, beziehungsweise Positionalität des Beobachters, im Sinne der Kritischen Theorie Sozialer Gerechtigkeit. Wie zur Hölle, hätte es anders sein können? Schon der Gedanke, die Vorstellung … Im Englischen: imagination. Entsprechendes Verb, abgewandelt in Bezug auf Erneuerung, im Gerundium: reimagining, like in: ‘reimagining the all too traditional world of sailing’ — ‚die allzu sehr an der Vergangenheit hängende Welt des Segelsports neu-denken‘. Ich schätze, wenn ich, statt hier in alten Geschichten herum zu wühlen, lieber Förderanträge zu einem solchen Seminartitel geschrieben hätte, bräuchte ich mir um Bekanntheit und zukünftige Position weniger Gedanken machen. Die nötigen Schlüsselworte würden mir mittlerweile wohl schon recht flüssig und auch irgendwie vorzeigbar aneinandergereiht aus den Fingern kommen. Allerdings müssten die Boote teurer sein dafür, mehr nach großer Sache aussehen. |
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“What we take as truth depends on who we recognize as having the authority to determine, what gets called the truth. Once again, I really have to stress: This is the fundamentally postmodern view. It is like the quintessential observation of postmodern philosophy, if I had to boil it down to just one thing.” James Lindsay, New Discourses Podcast, Age of Narratives and the Postmodern Democratic Political Regime, April 2020, 10:25 – 10:45. „Was wir als Wahrheit annehmen hängt davon ab, wem wir die Autorität zubilligen zu bestimmen, was die Wahrheit genannt wird. Ich muss das noch einmal betonen: Dies ist die grundlegende postmoderne Ansicht. Es ist so etwas wie die wesentliche Betrachtung Postmoderner Philosophie, wenn ich es auf lediglich eine Sache zu reduzieren hätte.“ |
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„Zwei Stunden Ebbe plus zwei Stunden Flut ist gleich vier Stunden, reicht aber nicht unbedingt bis Glückstadt“ galt für uns selbstverständlich auch in sozialer Aushandlung, respektive Konstruktion, was den logischen Teil betrifft. Über das Aussegeln des Gegenstromes konnte man reden. Innerhalb der durchaus manchmal ein bisschen dehnbaren — besser präzise zu sagenschreiben: der bei genauerer Beobachtung möglicherweise etwas vorteilhafter liegend aufzufindenden — am Ende aber immer zu respektierenden Grenzen des nautisch Machbaren natürlich, für eine relativ schwere, als Verdränger konstruierte, offene Luggerketsch, wenn auch mit relativ großen Schwertern, das achtere sogar profiliert, richtig gut sogar, hohl gebaut aus Edelstahl, bei unserem Schätzchen. |
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Sedimentfalle, Schlickdeponie, in den kleinen Häfen. Also soll’n tut’s nich’, wird’s aber, in der Folge von dem, was’s soll. |
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Mit wem hätte man auch irgendwas aushandeln wollen? Dem Mond vielleicht? Den universell verknüpften Definitionen mathematischer Objekte und Operationen? Ihren antiken, eventuell sogar prähistorischen Autoren? Den historischen Erbauern des Bootes, warum sie es — Verdammt nochmal! — in ihrer sicher kulturbedingten Ignoranz unserer spezifischen Wünsche schreib besser ‚Bedürfnisse‘ — waren bestimmt alles Männer — so gebaut haben, dass es gegen den Strom geringere Fahrt macht, als mit? Strom- und Hafenbau etwa? Wegen Übertiefung des Elbefahrwassers, mit den Folgen absinkenden Tideniedrigwassers und zunehmenden Stromgeschwindigkeiten: „Heh, könnt ihr vielleicht mal aufhören mit dem Globalisierungs-Großseeverkehrs-Industrie-Massenkonsum-Scheiß, wir wollen hier spielen! Mann! Hör’ ma’, echt jetz’! ’s soll’n das werden, wenn’s fertich is’?“
Und
alles was du da noch sagen kannst ist: |
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“Freedom is the freedom to say that two plus two make four. If that is granted, all else follows.” George Orwell, Nineteen-eighty-four, 1948. „Freiheit ist die Freiheit zu sagen, das zwei plus zwei vier ergibt. Wenn das gewährleistet ist folgt alles andere.“ |
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Da kommt das passende Fahrwasser schon näher, ideell und wie von selbst, per Assoziation: Neue soziale Bewegungen, Agitpop. ★Mehr davon in Kap. 8!★ Sozial aushandeln heißt in Kreuzberg, in geneigten Zirkeln, 1972: wieder mehr die Gegensätze in den Blick nehmen — nicht mehr einfach so, sich an dem freuen was man hat und irgendwie raufen wir uns schon zusammen, nee — die Probleme, die es immer gibt, unter der Oberfläche des Zusammenraufens auf Basis allgemeinen, gleichen — benennen, adressieren Hey! Das heißt ‚mit Zustelladresse versehen‘ ansprechen um … sie aufzulösen? untereinander — „ich bin nicht unter dir | ich bin nicht über dir | ich bin neben dir“ Danke — miteinander. Der problemursächlichen Strukturen bewusst miteinander. Ich glaube, spätestens bei der Formulierung hätten wir die Hälfte unserer Mannschaft verloren. Unconscious bias! (Unbewusstes Vorurteil; Voreingenommenheit; Neigung; Tendenz; Verzerrung) |
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Gegenüberliegende Bilderserie: Irgendwo südlich Rügen, Rügischer Bodden vielleicht, im Sommer 1994. Blick vom achteren Mittelschiff über die Backbord-Kante. Die vertikal und diagonal durch das Bild laufenden Linien sind, von links nach rechts: Bb-Großschot, zweipartig, als Klappläufer geführt; Bb-Besanwant mit darumherumgelegtem zweipartigem Fall für die achtere Kentertüte, an einem der Augen am Wantenspanner verknotet (auf dem Farbbild ist ganz unten die zweite Umlenkung der Großschot zu erahnen, angeschäkelt am Pütting); Besanvorstag (zur Achterkante vom Schwertkasten, dort mittels Pelikanhaken geriggt); Stb-Großschot, ebenfalls zweipartig, als Luvschot lose herabhängend. Ziemlich leichter Wind, irgendwas zwischen halb und am. Seegang dem Bild nach geschätzt bei 2, nach WMO-Code (‘smooth’). Die Küste im Hintergrund könnte irgendwas im Mönchgut sein, Zicker Berge vielleicht. Sonne von rechts, ziemlich hochstehend. Leichte, hohe Schleierbewölkung. Dürfte entspanntes Segeln gewesen sein, vielleicht der Tag von Gager nach Sassnitz, 30. Juli, der 15. Fahrtentag. Könnte von oben so ausgesehen haben. Behelfsmäßig eingescantes Diafilmpositiv, etwas aufgehellt und kontrastverstärkt. Zwei Versionen in schwarz-weiß, die untere mit herabgesetztem oberen Schwellwert für die Transformation von Farb-Helligkeitswert zu weiß. |
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Also
jetzt ’mal ernsthaft: einmal ’ran, richtig machen, fein,
saeuberlich
aushandeln, in sich theoriegemäß eifersüchtig bekriegende,
Du
kriegst nix, von meiner
Eifer-Sucht!
aber immer von unten gegen oben
Der
Typ auf der Achterpiek und die an der
Besanschot,
schaut doch mal hin, was die sind!
solidarisierende Mikrogrüppchen
getrennt?
Nach Hautfarbennuance; Geschlecht
ob
wir das
damals
hätten
auseinander
halten
können)
Geschlechterrolle (als;
Geschlechterorientierung; ethnischer Herkunft; körperlichem
Zustand; O-Ho, Ausdrucksweise, ganz wichtig;
psychischer Labilität
Laaa— Lebensalter
und wasweissichnochallem, was man als Grund
heranziehen könnte, gemeinsame Interessen auszulöschen (zu
lösen, die Probleme oder zu löschen
vielmehr, die Grundlage der Probleme?) die eben noch im
Mittelpunkt stehenden Gemeinsamkeiten zu überdecken, an
den Rand zu drängen; die geschaffenen; gefundenen Verbindungen
aufzulösen und neu zubesetzen;
entsprechend neuen Vorstellungen, vom Rande her, des Gewesenen,
einzuschreiben — „to
put the margins to the center“ — die
marginalen; am Rand
aber
ständigen; bislang nebensächlichen — wirklich
nebensächlichen Fragen in den Mittelpunkt stellen, von
jetzt an — endlich — nichts im weiteren Sinne
dazugehöriges das der Hauptsache neue Kraft verleihen könnte
mehr vernachlässigen — und dann, nach gewichtetem
Proporz — jede Statusgruppe einheitlich, nach Rang und
Ausmaß ihrer bisherigen Marginalisierung,
mit extra Stimmengewicht
nur
zur
GleichStellung — entscheiden,
dass heute die Flut ’mal drei Stunden später kommt? Das Boot
vielleicht zweieinhalb Knoten schneller fährt, wenn wir nur
endlich
Imagine …
Da irgendwo muss sie sein, die Fahrrinne, auf dem Weg aus dem, von der rasch bereits ins Fernere zurückfallenden Vergangenheit her, noch untergeordneten Nebenfahrwasser, durch die Untiefen und kulturellen Sandbänke mit den schönen Gesängen, Gedichten, Anklängen sehnsüchtiger Verbindung und den Wracks ungezählter Plenumssitzungen und Aktionsgruppenkonferenzen in den Hauptstrom, den geistigen … Gender-Mainstreaming war einer dieser Begriffe, die ich etwas später an der Uni kennenlernte und so merkwürdig fand. Irgendwie schräg ‚Soziales-Geschlecht-Hauptstromeringen‘, erringen vor allem als Strategie zur Weiterentwicklung der gesamten Institution. Also des Rahmens — dem was die Grenzen markieren und die Anschauung lenken sollte — von dem was ich darin machte, nämlich Geographie studieren. Feministische Geographie kam wieder ein bisschen später, noch nicht in das Curriculum aber in die Studiengangs-Aktive(engruppe) von der Seite her: ein paar Studentinnen, die da mal auf einem überregionalen Treffen irgendwelcher Gruppen gewesen waren und bei Nachfrage sehr schnell klarmachten, dass das nichts zum Lachen war. Dafür aber zu Fördern, der Zusammenhänge wegen, übergeordneten, die nur um den Preis unangenehmen, für die weitere Gremienarbeit eher hinderlichen Streites bestreitbar seien, welche man außerdem in ihrer Wirkung so richtig, eigentlich nur erfassen könne, wenn man sie erlebt hätte, unausweichlich. Nicht so schön ausformuliert wie hier, sondern theoretisch-praktisch komprimiert, verinnerlicht qua Sozialisation. Der zum Ziel der Förderung passenden, natürlich. |
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Nun denn … aushandeln — nach ausführlicher Gruppendiskussion in einem sicheren Raum Waren die vorher denn irgendwie nicht sicher? Also bei — mit genau überwachten Redezeiten sowie jeder Rede zunächst einmal voranzu-, neben-, nach- und beizugestellenden, unterlegten und übersetzten, übergebratenen zum Zeigen besserer Einsicht nur angemessenen rituellem Bekenntnis verantwortungsursächlicher schuldzuweisender Zusammenhänge unter der Aufsicht eines besonders gründlich in Schuldzuweisungserkenntniszieldiskussionsgesprächen geschulten Awareness-Teams ←Wo kommt das denn auf einmal her? Übersetzt heißt das ‚Bewusstheits-Mannschaft‘ oder ‚Bewusstseinserweckungs-Arbeitsgemeinschaft‘. ‚Psycho-Gruppe‘. Na toll. zunächst einmal die entschiedene — ach komm, was soll das? — keine halben Sachen mehr, lauwarmes Gelaber, Drumherumgerede: mit Mut herausgeschrien, den widerständigen Impuls — die radikale, umfassende, die: totale Ablehnung; Verneinung erklären, der hinderlichen Verhältnisse, mit einer schonungslosen Kritik von allem was existiert, hier ! jetzt ! Und überall? !? Also die bestehende, den Verhältnissen erst ihre Form gebende Gesellschaft mitsamt der, solche Zuordnungen ermöglichenden Kultur —
im
Norden, im Süden, im Osten, im Westen — als fundamental problematische und global zerstörerische Ganzheit denken, lokal handeln? Und dann? Heil machen ? in der Vorstellung abbilden; dann die Aktualisieren/Verwirklichen-Taste drücken? (Englisch: to actualise.) |
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Ein Zeichen setzen! Um etwas zu ändern — Schlummern. 10 Minuten — Gleich da, an Ort und Stelle in Wedel, den Fortgang des Üblichen unterbrechen und mit dem Abbau beginnen, ganz praktisch — symbolisch erklären, dass man es verstanden hat, hinter die so trickreich verschachtelten Masken der bürgerlichen Wohlanständigkeit zu sehen, am Schlengel N sich eingereiht in die neue Front; Zeichen zu setzen, zu sein für den großen Zug der Menschheitsgeschichte — hinfort! — zu Höherem Vade retro, Satanas! — und dann … erst einmal das alte Boot verbrennen Oh nein! um den Kopf frei zu kriegen, für den Bau eines viel, viel, viel besseren neuen? (Von dem keiner von uns wirklich Ahnung hatte.) |
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Wir waren ja schon froh wenn wir es schafften das Freibord einigermaßen tropfnasenseeungeheuerfrei zu lackieren. |
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Auf,auf dass der Feuerschein — rote Glut gegen schwarzen Himmel, der Nacht — des alten, engen und langsamen, von untauglichen, im Grunde genommen unerträglichen Verhältnissen gezeichneten — sie zu stabilisieren zusammengefügten, schon lange, zu lang an unseren Kräften zehrenden, die überkommenen Vorstellungen und Gewohnheiten in sich tragend, wie die Schriftrolle den dazugehörigen Text, deren Siegel aber nun gebrochen, dessen Inhalt studiert, geprüft — gegen das Licht gehalten und für dunkel erkannt — samt und sonders verworfen — verwandelt, in combustio generierten Aufwinden in funkensprühenden Wirbeln zu Rauch — nubs — erhoben, in der erstickenden Finsternis der systemisch verursachten Krisen leuchte, im Verein mit so vielen Kämpfen so vieler schöner Menschen, die an soganz vielen Orten der Welt, auf vielfältige Weise zugleich stattfinden und voranschreiten, über die notwendige Erschütterung hinweghelfe, die Mühle der Entfremdung, das Mahlwerk der Versklavung, Re-oppression und Verbitterung zum Stehen zu bringen und allen, im Ebbstrom verzweifelten Signal sei, ja durch die Provocation das Gewohnte erst einmal unterbrechender Reaktionen überhaupt Hinweis praxisey informed by theory und Mut gäbe, aufzustehen rise up! sich umzuschauen to see die missliche miserable Lage status quo zu to erkennen realize und — bei der Kraft ·power· einfacher Hände Arbeit ··work·· — dann gleiches zu to setzen actualize für for den großen Aufbruch dawn von dem ausgehend emanating nicht mehr ferner Zfukturnfte eine Grund legend qualitative Veränderung, Aufstand, Wandel — Loslösung von allen unnatürlichen Zwängen — Erhebung der Massen — die GROSSE — Transformation aller — ’nen Einbaum hätten wir wohl noch hingekriegt, irgendwie. |
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↙ Eine
andere Version der Hymne hinter ‚Grund‘ da unten liegt hier,
hübsch illustriert und mit englischen
Untertiteln. |
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⤒nach
oben |
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Und wer weiss, vielleicht wäre daraus ja im Handumdrehen, mit ein wenig Geduld, nur ein wenig mehr, gutem Willen und Mut, bei Fortfall der erzwungenen Unterdrückung spontaner Impulse sozial-natürlicher Menschen und ihrer grenzenlosen Phantasie, so etwas wie die CUTTY SARK geworden, nur in schöner, freier? Weisst Du’s? Wie kannst Du es wissen? Man hat es noch nie probiert. Wart’ mal Trüffel … da lang? Wirklich? Tra… Ähh— Mann! „Anluven! Besen dicht; Schwert runter! — Ja, richtig Ruder legen! Mehr!! — Groß dicht! — Vorsichtig dichtnehmen; Fock auch dicht! — Und austrimmen! Wir gehen an den Wind — Spieren bleiben vorgeschiftet — Klar zur Wende …“ So ungefähr hätt’st du’s gerufen, da flussab, im zunehmenden Strom? Und dann aufkreuzen, im Nebel; mit all denen, jetzt von vorne, die weiterlaufen, als wär’ da nichts? Mann, man … |
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Aber Wir waren auf der Unterelbe, nicht in Clownworld! Und wir hatten noch was vor, das wichtiger war. |
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Sirenenpinguine segeln nicht |
Apropros Hautfarbennuance (Sechs Hauptabsätze und zwei abgesetzte Zitate weiter oben:) haben wir nicht groß nach gefragt, waren alle ziemlich blaß. Außer dem einen KuFü da, bei der SVAOe, der „der Major“ genannt wurde, in englischer Betonung, mit Fischerhemd, rotem Halstuch und Elbsegler, der gerne Pfeife rauchte und bei entsprechender Frage, der Erzählung nach, halbspöttisch lachend zurückgab, dass er „als Kind mal in den Schoko-Topf gefallen wäre“. Der war cool. Einfach ’nich so verbissen sehen, sich um Boot und Mannschaft kümmern, gute Aktionen bringen, wie die ander’n auch, die was wollten. Hab’ auch nie gehört, dass da mal einer wirklich arschig war, so außer der Reihe der üblichen Frotzeleien und invertierten Flirts. |
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Oh, da war auch noch die … von der AKCJA muss die gewesen sein, auch ziemlich dunkel und mit Kraushaaren. Mal ein oder zwei Tage bei uns mitgefahren, austauschweise, auf der Rügen-Sommertour … oder später nochmal, an einem Wochenende? Ich habe mich erst an sie erinnert, als ich die alten Bilder durchgesehen habe. War halt auch nicht mehr die Zeit, schon länger nicht mehr, glaube ich, in meinem Umfeld jedenfalls, wo man mit rassistischen Sprüchen im herkömmlichen Sinne oder Tür-vor-der-Nase-Zuhalten hätte viel gewinnen können, an Sympathie, Status und allem. Nicht’mal als Vereins-Daddy oder Vorstand gar. Mit demonstrativer Umarmung? Und dem Vorsatz ‚Anti-‘? Nun ja, das fing wohl gerade an, häufiger zu werden, auch in den weniger durchpolitisierten Ecken. Und St. Pauli war definitiv mehr angesagt als HSV, bei unserer Mannschaft, alleine schon wegen des Totenkopfes „Piraten der Liga“ und so. |
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Was ist ein invertierter Flirt? Eine Zuneigungsbekundung und Einladung zum Spiel, durch vorgeblich respektloses Ansprechen und eifriges Herumscheuchen, wenn möglich. In Hinblick auf Offenheit und Angreifbarkeit, eher schüchtern als mutig zu nennen, meinem Dafürhalten nach. |
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Die Sache mit den Neo-Nazis, zur gleichen Zeit, vor allem im Osten? Nicht unsere Welt, nicht in der Kutterszene, in Hamburg. Invertiert wiederum, als AntiFa-Sympathie, gerade wenn die in lustig machte, das schon, zum Mitsingen vor allem. “Eight penguins in perfect parade | had a lot of fun and a lot of hate. | They fought for their lifes and against | Captain Iglo and his friends.” Reimt sich gut. Mit dem leicht dramatisierenden Akkordeonspiel dazu und ‚Pinguine‘ nimmt die Verbissenheit, das latent fanatisiert Militärische bzw. Militante raus, trotz „kämpften um ihr Leben“. „Käpt’n Iglo und seine Freunde“ steht dann wohl für … Hat was. Und bleibt gut hängen. Schreib ich hier nur dokumentarisch und als künstlerisch-formelle Wertung hin. Könnte sonst Hassrede sein und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Nicht? „[Vertreter einer biol. Art …] hatten eine Menge Spaß und eine Menge Hass. Sie kämpften um [für] ihr Leben und gegen [Gruppe von Menschen, die ihre Feinde sind, angedeutet als populäres Klischeebild].“ Ist aber so in richtig hart, also konkret aktionsorientiert auch nicht aufgetaucht, nicht wirklich. Wie gesagt, wir waren ‚Müsli‘, nicht ‚Molli‘. Und was will man auf’m Wasser, wenn man eigentlich auf Molli-Szenen und D/s mit Bullen steht? Sich erholen etwa? Schon mal ’n Vorschuss auf die freie Gesellschaft nehmen? Beglückt über ein paar Brackwasserspritzer auf der Tropenholzducht im Sonnenschein lachend, zwischen traditions-sport-rollenspielseligen Späthipsptiers und Vorstadthelden mit Hang zur ironischen Brechung auch noch des heiligsten Atheist-Heldenkultes (Märtyrer-Bild ⇢ Kakao– Zug– Abfahrt: 2 sec) und — der überwiegend kleinfamiliären geschlechterrollen-, wie konfliktbewältigungsstrategiebezogen normativen Prägung von zu Hause aus sei Dank — recht gelassen und großaufruhr-hormonsystemdramakrisenfrei vor sich hin pubertierenden Bürgerkindern ohne wirklich vielversprechendes Mobilisierungspotential, auf Wochenendreise in ein niedersächsisches Provinz-Schlickloch? Naah. |
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Den einen Polizisten, der da mal, Ende der Achtziger, in der Schul-Aula gesprochen hatte und im modern-nüchternen bundesdeutschen Amtspersonenton irgendwas über gefährlichen Extremismus erzählt, hatte ich da schon wieder weitgehend vergessen. Der kurze Teilsatz im Nebengespräch (auch ein eigentlich energischer Mensch) sowas wie: „… wie das ist, wenn da vor einem plötzlich so eine Flammenwand aufgeht …“ der ist noch am längsten geblieben. Ein beiläufig (mit-) prägendes Erlebnis, jedes für sich. Und,
hier vielleicht nicht uninteressant zu
erwähnen, politische Theorie, im Sinne von: „Habt ihr
mal darüber nachgedacht, welche in der Gesellschaft
wirksamen, Macht und Orientierung
erzeugenden, manchmal identitätsstiftenden
Ideen oder großen Rahmenerzählungen da so
unterwegs sind, in freier Wildbahn auf der Suche nach
Verbreitung, welche Geschichte die jeweils
haben und woran man sie erkennt?“ Gar noch: „Wie das geht, so
ganz praktisch, mit der Ideenverbreitung,
-vermehrung oder -einengung und
Geschichtenfortschreibung, dem ganzen,
betrachtet man es unter dem werdensbezogenen
und intimen (vertrautheits-;
persönlich berührenden) Aspekt, nicht wenig
anzüglichen (was kommt rein in mich; was geht aus
mir hervor; was passiert in mir — und dann auch noch zum
gewissen Teil unwillkürlich — auch schön
unheimlich: was trage ich in mir)
gesellschaftsbezüglichen
Geistes-Schweinkram?“ Kam in Gemeinschaftskunde
oder später Politik oder Philosophie nicht
vor. In
Psychologie? Deutsch? Na, linguistisch
vermittelt, kulturell bedingt, Hintergrund
von so vielen Geschichten, Erzählungen,
Dichtungen … BRECHT!
Die Manns; Frisch; Andersch, meine Güte. An Stelle da ewig an
einzelnen Werken herumzukauen. Da wär so
viel Raum gewesen, in der Oberstufe. Shakespeare, in
Englisch — nein, zu hoch. Bisschen was von den großen
Liberalen, 18., 19. Jhdt., England, Schottland,
Amerika. Amerika … gerade mit der
Stadtgeschichte, HAPAG,
den Auswanderern, Querbezug
Nationalgeschichte, 1848, 1789ff.
1517, 1648, das ganze 17. Jahrhundert, verdammt (-es).
1918, 1933 … Fragmente davon schon, aber eigentlich immer an Personen und Ereignissen aufgehängt. Kein Überblick, keine Systematik, wenig Farbigkeit. Auch keine offenen Fragen und Ausblicke rundherum. Oder ich hab da immer nicht aufgepasst, lieber nach draußen, den Eichhörnchen nachgeguckt. |
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Die haben ja nichtmal Bier getrunken. Keine Graffitis, keine Prügeleien, nichts. Freundlich, selbst zu Hafenmeistern. „Die Ärzte“ gehört und sich mal ’ne bunte Strähne gefärbt, als Gipfel des allgemeinkulturellen Aufruhrs. |
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Waren auch typischerweise älter; zwischen zwanzig und dreißig, glaube ich, die das hätten sein können. Und dass bei uns ein paar End-Teenie- bis Anfang-Zwanzigjährige überhaupt Platz (und Lust) hatten war, auf die Kutterszene bezogen, schon ziemlich die Ausnahme, auch wenn’s langsam mehr wurde, weil irgendwie überall weniger Jüngere nachkamen. Vielleicht lief das ja eher andersrum: Pubertierende Bürgerkinder, die nach einer enttäuschenden Videospiel- oder Aufhübschphase, bei nicht mehr ganz so prickelnd wirkenden Karriereaussichten, auf der Suche nach Orientierung, anstatt mal den Weg zum Hamburger Yachthafen zu finden, dem Sirenengesang Altonaer Aufruhr-Heldenkampfgeschichten der Hafenstraßenszene … |
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Äh, wart’ mal — den Weg zum Yachthafen finden, mit dem Auto wohl — als Jugendliche. Aus Altona. Soso, Bürgerhäschen, aus der Garten-Dorf-Vorstadt für das bessergestellte Volk im Nordosten … Ist Segeln nicht nur für Reiche? Sind Yachten nicht Statussymbole und Luxusspielzeuge für Bonzen, niemals erreichbar für einfaches Volk, dem ja gar nichts anderes übrigbleibt, als heruntergekommene Spekulationsobjekte instandzubesetzen und zu offenen Stadtteilkulturzentren, sozial befreiten Zonen und Symbolen des Widerstandes gegen die alles verschlingende Verwertungslogik der kapitalistischen Gesellschaft zu machen? |
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Freiräume |
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In eurer Comic-Sozialkitschwelt vielleicht, aber nicht in der Realität einer liberal-konservativen Bürgergesellschaft mit gemeinnützigen Segelvereinen, die genug Substanz haben um eigene Boote zu unterhalten. Alleine schon, damit die eigenen Kinder, wenn sie älter werden, nicht nur deswegen landwärts gehen um von den Eltern wegzukommen. Wir erwähnt gab es solche Vereine auch aus der Arbeiterklasse, sogar noch von vor dem Kriege und offen für alle möglichen kleinen Leute, sogar aus dem Umland, die mit irgendwelchen, mehrfach umgebauten, gebrauchten Beibooten angefangen und sich geholfen hatten, zusammen Spaß gehabt und gelernt, voneinander; das geschaffen, was alleine nicht gegangen wäre. Sich und später ihren Partnerinnen und Kindern gute Gesellschaft gesucht; gegeben, nach eigener Wahl und Gelegenheit. Dieses ‚nach eigener Wahl‘ aber nicht eurer; unkontrolliert, revidierbar; der Nase nach aber nicht beliebig, nicht ungebunden, nicht grenzenlos, sondern nach Gelegenheit; nicht im Einklang mit allem und dann auch noch ohne schlechtes Gewissen und Ergebenheitsadresse, das piekst euch, wenn ihr mir erlauben wollt, euch so zu imaginieren, nicht wahr? Und eine Gesellschaft, die nicht perfekt war, mit Brüchen, Fehlern, Enttäuschungen und Widersprüchen, als ‚gut‘ zu bezeichnen. Ein bisschen Sportförderung des Stadtstaates dazu, dem auch daran lag, dass die Leute ihre Orte und Wichtigkeiten finden und weitertragen; den Trümmerhaufen der letzten großen Vereinigungs- und Weltbefreiungsphantasie stabilisieren und abtragen, neben der Arbeit, oben wie unten. Nur halt Richtung Aufbau und persönlichem Wohlgefühl in greifbarer Nähe, realistischen Hoffnungen folgend, nicht Richtung Unterbrechen, Abbrechen, Abräumen — die Stadt war schon kaputt, in weiten Teilen seit 1943, geistig seit ’33; ’45 gerade noch so der weiteren Endparadieskampfzerstörung entkommen — genau nicht: von Grund auf Neubauen, in genau gleich, für alle, nach Maßgabe eines erleuchtet-erlauchten, hochwohlgesetzten, unfehlbaren Übergangs-Gleichheits-Herstellungskomitees, wie 70 km weiter im Osten, da wo die Flüchtlinge herkamen. (Ja, wohin laufen sie denn, ihr Paradiesvögel, wenn man sie nicht mit Ausbürgerung, Stacheldraht, Mauern und Republikflucht-Paragraph daran hindert?) Oder — ich muss das hier noch anhängen — neue Vision, schon seit über 40 Jahren im Diskurs — besser gar nichts neubauen? Immer nur wieder abbrechen, ausreißen was hochkommt, sich einzurichten sucht in der Welt, wenn es nicht perfekt in die Gemeinschaftslebens-Paradiesvorstellung der Erleuchteten passt? Immer wieder aussortieren, die Diversanten und mit weniger als Alles zufriedenen Sozial-Schwächlinge, die sich nach Ruhe und warmen Puschen oder Gummistiefeln und eigener Jolle sehnen, an Stelle rollenvorgabebildgemäß freudig der nächsten Umerziehung, Segelboot-Sozialisierung — Das Volk braucht keine Segelboote! — und Geistesdemontage entgegenzusehen? Bis dann, eines fernen aber möglichen Tages, so, wie von den Propheten und Volkszukunftsexperten vorausgesagt, es, Alles! Da: die ganze Welt: Für alle gleich und allen Wunschträumen gleichermaßen ideal geeignet Auch denen mit Segelbooten? nach unbeugsamem, schier endlosen aber nie gebrochenen, immer wieder neu entfachtem Kampf, wie von alleine … «Taaa-Ta-Ta-Ta-Taaa» „Das Oberkommando der …“ — Wieso fällt mir das jetzt wieder ein? Dir hätte auch das Bild vom Esel und der Karotte einfallen können. |
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Wohlstand für gar nicht so wenige |
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Das Ganze spielte sich vor dem Hintergrund einer breiten Wiederaufbau- und Wohlstandsvermehrungsgeschichte ab, die irgendwann gegen Ende der 1980er, Anfang der 1990er auf ihrem Höhepunkt war, insbesondere was die Bildung einer breiten Mittelschicht anging. Die Lebensverhältnisse der Arbeiterklasse (wenn man sie denn unter den Bedingungen überhaupt noch so nennen will) waren damals sehr weit entfernt von denen der 1920er oder gar denen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Häuschen mit Garten, Auto, Boot oder sonstwas, Urlaubsreisen, Puschen, selbstverständlich, auch mehrere pro Jahr, ging, für viele. Natürlich nicht in beliebiger Größe, Lage und Ausstattung oder ohne große Unterschiede, aber ging, nicht selten. Und Jugendliche wurden pauschal gefördert, mit Ermäßigungen, auch mit Beihilfen für Ferienreisen, wenn es welche brauchten. Von privater Seite her, auch nicht selten eingeladen, Freunde, Freundeskinderfreunde … Mag sich piefelig anhören, gegenüber der Vorstellung eines revolutionsgruppen-befreiungsgesellschaftsstaatlich verliehenen Privilegs aufgrund des Vorzugsstatus’ als Mitglied einer benachteiligten Gruppe und von Awareness-Teams organisierten Gruppen-Gleichstellungsaktivitäten (Soll ich’s euch ausmalen, in Bezug auf Segelboote? Das Pony hätte so einen Spaß damit.) „Unrecht am Besanwant: Das Awareness-Team und die Gefahrenhalse“ aber nicht wenige dürften ihre ersten Erfahrungen im Umgang mit Segelyachten oder sonstigen Luxusspielzeugen (manchmal auch mit alternativ-kulturellen MüsliMüsli-Wochenend-Gartenhäuschen auf dem Lande) einer Kindergartenfreundschaft oder einem netten Plausch am Rande von irgendetwas verdanken. Oder auch dem vorsichtigen Beschnuppern zweier Kinder aus doch nicht wenig unterschiedlichen Welten in einem WG-Flur, am Rande eines nicht ganz kurzwierigen, am Ende aber erfolgreichen Aushandelns einer Zimmervergabe. Gott, dieses Bild vom eingebildeten Bourgeois, der alles immer auf Profit und Preis hin betrachtet und nichts lieber tut als andere auszuschließen, abzuwerten und sich damit sozialstatusmäßig abzuheben; kulturell immer nach oben schielt; giert, aber nichts versteht als hohle Formen, um des gesellschaftlichen Ansehens willen, zu kopieren; ständig, um alles besorgt, dabei seinen Besitz abzuschirmen, die Frau klein zu halten und die Kinder zu isolieren, auf Egoismus, Verweich-(weib)-lichung? und Vorzeigbarkeit zu trimmen … Und dreht mal dieses Zerrbild auf sozialistisch! Fällt euch irgendwas auf? Nein? Nicht mal so ein bisschen? „… nichts versteht als hohle Formen, um des gesellschaftlichen Ansehens willen, zu kopieren …“ „… alles immer auf Profit und Preis hin betrachtet …“? Ersetzt mal ‚Profit‘ mit ‚Nutzen‘ und ‚Preis‘ mit ‚Einsatz gesellschaftlicher Mittel‘! Immer noch nichts? Ich seh’ da was. Und die Spuren davon fallen mir immer wieder auf, im Osten und in den Erzählungen derjenigen, die den »wissenschaftlich bewiesenen« Weg zum Paradies mit Aufrechnung von Statusgruppenprivilegien und zentraler Planung aller wirtschaftlich bedeutsamen Aktivitäten erlebt haben. Im übrigen gab es auch allgemeinbildende Schulen, welche in Zusammenarbeit mit Segelvereinen, in Abhängigkeit vom Engagement der Lehrer und dem Benehmen der Schüler, sehr niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten schafften, in die Segelwelt. Wer sich auf der ausgedehnten Quasi-Probefahrt mit, sagen wir: einem Jugendkutter nicht ganz doof anstellte, Interesse hatte und den Eindruck machte in die Mannschaft passen zu können, wurde danach meist sofort eingeladen, für eines der nächsten Wochenenden, egal wo der herkam, in den 1990ern. Auf eine Erinnerungsminiatur aus einer solchen Schüler-Projektwoche — eigentlich mehr KuFü- und Lehrerprojektwoche für Schülerspaß- und Gruppenerfahrung, plus ein bisschen unkonventionellem Sport- und Geographie-Unterricht — komme ich nochmal in Kap. 11.2, Führungserfahrung. |
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„Ist ja alles ganz nett, aber kann ich mir Segeln überhaupt leisten? Ja.“ Aus einem Messe-Handzettelheft („Kuttersegeln – Was ist das?“) der Hamburger Seglerjugend im Hamburger Seglerverband e.V., um 1995. |
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Was wir bezahlt haben, für unsere Kutter-Kleinsegelluxusyachten-Bootsabenteuer in Geld war wenig, gerade verglichen mit mehr mode- und massenkonsumorientierten Freizeitbeschäftigungen. Was wir dafür in Zeit und Arbeit hineingeben mussten, vor allem um das Boot in Stand zu halten, war nur fair. Und lehrreich dazu. Material wurde gestellt (oder mal eben kurz von zu Hause ausgeliehen — ich sag’ euch: die Bedeutung gut sortierter väterlicher Kellerwerkstätten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wird immer wieder massiv unterschätzt) Engagement wurde gesucht. Und natürlich keine Vollbratzen, Von-Allem-Gelangweilte oder Zerstörungswahnsinnige. Preislage für ein Wochenende Segeln war 5 bis 10 DM, für Futter. Kann fast nicht sein, auf Sommertour war der Richtwert bei 100 DM pro Woche, wobei da Hafengelder und das Abschiedsessengehen mit drin waren. Gegen Ende zu, 1997, haben wir ein bisschen großzügiger eingekauft, wenn keiner was dagegen hatte. Vereinsjahresbeitrag war 80 DM oder so, für Jugendliche. Irgend ’ne Aufnahmegebühr noch, aber auch nicht so hoch. Nochmal nachgesehen: irgendwas bei 100, außer wenn Vereinskind, dann frei. Keine gesonderten Nutzungsgebühren, keine Zeitabrechnung. Wirklich: „Hier unser; euer Boot, macht mal!“ Allerdings auch keine Abrechnung von Arbeits- und Organisationsstunden. Ich glaube, für KuFü’s war die ungeschriebene Regel: Je mehr, je besser. Und die haben dann zugesehen, dass sie dem 1,5-t-Haufen an einmal mehr, schon wieder, verdammt, und besser auch noch zu Erledigendem nicht alleine gegenüber standen oder alleine darunter herumrobbten, mit Arbeits-Overall und Staubmaske. Führen heißt: Machen, wenn’s sonst keiner macht und: besser Vormachen, wenn einem das Ergebnis nicht passt. Wenn einer von oben draufguckt oder jemand mit mehr Ahnung kommt: Männchen machen. Probleme — und wer kein gelernter Bootsbauer ist, braucht nicht lange auf die warten, in seiner hartnäckig wiederkehrenden Illusion von nur ein bisschen — so lösen, dass andere folgen können und es weiter geht. Den Ersatz verschlissener Ausrüstung sowie Reparaturen die wir nicht selber machen konnten hat der Verein übernommen, ebenso wie die Dauerliegeplatzkosten, die Versicherung und das Hallenwinterlager, in der gemeinsam von vielen Vereinen getragenen Einrichtung des Hamburger Yachthafens. |
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Der war einmal mit nicht zu knapper staatlicher Unterstützung, Anfang der 1960er, als Ausgleich für eine Hafenerweiterung, die einen älteren, stadtnäheren großen Sportbootshafen gefressen verdrängt hatte, da hingestellt worden, an den Rand der Nachbarstadt in Schleswig-Holstein, gerade so weit draußen, wie die S-Bahn fuhr und für Mitglieder der Mitgliedsvereine des Yachthafenvereins deutlich günstiger als eine kommerzielle Marina. Und lockerer, mit weniger Blümchen und mehr Selbermachen, wie ein großer Spielplatz für Erwachsene. Schon mit ein bisschen Ordnungsfimmel und natürlich auch was vorzeigen wollen. Und dieser gewissen Hamburger Mischung aus Schönmachen und Rumhökern, -pusseln, hier noch ’ne Ecke, da noch Zeug, da einer, der schon wieder was bastelt oder noch vorhatte — „Was macht ihr denn nachts noch hier?“ — verlorene Traumstücke und, einfach so hingestellte Sportschüsseln, Hochglanz und Krümelkram, alles zusammen — „Heute staubfrei! (Ihr Torfköppe!)“ — durchaus richtig zum Segeln, nicht nur Boote tätscheln, schnacken und Kaffee trinken. Alles bei 2½ Meter Tidenhub und im Vordeichland. „Flutgestell? Was ist das denn?“ Na, damit das Boot, nachdem es bei Sturmflut in der Halle aufgeschwommen ist und sich mit den anderen Booten vergnügt hat, hinterher wieder aufrecht zu stehen kommt. „Braucht ihr. Das alte ist irgendwie nicht mehr ganz da. Hier, die Liste mit den Teilen und die Adresse von der Gerüstbaubedarfsfirma, Rechnung geben lassen, macht mal!“ Am Ende des Geschäftsjahres so günstig, dass einem Verein mit vielleicht 300 Mitgliedern von überwiegend irgendwo aus der Mittelschicht und ohne großes Repräsentationsbedürfnis zwei Jugendkutter und ’ne alte Elb-H-Jolle (Holz, mit Steilgaffel, 50erjahre, deutsch: Müsli) oder später ’ne X-79 (GfK und Alu, 1980er, schneller und aus Dänemark: cool) für Ex-Kuhttersegler ohne eigenes Boot auch nicht die Haare vom Kopf oder die Koteletts vom Festausschuss-Grill-Budget fressen. Mannschaftsintern noch’n bisschen was für die KuKa, die Kutterkasse, für Hafengelder — die aber an der Elbe wiederum meistens frei waren, in den Vereinshäfen, für alle Jugendboote — und ein paar Komfortsachen. Ich weiss von einem, der da dennoch immer wieder Mühe hatte, alles zusammen zu kriegen und trotzdem dabei war. Manchmal eben auf (Spontan-)Kredit (bei einem anderen) und Absprache (mit dem Kassenwart) dass es später auch noch passt. Meine Güte, wir wollten ja Segeln, zusammen und der Verein wollte, dass wir segeln. (Und irgendwann mit eigenem Boot, und sei es ’ne alte, wiederhergerichtete Jolle, alles weitertrügen.) Die Boote waren dafür da und niemand wollte was anderes, als ideellen Gewinn herausbekommen (und den günstigen Liegeplatz für’s eigene Schätzchen). Geld verdienen war an Land, auf Arbeit, nicht beim Sport, in der Freizeit. |
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Jugendwanderkutter in Sassnitz, Sommer 1994. |
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Luxus-Exklusion |
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Auch die, von denen wir in erster Linie wirtschaftlich abhingen wollten, dass wir segeln und fanden es wahrscheinlich durchweg gut uns damit 1. bei etwas sinnvollem, in Bezug auf viele alltagsrelevante Dinge lehrreichem zu wissen und 2. nicht mehr am Wochenende ständig am Hals zu haben, ohne 3. dafür irgendwas groß organisieren zu müssen und, nicht zu vergessen, 4. es in tieferem Sinne erfüllend, ihre Kinder mit einem Lachen und diesem inneren Antrieb zu sehen, der einen an das eigene jung- und lebenshungrig sein erinnert. Ich mag nicht ausschließen, dass es für den einen oder die andere des Weiteren auch nicht unangenehm war, sagen zu können: „Unser Kind segelt. In einer Jugendgruppe, auf der Elbe.“ Und? Irgendwas schlimmes daran? Oder nur etwas irgendwie fehlendes, mit Bewusstsein, Kritik, Verhältnis (pl.) und Guthaben? |
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Ebenso wollte, wovon ich ausgehe, der Stadtstaat, im Sinne von dessen Regierung und den in irgendeiner Weise damit befassten Verwaltern (Senatsbehörde für Jugendspaßangelegenheiten, nautisches Rollenspielwesen und gute Langfrist-Stimmung?:) dass wir segeln, insbesondere wenn zwei der nicht allzu fern liegenden Alternativen „mit Kumpels abhängen, Scheiße bauen“ und „auf Glücks-Wegabkürzungssuche vollabgestürzt“ hätten sein können. Oder ein ständiges, massenmedial und von pressure groups verstärktes: „Los, mach! Gib, gib! Mehr, mach schon, sornst e.l.s.e.“ Im Rückblick fühlt es sich so an als hätten alle, auf die es ankam gewollt, dass wir segeln oder es noch immerhin freundlich zustimmend mitangesehen. |
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Merke: Segler sind wie Kleingärtner. Gib ihnen ein bisschen Raum, auf dem sonst nicht viel los ist, hier und da noch ein paar Vergünstigungen und sie sind 1. glücklich und kümmern sich 2. um ihren Scheiß alleine, sowie halten 3. eine in vielerlei Hinsicht nicht uninteressante Wirtschaftsstruktur mit am Laufen und sind 4. anders als Kleingärtner, auch noch super vorzeigbar: Tourismus-Image, Ausweis von Dynamik und Lebensqualität, Volksfeste, Traditions-Heinis ruhigstellen, passt zu allem. Insbesondere, wenn man sich gerne als Tor zu(de)r Welt im Weltstadtrang sieht und den Status als reichsunmittelbar — Verzeihung: Bundesland zu verteidigen hat, seit ungefähr 500 Jahren.
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“The world will little note, nor long remember what we say here, … It is for us the living, rather, to be dedicated here to the unfinished work … It is rather for us to be here dedicated to the great task remaining … that government of the people, by the people, for the people, shall not perish from the earth.” Gettysburg, 1863. O Captain … |
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Ob es auch der verfassungsgemäße Souverän gewollt hätte, wenn man ihn explizit danach gefragt hätte? „Sind Sie dafür, dass, anstelle sozial Benachteiligten zu helfen, diese Bürgerkinder ihr herausgehobenes Freizeitvergnügen weitertreiben können sollen, mit Mitteln für die sie nicht selber gearbeitet haben?“ Lachen Sie nicht! Denken Sie lieber an direkte Demokratie, Massenmedien und das feste Bauch- oder Kopf-Kurzschlussgefühl nicht weniger Leute bei Anstimmen der richtigklingenden Stichworte. ‚Populismus‘ ist eines davon. Und Populisten — „die nach dem Volk gehen“ — sind immer die anderen, im Land der hochwohlgebildeten Verachtung von Volksherrschaft — altgr. δῆμος translit. dēmos, zu Deutsch: Volk. Es kann ja auch indirekt gefragt werden: „Nahversorgung statt Luxusgüter“ habe ich gestern gelesen, mit einem typisierten Einkaufskorb aus dem Supermarkt, neben einer, im Stil eines Verbotsschildes durchgestrichenen, typisierten Schaumweinflasche auf dem Foto eines Wahlwiederholungswerbeplakates des Bezirksvereins (Schaumpullenhain-Wegbierberg-Alt-Grünhausen) einer Regierungspartei, die in ihrem Online-Füll-Fanshop Füllfederhalter mit einer Feder aus 14 Karat Gold für 481 Euro 67 anbietet. |
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Ob es ein, einer persönlich praktisch so gut wie nicht beobachtbaren, medial aber penetrant und dramatisch vermittelten Notlage wegen rasch und pragmatisch eingerichtetes, mit vorübergehend weitreichenden Vollmachten versehenes Nachhaltigkeitskomitee ←Wo kommt das denn auf einmal her? Übersetzt heißt das ‚Dauer-Haushaltungs-Ausschuss‘ oder ‚Immer-etwas-zurückbehalten-Wohlfahrtsausschuss für alles mögliche‘. gewollt hätte, dass wir segeln oder es auch nur geduldet? |
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Abseitige Frage, fernab jeder denkbaren Realität? 1. Nein, ist ohne weiteres aufschreib- und damit denkbar, sehen Sie doch. Sogar schon in einen historischen Zusammenhang eingeordnet. 2. Glauben Sie, Segeln hätte nichts mit Nachhaltigkeit, Tugendherrschaft und gesellschaftlichen Notstandsverfassungen zu tun? Alles hat mit Nachhaltigkeit zu tun. „Foundation for life and a healthy planet“ in Kapitel 4, erinnern Sie? Nur am Rande, ganz klein, so eine Reflektion über einen, aus dem originären Zusammenhang gerissenen Gummibegriff und seinen neuen, neblozeanisch wabernden Bezugsrahmen. Gesund, natürlich, nachhaltig, vielfältig, faszinierend, schön, richtig, wichtig — einfach gut. Punkt, aus. Denken eingestellt. Hinterfragen macht Wutanfall oder gleich Ende, des Gespräches. Vielleicht noch ernste Belehrung: Science. Planetare Harmonie. Überleben der Erde. Total bullshit shower. Aber Alltag. Völlig normal, heute. Nichts anrüchiges daran, immer rein ins Bewusstsein. Irgendwer wird schon saubermachen. |
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lieber
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Und Notlage, Notstand … „Keine roten Linien mehr“, haben Sie doch gerade gehört, vor einem Jahr, wie man das macht. So, dass Zustimmung, Gehorsam bis hin zur Selbstaufgabe, wenigstens Duldung und jede Menge frei verfügbarer, auf Ansage hin abrufbarer Hass auf die Rote-Linien-Festhalter dabei herauskommen. (Hassen Sie mich jetzt? Falls ja: Würden Sie mich für diese zwei Sätze auch hassen, wenn Sie die letzen zwei, drei Jahre den Massenmedien keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hätten? Ich vielleicht noch, an Stelle der Rote-Linien-Metapher, ‚Grundgesetz‘ oder einfach ‚Rücksicht auf ihr Leben‘ oder ‚Rücksicht auf das Überleben der Erde‘ geschrieben hätte? Sehen Sie?) Und so nebenbei in der Mitte, was finden Sie eigentlich verzichtbarer: Ihr und anderer Leute Leben oder das Überleben der Erde? Ich stelle diese Frage, trotz ihrer Absurdität und der anklingenden massiven Grenzüberschreitung, weil ich glaube, dass darin, damit der Kern einer geistigen Krise erkennbar wird, die einen großen Anteil hat, am derzeitigen Durcheinander und Vorläufer aufweist, deren Geschichten in Richtung laufender Selbstzerstörung deuten. Wie würde Ihr Körper die Frage beantworten? |
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Guter Rat ist teuer |
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Und es kann ja nett verpackt sein, freundlich und vermittelnd klingend, ‚Bürgerrat‘ heißen, ‚Citizen Assembly‘ ‚Sowjet‘ — oder gar nichts explizit und damit doch nur wieder angreifbar benanntes, einfach so eine informelle Runde mit geeignet ausgewählter Expertenberatung, an der keiner vorbeikommt, vorübergehend, so lange die Notlage andauert. (100 Jahre? Was glauben Sie? Ich sage: 120, mindestens. Wobei das für Nachhaltigkeitsentwicklungsbewertungsverhältnisse ja eigentlich noch viel zu wenig ist. Also besser: 240, nicht Tage: Jahre. 8 bis 10 Generationen unter Notstandsregime. Vielleicht wird ja eine Dynastie daraus, Rundenteilnehmer, Vorsitzende, Beratungsexperten, jeweils aus der Notg.e.b. Wenn sie nicht wieder den Fehler machen, in ein paar Jahren die Welt neu ordnen zu wollen, ohne Rücksicht auf Chancen, Grenzen und Verluste. Oder den Russen zu erklären versuchen, wo ihr Platz in der Hochmoralhierarchie ist und wie nachhaltig industrialisierte, moderne Landkriegsführung im kontinentalen Maßstab geht.) |
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Wenn Sie spätestens hier empört bis nachhaltig verwirrt aussteigen aus meinem Text, denken Sie — als letzte Mitgift an ihr schamloses Engelchen da im Kopf und Bauch gewissermaßen — bitte einmal, wenigstens noch einmal über den grundsätzlichen Unterschied von Rechten und Privilegien nach, ehe Sie weiter mitstürmen, auf die Reste der alten Bürgergesellschaft mitsamt ihrem Nachkriegskonsens — Hey, Berliner, zu Lesen u.a. am Theodor-Heuss-Platz, drei einfache Worte — oder stumm duldend bis treu-willig mitlaufen, ggf. in die neue große Zeit, diesmal der Letzten Generation. Toller Name, nicht? Kommt bestimmt von einer PR- oder Hyperreal-Design-Agentur. Bedeutet, dass danach keiner mehr lebt. Eine ihrer Hauptforderungen ist die Einrichtung eines den Parlamenten und Regierungen übergeordneten Gesellschaftsrates, der Maßnahmen und Gesetzesvorlagen nach Vorgaben von Experten erarbeitet um Deutschland in 7 Jahren emissionsfrei zu machen. Wenn ich das wörtlich nehme … Wenn Sie ein Beispiel suchen für das, worauf ich oben rechts mit der Erklärung von shackle / Schäkel im Kontext der Hymne des Leninschen Kommunistischen Allunions-Jugendverbandes (WLKSM; Komsomol) angespielt habe, hier haben Sie ein ausgezeichnetes vor sich: Was heißt emissionsfrei? Und was machen Sie, wenn es in 2 Jahren etwas anderes heißt und in 4 Jahren wieder etwas anderes? Oder immer dann wenn es in Frage steht nicht das ist, was Sie oder Ihre Vertreter oder irgendein Gericht sich darunter vorstellen? Was machen Sie mit so einem Schlüsselbegriff, wenn Ihnen irgendetwas an den zu beschließenden Maßnahmen zum Beenden jeglicher Schadstoffabgaben in die (wessen?) Umwelt (gängige Umschreibung von Emission) zu weit geht? Sagen Sie nicht: „einen anderen nehmen“. Da liegt die Entgegnung ja schon auf der Hand. Und die Begründung warum ihr Begriff, ihr Thema, ihr Versuch einer Grenzziehung nicht wichtig ist, ist auch klar: Notlage. Katastrophe. Keine Zeit. Wir können uns doch jetzt nicht über Begriffe streiten! Alles. In 7 Jahren. Denken Sie daran: kein Stoff ist ohne biologisches Schadenspotential. Es ist immer nur die Frage für wen, in welcher Menge und in welcher Kombination. Und ich wäre mir auch alles andere als sicher, dass es da nur um Schäden an irgendwelchen biologischen Wesen geht. Wer sagt, um welche Schäden es geht und um welche nicht? Nicht Sie, nicht ich, sondern die Experten hinter dem Consilium Communitatis. cc: carbon copy oder CC: Corporate Communications. Eine ganz ähnliche, übrigens von der gleichen Großstiftung finanzierte und wohl vor allem in England aktive Gruppe heißt Extinction rebellion, kurz: XR — Auslöschungs-Rebellion; Aussterbens-Aufstand; Massensterben-Erhebung. Ihr Symbol ist eine zum eingekreisten ‚X‘, wie Verbot, Ende, Löschen, weg damit stilisierte Sanduhr. Ich hab’ mir die beide nicht ausgedacht. Ich beschreibe sie nur, in eigenen Worten, hinter einem sarkastisch-rhetorischen Aufhänger und füge ein paar naheliegende Fragen und Einschätzungen sowie ein bisschen Kontext hinzu. Im Englischen gibt es da noch den Begriff doomsday cult, im Deutschen die Endzeit-Sekte. Super Klang, was? Hat aber nichts zu sagen. Die wollen nur die Erde retten. Vor den Menschen. Innerhalb einer Generation. Das sind 25 bis 30 Jahre. X. Acht Milliarden. Und Sie sollen klatschen oder besorgt gucken und das Portemonnaie aufmachen. Erst einmal. Fühlen Sie sich, in der Vorstellung davon, wenn ich fragen darf, eigentlich noch als Mensch oder mehr so als etwas ganz anderes? Ein weiterer, in diesem Zusammenhang interessanter Begriff ist astroturfing. Das ist, wenn zur irgendwie zweckdienlichen Unterstützung einer staatsgesellschaftlichen Agenda die Simulation einer zivilgesellschaftlichen Graswurzelbewegung ausgerollt wird, breit und fernsehgerecht, wie ein Kunstrasen in einem Sportstadion. Wissen Sie noch was Kunstrasen ist? Man kann den auch mit echten Pflanzen machen, großgärtnerisch herangezogen und rollenweise angeliefert, dann wirkt es besonders natürlich, auf der Freilichtbühne des Massenspektakels zum Hochkochen von Emotionen, Binden von Aufmerksamkeit und Formen von Loyalitäten. Was man damit, dagegen machen kann, wenn einem das ganze Maskenspiel und insbesondere das ‚TippUhr-o-eX‘ sowie das CC-Sowjet-Remake mit weiteren Zutaten, welche hier zu erläutern den schmalen Rahmen sprengen würde, nicht gefallen? Aufmerksamkeit und Vertrauen entziehen wäre eine Möglichkeit, wenn man das zusammen hinbekommt. Dumm nur, wenn die Politik trotzdem weitergeht. Eine andere Möglichkeit wäre dekonstruieren; auseinandernehmen; in Einzelteile zerlegen, die gedankliche Repräsentation, die einem da mit Macht in das Bewusstsein einzupflanzen versucht wird. Kann man natürlich auch mit meinem Text machen, auseinandernehmen und auf Echtheit untersuchen. Nur zu, die Teile sind solide. |
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Ich meine, nur mal so als Vorstellung: Ein Stück für Stück etablierter Notstand — böses Wort, das klingt ja wie — nimm ‚Krise‘. Schon ernst, außergewöhnlich, nahe an ‚Abhilfe‘ und ‚Vorsorge‘ — immer gut; muss alles immer nach ‚Verantwortung‘ klingen, nicht nach dem, was die schlechten Ratgeber machen, die Unverantwortlichen, die die Krise und ihre systemischen ← Was ist denn das für ein Wort? Kam das nicht oben schonmal? Ursachen nicht wahr haben wollen — also schon irgendwie Notstand, wegen grundsätzlicher Probleme — irgendwas systematisches — die jetzt akut werden — ‚akut‘ ist gut, klingt nach Krankheit, die endlich herauskommt, erwartbar gefolgt von Heilung — muss aber dauern — nicht so plötzlich, dass alle sich erschrecken und doch wieder dumme Fragen stellen, an irgendwelche Krisenabhilfemaßnahmen — müssen ja auch nicht alle Sinn machen, nur in die richtige Richtung führen — und auch nicht alles auf ’mal, keine Sorge. Immer so etwa 10 Jahre lassen bis es wirklich vielen wirklich weh täte, vom bereits Erreichten aus gesehen — außer, es muss mit einem Mal ganz schnell gehen weil: Krise — bis dahin kann noch viel passieren. Niemand will irgendwen an die Wand drücken. Es geht nur um das gemeinsame Vorankommen — — ein bisschen vor, so weit bis Protest kommt, dann wieder zurück aber ein bisschen weniger — bisschen beruhigen lassen. Lachen. Und um Vertrauen werben. Ruhig auch mal Einsicht zeigen, Selbstkritik — versöhnende Worte, dann weiter vor und wieder zurück, Stück um Stück und immer beweglich bleiben, keine roten Linien, keine Diskussion, ganz einfach — keine Verhandlung mehr über die Grundrichtung — die ist keine rote Linie, die ist Konsens — |
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Es gibt eine eindrucksvolle Übung im Aikido, bei der jemand, der einen anderen angreift und von diesem immer wieder erfolgreich abgewehrt, abgelenkt und auf den Boden geworfen; sich fallen gelassen wird; jedesmal wieder unterliegt, den in jeder einzelnen Begegnung überlegenen Verteidiger an der Wand enden lässt, zu keiner hilfreichen Bewegung mehr fähig.
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(Wollen Sie sich gegen den Konsens einer ganzen Gesellschaft stellen, mit Ihrem bisschen Laienwissen in so gut wie allen Bereichen, die von dem, was Problem und Lösung zugleich ist, berührt sind? Wollen Sie nicht lieber ihre persönliche Erfahrung einbringen, in den Konsens?) — Aufgaben stellen, die Abwägung erfordern und in innere Konflikte führen; das Tempo hoch halten, der Vorkommnisse und Vorschläge; Forderungen — vielleicht auch mit mehreren Krisen arbeiten, wie aus dem Nichts hereingebrochen und lange vorhergesehen, absehbar gewesen, gleichzeitig ←Ist da ein Widerspruch? Nein, nun nicht mehr. Da steht ein ‚und‘ dazwischen und vielleicht meint es ja die zugleich eintretenden Krisen? Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Alles ist gut und steht so schlecht wie nie; Zeit zum entschiedenen Handeln und Still halten; zur aufflammenden Empörung, zugleich mit dem Verstummen, Schweigen — Weitermachen. — alles vor einer Kulisse aus lautem und sehr erwünschtem zivil- und staatsgesellschaftlichem Engagement mit Förderung durch große Firmen und Stiftungen und politisch getragen von einer, so gut wie von allen Parteien geteilten Einmütigkeit darin, an nichts Wesentlichem der Notstandsagenda und ihrer Rechtfertigungserzählung zu rütteln; nichts mehr wirklich zu hinterfragen, ob es die Leute wollen oder nicht. Jeden Versuch neuer Parteien mit nennenswertem Potential zur Veränderung hoch zu kommen von vornherein zu vereiteln oder diese so zu manipulieren, dass sie entweder die Agenda übernehmen wenn es ernst wird oder kontrolliert an die Wand gefahren werden, mit großem Medien-Getöse — (‚Wand‘ meint das, wo schon noch was ist, auf das man auch zeigen kann, es aber nicht mehr weitergeht. Und wenn sie sich auf den Kopf stellen.) — sich so nach und nach den Souverän, dem man zu dienen verspricht, zurecht zu machen, zu erziehen, bis der vor Angst, Unsicherheit, Vor-und-Zurück, Verwirrung, Gummi- und Tarnbegriffen, Gequatsche in allen Tonlagen, Widersprüchen, absurden Reaktionen, Gerüchten, Studien und Richtigstellungen, gefolgt von Dementis und Erinnerungslücken, bestelltem Applaus und dazu passendem Protest, Theaterdonner, Jubelarien, ganzen Wrestling-Sagas — wer mit wem, noch aus einer alten Fehde eine Rechnung offen hat, strahlend und mutig hineingeht, dann böse gefoult wird, dreimal, nein, genau gucken: viermal was abkriegt, so gut wie zerstört am Boden liegt und in letzter Sekunde Hilfe bekommt von einer, die erst nichts konnte, nach kurzem Geplänkel in den Seilen hing, jetzt aber zusammen mit der Heldin, die Fiese, Dunkle fertigmacht (Dachten Sie, Wrestling sei nur für Männer? Schon lange nicht mehr) und sich gleich noch den längst als korrupt, und wie korrupt! erkannten Ringrichter greift, dem Publikum vor die Füße und in die Kulissen schmeißt, im donnernden Szenenapplaus steht, die Bühne zu beherrschen von nun an bis, von allen völlig unerwartet, erwartbar hinter der seltsam durchschaubar- und gleichzeitig wirksamen Wand aus Kayfabe — — Nebelkerzen aller Arten — merkwürdigen Bild- und Tonsequenzen; Videoclips im Nachrichtenkontext, die den Gedankenstrom, auch die Verknüpfung von Wort und Bedeutung zu zerhacken scheinen — unmittelbare Bindung und Desorientierung machen, als Folge; Konsequenz von Neugier — Verärgerung aufnehmen, widerspiegeln, mit absurden Momenten, Gestaltungselementen verknüpfen und ihr die Verbindung zur Ratio verwehren, sie in scheinbar ausweglose Beunruhigung übertragen — nahe an der Scham übrigens — — zur anderen Seite Ablenkung, noch und nöcher, mit darin eingebetteter Dauerbelehrung, fließend und weich — sanfte Ermahnungen, aufzunehmen im Tausch für Entspannung, Putzigkeiten, Unverfängliches, etwas wie Normalität erzeugen, unter den Maßnahmen und Zielen, all der Anstrengung — Veränderung ins Ungewisse, flauschgedämpft — und Scheindebatten, Nachsprechanreizen und Denkverboten — Es gibt keine Denkverbote! — Sie haben gerade an sogenannte „Denkverbote“ gedacht, warum? — — sich somit nach und nach den Souverän, dem man zu dienen verspricht, zurecht zu machen, zu erziehen, bis der vor Angst, Verneinung von Angst, Unsicherheit, Hin-und-Her, Verwirrung — Beruhigung und immer wieder erneutem Einfordern von Vertrauen nicht mehr weiss, was er mal konnte, wollte oder zum Leben braucht, zuvorderst. Ja, was überhaupt vor sich geht; was Wirklichkeit und was Hyperrealität ist, die phantastische Kopie der Wirklichkeit, welche darin beliebig formbar wird und mit hoher, tendenziell sogar höherer Intensität erlebt werden kann als die echte Wirklichkeit, das zunehmend ernüchternde Original. |
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Aus
dem Programmheft einer
Wrestling-Veranstaltungsreihe in der
National Guard Armory, St. Paul, Minnesota. Wrestling Facts.
[sic!]
Vol. 1
No. 20,
Feb. 28,
1958. In groß bei
Wikimedia
Commons, unter ‘File history’. ↙ Ich wäre ein ganz mieser Volkserzieher, schätze ich, mit dem Satzbau der imaginären Volksentscheidsfrage da links unten, in der Mitte und meinem Hang zur Übertreibung. Egal, wenn ich an die Wahlplakate in Hochschnurzpiepmoral-Scherbenhain-Kreuz-und-Quer-Verdreckberg-Tiefrotbraunhausen denke. Ich glaube, um hier gewählt zu werden könnte man mittlerweile auch „Scheißwetter ist sozial“ „Mehr durchregieren, jetzt erst recht“ und „Armut für alle – Weil ihr es seid“ plakatieren. Oder, zugegeben, chancenlos: „Bullen gut – Senat Scheiße, Rabäh“. Mein persönlicher Favorit wäre: „Waff! Haff!! Grrr …“ Was ich damit meine? Na, da müsste selbst ich überlegen, ob gegen meine Überzeugungen zu stimmen nicht doch den Spaß in der privaten Erinnerung an so ein bisschen Restwahlrecht wert sein könnte. Der klein abgesetzte Zwischen-Einschub da oben in der Mitte, zum scheinbaren Charakter der Mehrfachkrisen war vielleicht ein bisschen gemein. So wie einer, der im Tanz in zwei Richtungen gleichzeitig führt und Impulse für Bewegungen aus der Verbindung mit einem anderen Partner nimmt, wechselnd, ohne aus dem Kontakt zu gehen. Die Sache mit den merkwürdigen Videoclips — ich habe noch keinen besseren Begriff dafür aber dachte heute, nachdem ich letzte Nacht wieder über so ein Ding gestolpert war, im Nachrichtenstrom eines Journalisten, den ich eigentlich für relativ vertrauenswürdig halte, dass die genau das sind, als Aufhänger und Eintrittskarte: merk-würdig, des Erinnerns würdig, scheinbar und nicht so leicht zu vergessen, trotz der unmittelbar schlechten Gefühle und des Unsinns, den die machen und meines inzwischen nur noch wenig zögerlichen Eingreifens mit Hilfe der Stopp- / Schließen- / Zurück-Schaltfläche auf dem Betatsch-Screen — irgendwie macht das auch was aus, dass man so ein Ding dann auch noch auf dem Schoß hat, nicht in gewohnt sichererer Entfernung in einem Kasten irgendwo in der Ecke — geht, wie mir scheint, in die gleiche Richtung wie das mehrbezügliche, spannungsfreudige Tanzen (auch so eine hilfsweise Benennung) wirkt aber zerstörerisch. Vielleicht hilft die Metapher einer Gift-Nuss im Wald des, der Geister, Vorstellungen und Gefühle, erkennbar am seltsamen, irgendwie ungenießbaren Aussehen des Inneren und bitterem Geschmack, schlechten Gefühlen, unwillkürlich und unmittelbar. Das Merkmal „irgendwo gefunden und schlecht zuzuordnen“; bleibend unklarer Herkunft und Zweckbestimmung könnte man noch hinzunehmen. „Nichts Verwertbares daraus entnehmbar“ auch. Und bitte, tun Sie Metaphern aus der Tierwelt nicht als harmlos ab. Was darin abgebildet ist spielt in einem weitaus komplexeren, existenzielleren und viel mehr verunsichernderem Informationsumfeld als unser bisschen Medienzirkus, schätze ich. Die darin handelnden Charaktere hatten nur viel, viel mehr Zeit sich anzupassen, über Generationen mit Versuch und Irrtum, wahrscheinlich sogar ohne klares Bewusstsein im ungefähren Maße des Unsrigen. |
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(Der Herr Baudrillard, aus dem letzten Kapitel, sah den Verlust der Fähigkeit, das eine vom anderen unterscheiden zu können, als Kennzeichen des kulturellen Zeitenwechsels von der Moderne in die Postmoderne an.) Verzeihen Sie bitte, falls ich Sie gerade verwirrt habe, zusätzlich. Es gibt keine Denkverbote. Also nicht in wirksam; nicht auf Dauer. Sie haben da so ein Tier hinter, in sich — schnell, schattenhaft — aber ich will Sie nicht erschrecken, es ist Ihres. Die Gedanken sind frei. Wenn auch nicht ungebunden. Es gibt Unwissen does it? Kurzschlüsse, unklare Bedingungen, abbrechende Zweige und Irrtümer, massenhaft und bessere, wie schlechtere Begriffe, derer man sich bedienen kann. Und natürlich den Unterschied von ein bisschen träge an einem Nilpferd Rumfummeln und Eichhörnchensex. Sagen Sie jetzt nicht — außer, wenn Sie an Hörnchen (Mammalia, Rodentia, Sciuridae) und evtl. so komische Tänze denken — dass Sie mit einem Mal Vorbehalte haben, gegen Nachhaltigkeit, und Fragen, Wirklichkeit und Erzählung von besserer Wirklichkeit oder schlechterer? zugleich? Anything goes! nochmal langsam erklärt bekommen haben und eigenmächtig Grenzen setzen wollen, der direkt grundlinienübergriffigen Notstandsdemokratur ←Ist das schon Delegitimierung des Staates und seiner getreuen Parteiführungen? Oder bloß deren Beschreibung? nur weil da so ein Wortdompteur mit Zorn im Bauch und Fassungslosigkeit im Kopf am Rande des Zusammenhangs in irgendwelchen alten Geschichten kramt und die Nilpferde verrückt macht. Also: „Sind Sie dafür, dass, an Stelle sich und in gemeinsamer Anstrengung aller verfügbaren Kräfte die Erde, als Grundlage allen Lebens zu retten, diese im Grunde immer schon überprivilegierten Nilpferde Bürgerkinder auf ihrer von anderen bezahlten Mahagoni-Luxusyacht da weiter sinnlos wertvolle Ressourcen verschwenden, planlos verkonsumieren, die wir uns angesichts der großen Herausforderungen in der Zukunft der Gegenwart einfach nicht mehr leisten können, sollten müssen, und dürften, dürfen …“ Sektpulle, durchgestrichen. Nahversorgung, 15-Minuten-Radius. Verkehr darüberhinaus nur innerhalb des Nachhaltigkeits-Budgets. Kann sich jeder einteilen, ist doch ganz einfach. CO₂, 3 Tonnen pro Jahr, pro Person. Zum Hamburger Yachthafen wird das schwerlich reichen und wenn doch, für zu viele, muss man die Mengen eben anpassen — glauben Sie nicht? Glauben Sie es besser! Mit ausdrücklicher Erinnerung an nur zwei Wochen, um die Kurve abzuflachen und „vollständig geimpft“ — ich bin dem auch gefolgt, habe andere noch, Zögernde da mit hineingezogen, zu ziehen versucht, bis zu einer gewissen Grenze — Wo ist eigentlich die Grenze in den Nachhaltigkeitserzählungen? Noch in irgendetwas, mit dem so ungefähr 8 Milliarden Menschen gut und in Würde leben könnten? Wer legt fest, was gerade noch so eben gut und in Würde ist? 800 Experten in Nachhaltigkeit, mit 8 Oberexperten, sämtlich gut gepolstert und ständige Ehrerbietung gewohnt? Wie heißt die entsprechende Herrschaftsform? Wo ist da δῆμος? Und wie heißt das, wenn alle wirtschaftlich bedeutsamen Aktivitäten von einer zentralen Autorität bewertet, aufgerechnet und vorgezeichnet werden? Wie könnte es heißen, wenn es dabei nicht mehr um Wachstum geht, sondern um Schrumpfung, Abbau der wirtschaftlichen Aktivitäten? — soweit bis der Wohlstand — die Verschwendung, Naturzerstörung, der Schmutz (oder die Kulturblüte, Großzügigkeit, Grundlage für schmutzliebende Lebensformen?) Es gibt keine „schmutzliebenden Lebensformen“! Und wenn doch, sind sie bestimmt nicht nachhaltig — vielleicht auch die Population der Schmutz emittierenden von sich gebenden rattenähnlichen und fallenverspottenden Tiere da auf dem Waldboden der Zivilisation auf Nachhaltigkeit runter ist. Wer mehr braucht oder, stellen Sie sich die Provokatzion nur gerne vor: aus Neigung, Lachen und Lust am Leben mehr will, ganz einfach, schuldbewusstseins- und schamloserweise, kann sich ja was dazukaufen, von denen, die ihr Budget nicht ausgenutzt haben. Schlau was? Dann können sich die Armen etwas hinzuverdienen, mit ein bisschen Extra-Verzicht. Dann sind auch Yachten endlich wieder nur für Reiche, so wie im 19. Jahrhundert. Und für Heilige oder Tugendreinheitsdarsteller mit gut gefülltem Nachhaltigkeitsengagement-Sonderkonto. Das Gegenteil von Schuld ist? Und das von Scham? |
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Die überaus sympathische und der versammelten Menschheit zu Ehre und Angedenken gereichende Verbindung beider können Sie dieser Tage Mitte Januar 2023 in medialen Bildern und Textfragmenten aus Davos, Schweiz besichtigen. Muss hübsch sein dort und nicht billig. Privatjets und Flugbereitschaften sind bestimmt auch toll, um bauchgefühlsmäßig die richtige Übersicht zu bekommen, über den Stand der Nachhaltigkeit. Wie ein Theaterstück (Brecht?( oder Molière?))-: Die Zukunft der Rettung der Erde, so wie der Demokratie und dieser bedauernswerten, schmutzigen, kleinen Tiere ohne Ausweis und Eintrittskarte. Sie sagen es offen, Sie müssen nur hinhören. Und für einen Moment das Gaslaternenlicht der buzz words, frames, spins und nudges herunterdrehen und die Jalousien hochziehen. Die Menschen in der Vergangenheit konnten das auch, immer wieder, so sehr man ihnen auch, von berufener Seite — aus höherer Einsicht, Fürsorge, immer — Plicht, hehrer Tugend — erklärt hat, wie sehr gefährlich das ist. „Halt du sie dumm, ich halt sie arm!“ haben einmal irgendwelche besonders respektlosen Viecher im 19. Jahrhundert an eine allegorische Zeichnung der Verhältnisse geschrieben, sogar auf Deutsch. Wir haben alles was wir brauchen, wir müssen uns nur erinnern. Aber ich greife schon wieder vor. Und fürchte doch zu langsam zu sein, im Rütteln, Anknüpfen, Ausbessern und Zurechtzupfen mit ein wenig Sorgfalt, Zärtlichkeit und ein paar schönen Anklängen, zum Lockern der Mieder und FFP-2-Masken des Geistes — Verschaffung von Gelegenheit — damn it verdammt sei es, hier noch eins für die Eichhörnchen, einfach dem Klang nach(hüpfen) — — a jamboree ist a-eh eine ausgelassene, freigiebige Party oder ein Herumtollen mit Tendenz zur Orgie, die Aufnahme ist von 1970 und die oat cakes, die Jenny sich zurechtmachen soll, für die bezopfte Mannschaft beim Ankerholen oder so, sind Haferkekse, vielleicht auch falsch verstandene hoecakes, aus Maismehl — wer es lieber von der Jenny-Seite her hören möchte: hier “with some in their petticoats, some in their frocks” und gerade mit der richtigen Schnauze für so Ringelflecht-Rabauken: “O you pigtailed sailor, stay away from me! Whup jamboree … O come and get your oats my son!” (Und dann entscheid’ dich, Junge! Aber mach keinen falschen Fehler — bei der Frage, wer hier ruft und wer hier kommt!) — — ein wenig wie gestrandet an diesem, vielleicht schon von Ansatz her zweifelhaften Exkurs — Nein, Boote sind nicht nur für Reiche — so teuer war es gar nicht, guckt doch mal hin — Kapitalismus ist gar nicht so doof — Super, Schatz. Restleserschaft minus 50%? — so wie heute muss es gar nicht sein es war nämlich schonmal b— ein bisschen Luxus brauchen alle, wenn ihr Leben nicht in grau-stickig verbissen-verhärmter Schmallippigkeit unter der Bullenscheißedusche verenden soll — — wer keine Angst hat, vor Kitsch mit Weichzeichner jenseits der Drei-Tonnen-Grenze, nehme schnell auch hiervon und nicht zu knapp — Vollbild, bitte! Und ein bisschen auf Gestik und Choreographie auch der Gefühle achten — Filmschlager? Ja, aber andere Liga, auch vom Text her — danach können wir dann gerne noch einmal über Grenzen der wirtschaftlichen Entwicklung, natürliche Waldböden, heile und kaputte Welten und die Träume kultivierter Säugetiere sprechen — — in oder an dem sich irgendetwas mit Zähnen und Klauen dagegen wehrt und mit jedem Versuch sechs, sieben schon? phh, mehr! eher noch zunehmenden Einfallsreichtum — und seit gestern auch wieder mehr Lachen — widersetzt, von mir zusammengestrichen — eingefangen, auf seine Rolle im Gesamtrahmen verwiesen — über Kantenschutz, Klarheit — oh ja! — vermeidbare Kratzer auch, Anklopfen überhaupt die Kunst des Vorspiels belehrt, des Weiteren neben, an bei, die Schönheit (der Stille) erinnert und — so, wie — sei es mit gesträubtem Fell — nach fintenreichem Einsatz aller zur Hand liegenden Adverbien und Konjunktionen zuzüglich des final vorgesetzten Kommas, endlich (!) glattgebügelt zu werden. Engel, gar nicht oder schnell. |
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Und noch etwas zu meiner Frage mit „Sind Sie dafür …“: So ein bisschen Macht über anderer Leute Freiheit und Vergnügen fühlt sich nicht schlecht an, nicht wahr? Schon in der Vorstellung. Stellen Sie sich vor, das wäre Kernbestandteil ihres Berufes. Oder Sie könnten es einfach so bekommen, für nichts als das passende Selbstverständnis und die richtigen Worte, in der passenden historischen Situation. Wenn es um alles geht, angeblich, alles in Bewegung kommt und alles irgendwie nützlich erscheinende auf Ihrer Seite von vornherein entschuldigt ist. Da bräuchten Sie aber einen starken, sehr starken Anker im Herzen und Verstand, um widerstehen zu können, dem Drang, vielleicht auch der Aufforderung zum Überschreiten der wesentlichen Linien. Manche schaffen das, immer wieder. Statistisch so ganz ungefähr irgendwas um die 10–15% einer Gesellschaft, mal mehr, mal weniger, aus allen möglichen Zusammenhängen. Und es gibt die These, dass, wenn die es schaffen, allem Hass und allen Drohungen zum Trotz die Gültigkeit von Grenzen anzumahnen ohne selber zerstörerisch zu werden, da etwas ist, was die anderen daran hindert, sich dem Rausch von Macht und Masse, der bedingungslos auf ein Ziel ausgerichteten, sich am Ende selber zerstörenden, imaginierten Ersatz-Gemeinschaft für ein eigenes, erfülltes und in guter Gesellschaft verwurzeltes Leben vollends hinzugeben. Je daran gedacht, wie viel wertvolle Ressourcen oder Naturzerstörungsäquivalente man einsparen und an die Armen verteilen könnte, wenn man auch die emotionale Verschwendung beachtete? Das ganze ausufernde Gefühlsnachjagen, Anlocken und Beschwören ein bisschen begrenzte, mehr auf die Erfüllung von Grundbedürfnissen achtete, an Stelle von Luxus, es einmal versuchsweise auf ein paar gemeinsam vereinbarte Standards reduzierte (rein, raus, zweimal umdrehen?) zumindest bis die globalen Krisen unter Kontrolle der Wohlfahrtsausschüsse gebracht wären? Man könnte auch über Budgets nachdenken, an gerade noch tolerierbaren Gefühlsaufwallungen (die zu Gefühlsumweltverschmutzungen führen) und Handlungen aus irrationalen Impulsen. Wer mehr braucht, kann sich ja etwas dazukaufen. Wie fluffig dann alles gehen könnte, in den Hausplena, Luxusverzichts-Aktionsgruppen und beim Durchregieren? Vom Virus- und Nagetierbekämpfen ←metaphorisch, Nagetiere gehören zur Natur und sind schützenswert gar dem Potenzial für Sprachvereinfachung und Abbau bestehender Ausschlüsse sprachlich Benachteiligter will ich hier (noch) gar nicht anfangen zu kläffen. |
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Und Ratten sind gar nicht so hässliche und sehr intelligente Tiere. Ich habe das von einer Katze gelernt, die in einem Labor arbeitet in dem es darum geht, die Grundlagen des menschlichen Bewusstseins zu erkennen. Der eine Kutter war übrigens 1970 von einem Vereinsmitglied per Nachlass gestiftet worden — „aber nennt ihn nach der Frau, deren Namen alle meine geliebten Boote getragen haben“ so ungefähr muss das gewesen sein „und ich sag meiner Firma, dass sie euch immer genug Schleifpapier geben, damit ihn die Jugendlichen auch schön in Ordnung halten“ — der andere 1985, als Ersatz für ein älteres, wohl schon ziemlich leckes oder sonstwie nicht mehr richtig gutes Boot anderer Bauart wahrscheinlich gemeinsam finanziert worden, angeblich als Meisterstück eines Bootsbauergesellen einer recht bekannten Werft der alten Schwester-Hansestadt, vielleicht deswegen ein bisschen günstiger als so in ganz frei neugebaut. Der sah aber auch aus, mit all dem Teak und Edelstahl, sauber eingelassen … und von den Materialstärken her hätte man damit Seekrieg führen können, im 19. Jahrhundert. |
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Donner und Trost |
Das ‚Autonomen-Brot‘ gab’s, als spöttisches Etikett für härter gebackene Sachen aus der Vollkorn-Welle, für den Fall, dass denen mal die Steine ausgehen. Und dann war da noch dieses kleine Stück, also auf meiner 94er Kutter-Case jedenfalls, von einer kurz und eindrucksvoll auf die Bühne getretenen und dann wieder in der Versenkung der Endsiebziger verschwundenen Punkband, England natürlich — “Do we miss you …” Aber Vorsicht, das Ding, Biest ist ansteckend repetetiv, in sich gebunden auf- und abschwingend wie ein Mantra und kann beißen — “Her little darling, once so small” — in alle Richtungen komm Pony, wir gehen Tanzen! auch gegen Heldenkampffolklore — “never could believe you’d grow up at all” — jeden Moment; anrennen, aufspringen «Bamm» mit allen vier Hufen — “Will I write, well once in a while” — gegen alles was verhärtet, sperrt, Fesseln anzulegen versucht, verdreht den Hals zu greifen, ihm den Rücken beu— “One golden rule, no rules at all.”— Hee-Yaah! «dack-dack dack-dack-di-di dack-dack» «Deedileedeedim-le-Deedeelidim» «Deedileedeedim-le-Deedeelidim» “Two fingers poking at the world …” Brrrrr Wow! Mindestens 20 Jahre nicht mehr gehört und springt sofort. Und es hat ein Lachen hinter sich, eines von diesen ganz großen. Von jenem vielleicht, welcher, wenn er reist auf einer Ratte reitet. Vgl. Kap. 11.2 Grounding Queer, am Rand, über Trickster. |
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Case: Audio-Cassette. Kompakte Cassette für Audio-Aufnahmen auf Magnetband, zum Abspielen im Tonbandcassetten-Wiedergabegerät oder Cassettenspieler, für den Gebrauch an elektrischen 12-Volt-Gleichstrom- / Niederspannungsversorgungsanlagen (wie typischerweise auf Segelbooten eingebastelt) meist in das zweckentfremdete Autoradio integriert und in irgendeinen schiffigen Holzkasten eingebaut, verbreitet von den 1980ern bis in die in die 2000er Jahre. Mitsamt dem, was da aus diesem Beispiel für technische Systemintegration, wirtschaftlich-kulturelle Verflechtung einschließlich sprachlicher Evolution rauskommt, im Hamburger Kutterslang kurz: Die Lala. Für die einen eine Welt schöner Erinnerungen, angefangen mit dem ersten Drücken einer Wiedergabe- oder Rückspul-Taste im Kinderzimmer (ausgenommen das gelegentliche Leiern, das Elend mit der Rauschunterdrückung und die Bandsalate) für die anderen verzichtbarer Luxus einer übersättigten, naturentfremdeten Massenkonsumgesellschaft. Ohne das Wissen um den wirtschaftlich-technischen Kontext wird übrigens der Halbsatz „’mal’n schönen Riemen auflegen“ unverständlich.
JWK ENY VII auf der Unterelbe, Oktober 1994. Ein bisschen höher als halb am Wind, noch mit „vorgeschifteten Spieren“ nach unserem damaligen Sprachgebrauch, also achterlich der Masten geführten Rahen, entweder gerade angeluvt oder in einer Böe … Blick über das Mittelschiff, vom Cockpit aus, ungefähr da, wo eigentlich der Großschotfahrer sitzen und jetzt mal langsam auf die Kante kommen müsste. Es wundert mich, dass ich da zum photographieren gekommen bin. Das Bild hat einen leichten Farbstich, weil der Schwarz-Weiß-Kleinbildfilmabzug lange bei mir zu Hause an der Wand hing. Das dunkle Paket am oberen Bildrand bzw. Steuerbord-Großwant oberhalb der Rah ist die weiter unten beschriebene Kentertüte. Der zweite Stander am Steuerbord-Besanwant ist von einer Regatta um das „Blaue Band der Niederelbe“ aus dem gleichen Jahr wahrscheinlich. |
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Setzt du es nach oben ist es Tyrannei, schlicht und einfach. Setzt du es nach unten: Auflehnung, Befreiung. Nur, was ist oben, was Unten? Was, wenn das gerade kräftig durcheinander geworfen wird? Oder sowieso, schon immer viel mehr durcheinander geht und wechselt, als viele es sich ausmahlen? Was ist auf Augenhöhe? Und was, wenn nicht alle das Gleiche wollen? Wie heißt das, wenn aber alle das Gleiche wollen müssen, damit nicht irgendwas Schreckliches passiert? (Und dann noch ständig durcheinander geworfen werden, außer die, bei denen das jetzt irgendwie wirklich, also echt nicht angemessen erscheint.) Wie heißt dieses eigenartige ‚irgendwie‘ da gerade, das so viel Vergewisserung braucht und trotz Einklammerung Raum einnimmt, in gesellschaftlich? Aber wo nach entscheiden, wenn man nun mal irgendwann irgendwas entscheiden muss, nicht nur für sich? Wer von Subsistenzlandwirtschaft einzelner Punk-Farmer träumt denke jetzt bitte an Schiffe oder große, hungrige Tiere. Gefühl, offenes, ehrliches, hehres, aufrichtiges, nicht mehr zu übersehendes? Der breiten Mehrheit? Der Volksmassen? Einiger besonders Gefühliger? „Ich, ich, ich! Bin gut im Entscheiden“ sagt das Pony. Denen nach, die es nicht nur besonders authentisch ←Wo kommt das denn plötzlich her? fühlen, sondern auch ansprechend, mitreißend, kultur- und schicksalsgemeinschaftsmassenwirksam formulieren können? Wie heißt das dann? “Two
fingers, before it’s done unto you, better make sure they get
something to chew.” To chew kann man auch mit zu zerkauen; grübeln und in gewissem, nur ganz wenig gedehntem Sinne auch mit (jemanden oder etwas) anzuscheißen (haben) übersetzen. (Amer. ugs.: to chew someone out — jmd. anranzen; abkanzeln; zusammenstauchen; wörtlich: (hin)auskauen. Der chew war im übrigen mal der Priem, ein Bissen Kautabak. In den klassischen Westerngenreszenen beim Betreten des Saloons in einen Napf neben der Tür zu spucken. Wenn ihr mich fragt: Das wäre heute Punk, sagen wir in einer Aushandlungsrunde zum Herstellen des nötigen Grades an Einmütigkeit, in X-hn-Krzbrg. It’s not dead. It has just shifted its outfit. |
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Oh, und irischer Nationalismus, weiter romantisiert und mit Anarcho-Kommunismus unterlegt beziehungsweise überprägt und, ein wenig später, schon im hasserfüllten, tugendhaft die strategischen Handlungsfelder durchgehenden CSJ-Stil, an lokale und hochsymbolisch aufgeladene Kämpfe — Rote Flora und besagte Hafenstraße, Altona — anknüpfend, das ging auch gut, ohne von irgendwas Ahnung zu haben oder sich ernsthaft für Irland zu interessieren oder das kulturrevolutionäre Leben in besetzten Häusern. Auch ohne jemals näher nach den darin eingebetteten oder davon angesprochenen Ideen zu fragen. Deutscher Nationalismus im Sinne der 1848er (Textquelle mit schöner Illustration hier und fehlende Strophe da) als das zerfranste Konglomerat bürgerlich vereinende und sprachlich-ethnisch abgrenzende Auflehnung gegen die sture Aristokratie und das übernationale Königtum, die alte, zu eng gewordene Ständeordnung überhaupt, das ging auch, vor allem dank Hannes Wader. Sogar norddeutsche Heimatromantik, fast schon nordisch. Aber mit dem Andocken an energetisierende, Farbe gebende Erzählungen die ins Herz oder vielmehr den Bauch gehen hatten die, für die Hannes so engagiert und mit Breitenwirkung vor allem gesungen hat, noch nie Probleme, nicht wirklich. Probleme bekamen die auf ihrer Seite, früher oder später, die dann irgendwann einfach nur Musik machen, leben, lachen, tanzen oder Herzen streicheln wollten und den Rest nicht so verbissen gesehen haben, mehr so der Sympathie nachgegangen sind, wo auch immer die mit einem an der Hand noch hin will. Freiheit und so, gute Gesellschaft, in individuell. Gleichschritt, da lang wo alle, keine Widerrede; totale Durchpolitisierung des ganzen Lebens — aller Bereiche des Handelns, Denkens und Fühlens — Umsturz aller Verhältnisse; auf eine vage Endzeit-Hoffnung gerichtete, vorgeblich alternativlose Umformung der Gesellschaft, unter permanenten Drohungen, als Überraschungs-Wundertopf Hütchenspiel-Transformation wäre auch eine schöne Metapher das klang nicht gut, für viele. Deswegen musste es sich ja auch anschleichen, immer nur ein bisschen stürzen, wackeln, wieder hinstellen — mit den Achseln zucken, nochmal erklären, ein wenig verschoben — — alles locker halten, lustig-kindlich, ausmalen in vielen Farben, mit griffigen Texten, verbreitungsfähigen Schlagworten, in zeitgemäßem und immer fortschrittlichem Gewand Haben Sie sich je gefragt: Fortschritt, schön und gut, aber wohin? Auf welche Weise erschritten, beschritten? bis die alles relativierenden Erzählungen groß genug geworden waren, häufig genug von den richtigen Leuten wiederholt, mit Selbstverständlichkeit umwoben und verbindenden Krisenerfahrungen unterlegt. Und in den Institutionen, nicht zu vergessen, von der intellektuellen, wissensproduzierenden Seite her, ein gewisses System von Anreizen und korrespondierenden Hürden langsam in Gang gesetzt war, allmählich etabliert — Nein, überhaupt nicht geheim, nicht wirklich. Nur schrecklich langweilig und nebensächlich für die allermeisten, so Stück um Stück für sich genommen und ein bisschen verklausuliert. Intellektuelle halt, Kultur- und Sozialwissenschaften, schon mehr breit gefasst jetzt, Vorstoß ins Allgemeine, Zeit und Entwicklung von Gesellschaften über die Zeit und wie das sich in Wechselwirkung, gegenseitigen, strukturell formierenden Abhängigkeitsbeziehungen, mit den Sprachen bestimmter Kulturen, deren Position mit den davon berührten Gegenständen in den zu deren Aufrechterhaltung etablierten Basisstratifikations-Legitimations-, ojeh — also Grundordnungs- und ideell fundierten Subsystemen, wie ahh— ach und dann das Wetter, da bestimmte Daten aus verschiedenen, in den grundlegenden Modellen und Modellrechnungsläufen mit großen Datenmengen — Veränderungsfolgenabschätzung um Ziele inter- und transnationaler, zukünftig anzustrebend perspektivisch angelegter Rahmenvereinbarungs-Regelwerke — na, so Statistiken, die Fortschreibung bestimmter betrachteter Zeitreihen unter Variation gewählter Ausgangsbedingungen, Annahmen, die also — — für eine Weile bestimmte, vorher nicht so beachtete Worte und Ideen hervorzuheben, ihnen einen gewissen vorgeordneten Stellenwert, hier und da mal etwas umstellen, na gut, einmal und in Hinblick auf perspektivisch ausgerichtete, fachübergreifend -griffig wirksame Implementation aufzustellender Rahmenvorgaben in Frage stellen, was da in der Mitte, wie an anderer Stelle, an gegebenem Orte oben bereits formuliert — andere also, die sowieso schon da — darin muss das heißen, in den Fachdiskurshierarchien, etabliert sind und seit jeher über Raum, Ansehen und Mittel verfügen nach hinten, hintenan — Nicht einschlafen, bitte! Wir sind immer noch beim Kuttersegeln, also zumindest am Wochenende, aber dazwischen eigentlich auch, mit der Aufmerksamkeit, jener wunderbaren, die von selber kommt und ein paar erfrischenden Salzwasserspritzern, im Jahr 1995. Die ENY ist wieder in Fahrt, zwischen Bremen — Walle, da wohn’se alle — Hamburg und Wedel hin und her fahren mit Semesterticket, damals bis Rotenburg (Wümme) geht nicht schlecht, da ist noch so etwas anderes, sehr anziehendes, praktischerweise schon an Bord und jetzt kommt gleich richtige Musik — na da, im nächsten Link, hinter ‚Nihilismus‘ — Vollbildansicht, bitte — Laut ! — und das Intro abwarten — ja, das muss so getragen, könnt ihr nicht die Spannung hören darin? “… we are old we are young, we are in this together, vagabonds and children, yeah … with pulses a-raging and eyes full of wonder, kicking out behind us again … Out here we are running for wide open spaces, the road-smell after the rain … And watching as a boy alone at the quayside the ships loading cargo in the night, their names all calling for faraway places, the years go past, the miles go by and still this childhood romance will never …” |
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Auch opernhafte, filmszenenreife Anklänge an Nihilismus Ja, und so farbig! inspiriert von englischem Puritanismus — aus der Zeit, wo sie die Kirchen gestürmt, die Altarbilder verbrannt und die Chöre zum Schweigen gebracht haben — und dann weiter nach Irland ’rüber sind, um den tapferen, Rom hörigen Katholiken und deren irischer Eigenstaatlichkeit den nahezu gnadenlosen Garaus zu machen Hört ihr mir überhaupt zu, da bei eurer Party im imaginären Cockpit? und radikaler, bestimmte Gruppen aber immer ausschließender Gleichheitsideologie, das ging auch. (Krude Mischung, typisch Postmoderne, verkleidet in englische Marschmusik mit Punk-Rock-Sound.) Deutsche Marschmusik wär’ nicht gegangen, auch nicht mit Punk. Schon gar nicht, wenn dabei was vorkommt, das wie ‚Oi!‘ klingt. Und sachte an die Tugenden der Lokalität — nicht etwa des, die nationalen Grenzen und Interessen überwindenden Globalismus — die im Lokalen; in kleinen, eng umrissenen Orten, ihren Bedingungen und ihrer Geschichte verwurzelten Wünsche und Wertsetzungen — erinnernde Sentimentalität (‚Gefühligkeit‘) garniert mit ein bisschen unspezifischer Naturmystik, im nicht ganz platten, aber schon ziemlich schillernden Stil Wieder Vollbild bitte, und schaut euch die Kostüme an, vor allem deren Kombination! und kommerzialisiert bis über sämtliche Ohren, das ging immer. Hach … |
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Und ich schwör’ euch, also den fünf bis sechs, die das richtig zu schätzen wissen, wenn ich mich so vorderasiatisch inspirierter Angeberphrasen bediene, wenn ich die Town Fools, Wild Years von der 97er-Tour irgendwo im Netz gefunden hätte — Besen, Fock, Groß, alles hoch — sie auf die Kante gelegt und ab dafür. «Dingeling» Brat-Fisch. Korrekt. Ich mein’, die CD liegt hier neben mir aber — nicht mal eine Spur aufzufinden. Wohl kommerziell bedingt aufgelöst. Irish Speed Folk aus Soltau und Hamburg. Letzte Selbstbeschreibung: „Folkadelic Muppet Rock“. Die hier klingen ganz anders und sind es wohl auch, viel feiner, fast wie Salonmusik, mit einem Hauch Woke-Posing, meinem Dafürhalten nach und auch so ein bisschen Cool-Jazz-Bossa-Nova-Feeling. Aber das Stück war dabei, in einer der besten Segel-Ruder-lieblich-Nordjütland-Fjord-Sommer-Freiheit-Lebensfreude-Szenen die ich erinnere und ein bisschen ist da, wo ich es gerade das erste Mal gehört habe, so ein Gefühl von: „Ja, passt“ da ist was drin und nicht zu wenig, von dem was mir wichtig ist zu zeigen, nach heute übersetzt. Ansonsten ist hier noch ein kleiner, ebenfalls reichlich sentimentaler Trost, romanticized amerikanisch as hell. Für alle, die schon einmal einem Schiff nachgeweint haben, oder sich wenigstens danach gefühlt. “I’m not tired of the wind. I’m not weary of the sea, but I’d bet they’ve had a belly full of a damned old fool like me. I’m gone ashore. She’s bound for better days. And I’ll see her tops’l flyin’ when she comes down o’er the waves. So, Rosie get my sunday shoes, Gertie get my walking cane. We’ll take another walk to see old Alice sail again. … If I ever get back to her, you know, I will treat her just the same. I’ll gybe her when I want to, boys, sail her in the freezin’ rain. I’ll park old Alice on the beach, for dancin’ in the town …” (Wo war — äh, was wollte ich? Musik. Mit politisch-philosophischen Bezügen, die wir damals — und ein bisschen was vom Lebensgefühl — genau, Nähen — ein bisschen nachzeichnen, unser seltsames Flicken-Wirkgeflecht damals, welche Ideen da drin — und Grenzen, übereinanderzulegen mit den heutigen, so, dass die Veränderung sichtbar wird.) Das habe ich noch wiedergefunden: „Haniotiko …“ von diesem Bergtypen aus Kreta, von dem mir mal ein Freund erzählt hatte und Aufnahmen mitgebracht — auch einer Frauenstimme, keiner sehr geübten, glaube ich — eines dieser ein bisschen schrägen, außer der Reihe und voll ins Herz, auch wenn ich kein Wort verstehe. Aber darum geht’s ja auch nicht. Seit wann segeln wir um Worte, Zeichen — nein. Dahinter, in … |
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Was bitte? Was meint der Typ mit ‘Cool-Jazz-Bossa-Nova-Feeling’ in einem irischen Volkslied — äh, dem an Volkslieder angelehnten Lied eines irischen Entertainers and Jack of all trades, parody a.o. von irgendwann gegen Ende des 19. oder frühen — und warum in diesen Hamburger Jugend-Segelgeschichten? Na das hier & deswegen, von Chris Connor, einer amerikanischen (Cool-)Jazzsängerin, geborene Mary Loutsenhizer (1927– 2009) ungefähr in letzterem Jahr aus dem Radio gefischt, als Deutschlandradio Berlin noch Spaß gemacht hat. Zu ‚Woke-Posing‘ s. Kap. 7.2 u. 7.3. |
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Das hier, das ging eigentlich nicht, das fiel aus dem Rahmen. Und außerdem klang’s furchtbar außer zur Klampfe vielleicht, mit gepushtem, sehr zögerlichen Wohlwollen und freundlicheren, vertrauten Stimmen, mehr so als Auflockerung und Verballhornung ansatzweise vorgestellter Szenen von irgendwo anders. Aber der, der das an Bord getragen hat, hatte einerseits — bei reichlich Kredit in unsichtbaren, nie genau bezifferbaren Kutter-Dollars — das dickste Fell, gepaart mit der mit Abstand größten und frechsten Schnauze — „Hier, siehste das? Braune Mundwinkel, vom Scheiße labern“ — Sorry, is’ von ihm — und andererseits, meiner vagen Vermutung nach, 25 Jahre nach Ende unserer gemeinsamen Zeit besehen, möglicherweise das klarste, ungebrochenste und am wenigsten maskierte Herz von uns allen. Er war übrigens der einzige von denen, die alt genug waren um zu dürfen aber trotzdem lieber (H-)Milch getrunken hat. Nicht einmal Lumumba mit Sahne und Zimt, gemacht von D. und mir, nach geglückter Nachtansteuerung eines spärlich beleuchteten, hinter mehreren Untiefen gelegenen und am nächsten Morgen auch noch postkartenschönen Naturhafens im leichten Sommerwind. |
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In diesem Sinne, falls Du das hier irgendwann mal liest, alter Kamerad, hier ist meine Antwort in korrigiert, 27 Jahre nachdem es mutig gewesen wäre, so etwas in die Lala zu hauen und laut mitzusingen.
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Bordöffentliche Kommandosache |
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Der
weiter oben erwähnte ‚ungünstige Fall‘ der im Zweifelsfall
mit Muskelkraft zu bewältigenden Wirklichkeit, im Zusammenhang
mit dem Tidenkalender bezieht sich natürlich auf zu wenig Wind
oder ganz wenig Wind aus der falschen Richtung, denn „was du
nicht segeln kannst, musst du pullen. Pullen ist Hölle
anstrengend, also segelst
du!“ |
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Aufgabe: |
3 trotz angemessenen Trimms aus eben noch halbwegs eleganter Form lustlos in etwas einem Theatervorhang nicht unähnliches einfallende Segel, 2 davon Luggersegel, 1 Stagsegel (Genua, die schon noch größer sein könnte, wie eigentlich alle Segel, jetzt gerade); 2 nicht übertreiben na gut: 1½ Knoten Gegenstrom; 1e rapide nachlassende Ruderwirkung; 1 Jugendwanderkutter (schon etwas älter) der gerade vom stolzen Hamburger Segler im Hauptfahrwasser nach dem Weltmeere zum ironisch gedemütigten Stück Treibholz wird, irgendwo bei Haseldorf. 1 (nicht ganz so alter) KuFü der sagt: „Pille-Palle, Wind is’ alle.“ |
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Spielmaterial: |
10 Rundseln im Rundselbord; 10 passend daneben und etwas davor eingebaute Sitzduchten, die vordersten beiden halb durch Fresskiste und Geschi blockiert; 5 Paar Riemen (in der Realität meistens nur 4 davon vorhanden) ordentlich beidseits des Schwertkastens zusammengebunden mit auf Slip gesteckten halben Schlägen in Palsteks in Riemenbändseln aus passend zugeschnittenen Teilen alter Schoten; 5 bis 9 Kutter-Russen, die heute noch nicht viel gepullt haben, darunter so etwa 3 oder 4 jüngere mit leichten Anzeichen für Langeweile; vielleicht 2 ältere, die ein bisschen verträumt in die Gegend schauen und sicher nichts gegen eine kleine sportliche Abwechslung hätten; 1 mit allen abgestimmter Tagesplan, der gerade dabei ist hinfällig zu werden; eigentlich nur 1½ Seemeilen oder so bis in den nächsten passablen Hafen, mit ein bisschen Wartezeit an der Schlickkante vielleicht, aber du willst nicht schon wieder nur nach Haseldorf oder Stade, irgendwie sollte was bei Pagensand schon noch drin sein. Umdrehen und nach Hetlinger Schanze oder hinter Lühesand, Grünendeich bringt’s auch nicht, da könnt ihr immer mal hinfahren und morgen soll ja auch noch’n bisschen was zu segeln sein. Außerdem ist’s noch länger hell und vielleicht kommt der Wind ja wieder. Nach Backschaft schreit auch noch keiner, Motivation hattet ihr gerade schon ausgestaut, Sicht is’ gut, zu kalt is’ auch nich’, na also. Noch ungefähr 4½ Stunden Flut, stärkster Strom kommt noch. Uff. (Was seid ihr auch erst so spät losgefahren?!) |
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Lösung: |
So viele auf Riemen setzen, wie nicht an der Pinne stehen. Mittschiffs, im Öschgang und achtern. Schwimmi’s, Schoten, Klamotten, Schoki, was auch immer im Weg liegt, weg oder nach unten treten, ein bisschen mit Gefühl natürlich, vor allem den Ego-Kram — „Wir sind kein Trümmerschiff!“ — Rundselklappen öffnen. Vorher noch die Tüten einrollen. Wenn das, weil mit Rücksicht auf Kutterslang nicht gewohntes Publikum hier ein bisschen zu lässig formuliert, heute nicht recht läuft, Auflösung in Einzelkommandos, gern auch mit leicht erhobener Stimme: „Roll ein den Großen! Roll ein die Fock! In der Mitte anfangen, geht dann einfacher. Dirk anbauen, Besen aufgeien!“ „Schwert hoch!“ nicht vergessen — „Steck noch ’ne Steuerspitze!“ — „Nee, noch’n bisschen mehr.“ — „Ja, gut so und belegen!“ — „Riemen bei!“ und: „Pull an!“ Kurs wieder aufnehmen und beibehalten, bis auf weiteres. Klare Sache wenn die Zahl glatt aufgeht, sonst abwechseln, nach halbwegs glaubwürdigem: „Ich kann nicht mehr!“ |
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Variante: |
Spannung, Schwierigkeitsgrad und Geschwindigkeit erhöhen. Für ein bisschen touristische Unterhaltung sorgen. Dem Publikum, der Mannschaft und sich selbst etwas bieten: ’n bisschen Äktschen machen. An dem das Geschehen im Großen und Ganzen wie immer schon rücksichtslos dominierenden Mond-Sonnenzeitgeber kann man — siehe da: Realität — nichts machen! (für Nerds: halbtägige lunare Haupttide M₂ — Rotation des Erde-Mond-Systems und der Erde führt zu zwei Flutbergen — überlagert mit der halbtägigen solaren Haupttide S₂ — Rotation des Sonne-Erde-Systems und der Erde macht auch zwei Flutberge — neben allerlei weiteren, wesentlich kleineren, sich allesamt überlagernden harmonischen Faktoren, am angenommenen, von Mitschwinggezeiten des Atlantischen Ozeans, eingeengt auf dem dreiseitig landbegrenzten Schelfmeer und (bemerkenswerterweise) entgegen der Richtung der Corioliskraft um drei Nullpunkte (Amphidromien) rotierend und im ausgeprägt trichterförmigen Elbeästuar weiter verformt, insbesondere mit einer Ungleichheit von Steig- und Falldauer zugunsten der Ebbe und, wenn man genau hinsieht, in kleineren Nebenläufen sogar mit kleinen Boren — sichtbaren, sehr steilen Flutwellen am oder kurz nach Ende der Ebbe — versehen, geprägten Ort) aber wer sagt denn, dass man mit so einer, weit über die Grenzen des nun plötzlich gar nicht mehr so beeindruckenden Sozialen hinausweisenden, geografisch-kosmischen Vorlage nicht spielen kann? Immer die Verhältnisse vor Ort angucken — im geeigneten Maßstab — und nicht lange schnacken, die gerade so schön bezaubernde, offenstehende Welt erklären suchen, wollen — bei der Sache bleiben. Erstmal das Allernaheliegendste; aus dem Hauptstrom gehen und mehr zum Ufer hin, wo es flacher wird — versuchen, Bereiche zu finden, in denen der Strom merklich schwächer ist wegen der Reibung am Boden oder als Neerstrom setzt — einem langgestreckten Strömungswirbel hinter einem Hindernis, einem Stack etwa, stellenweise Hey, ist das nicht schön!?: in Fahrtrichtung. Ein Stack ist ein zumeist aus Steinen gebauter, spätestens bei Hochwasser überspülter Damm zur Stromregulierung, der in der Regel im rechten Winkel zum Ufer angelegt ist und im Endeffekt die Strömungsgeschwindigkeit in der Fahrrinne erhöht und damit die Rate der Ablagerung der Sedimentfracht des Flusses und damit die Notwendigkeit aufwändiger Bagger- und Spülarbeiten zur Gewährleistung der Solltiefe und damit die Kosten der Schiffbarkeit im wirtschaftlichen Kontext verringert und somit … Geographie im Sinne des Abbildes ihrer Gegenstände ist das Ergebnis einer irrwitzig verschachtelten und überlagerten und von Millionen an logischen unds und dann noch einigen und nochs, sowie einer kaum noch überschaubaren Zahl von des Weiterens, irgendwie, also auch (wohl) mit zusammengehaltenen, vierdimensionalen Ursachen-Wirkungskette mit allerlei und nicht immer gewissen Randbedingungen und wiederum verschachtelten Rückkopplungen. Wirft man noch ein bisschen grober, sehr grober Ahnung von Chaos- und Relativitätstheorie hinein und hört auch irgendwann mal auf, die Biologie, einschließlich der vernunftbegabten Viecher oder, bei Annäherung aus der sozial- und wirtschaftsgeographischen Richtung, die sogenannten natürlichen Grundlagen (also auch die an ihr biologisches Wesen gebundenen Träger des darauf errichteten kulturellen Überbaus) auszublenden und fängt, zu allem Überfluss, des Weiteren, noch an, ein bisschen an der geistesgeschichtlichen Dichotomie von Kultur und Natur zu rütteln, wird es vollends unüberschaubar und ist im jeweils beobachteten (Zwischen-) Ergebnis dennoch so charakteristisch erkennbar, dass man, an der selbsternannten Spitze der Evolution stehend, es einfach auch als ‚banal‘ bezeichnen könnte. Erde, und? Gibt keine weißen Flecken mehr auf der Erdkarte, was wollt ihr denn noch, ihr Geografen? Irgendwelche Dinge verknüpfen, mit denen andere sich viel besser auskennen? Nur um dann beim wirklich Hinschauen und Fragenstellen regelmäßig die Krise zu kriegen, vor Überwältigung, Kommasetzung und Hilfsannahmen? Wollt ihr nicht lieber schöne, einfach und anschaulich zu illustrierende nützliche Geschichten erzählen? |
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Aus: Dr. Seuss, If I Ran the Zoo, 1950. Theodor Seuss Geisel (1904–1991) war ein sehr erfolgreicher U.S.-Amerikanischer Kinderbuchautor, Cartoonist, Illustrator, Dichter und Filmemacher, der einige der nach Zahl verkaufter Druck-Kopien beliebtesten Kinderbücher überhaupt geschrieben und gezeichnet hat, darunter “The cat in the hat” “One Fish, Two Fish, Red Fish, Blue Fish” “The Sneetches and other Stories” sowie “Green Eggs and Ham” welches auf einem Vokabular von nur 50 Worten basiert. Sein erstes Kinderbuch “And to Think That I Saw It on Mulberry Street” von 1937 war, seiner Auskunft nach, wesentlich inspiriert vom Rhythmus der Schiffsmaschinen der M/s KUNGSHOLM (2×8-Zylinder Diesel) auf einer Transatlantikreise im Jahre 1936: “And
that is a story that no one Im Buch gibt es einen Jungen auf dem Heimweg von der Schule, der über den Satz seines Vaters nachdenkt: “Marco,
keep your eyelids up Er sieht dann nach und nach etwas mehr, als von der Schule und anderen eigentlich vor(her)gesehen ist. Als ihn sein Vater später danach fragt wird er rot und sagt: “Nothing … but a plain horse and wagon on Mulberry Street.” Bei den “Sneetches” von 1961 geht es um vogelartig und in gelb gezeichnete Wesen in zwei Gruppen, eine von “green-star-bellied sneetches” und eine ohne Sterne auf dem Bauch. Die mit den Sternen sind schöner und besser, den armen einfachen Sneetches ohne Sterne verspricht ein findiger Unternehmer, der sich “the Fix-it-Up Chappie” nennt, Abhilfe für drei Dollar mit seiner “star-on machine” den bald darauf über ihren drohenden Statusverlust verärgerten Star-Belly-Sneetches wiederum sofortige Hilfe mit seiner “star-off machine”, für zehn Dollar. Es endet mit allen Sneetches von Maschine zu Maschine rennend … “… until
neither the Plain nor Bis ihnen das Geld ausgeht und der freundliche Sternmaschinen-Mann lacht: “You can’t teach a Sneetch”. “Fox in Socks” von 1965 wird in der englischsprachigen Wikipedia im Juni 2022 wie folgt beschrieben: “The book begins by introducing Fox and Knox along with some props (a box and a pair of socks). After taking those four rhyming items through several permutations, more items are added (chicks, bricks, blocks, clocks), […]. […] Finally, as Fox gives Knox an extended dissertation on ‘Tweetle Beetles’ who fight each other with paddles while standing in a puddle inside a bottle on a noodle-eating poodle, a fed-up Knox interrupts and pushes him into the bottle, calling it a ‘tweetle beetle noodle poodle bottled paddled muddled duddled fuddled wuddled fox in socks’”. Jay! I refuse to translate this fox wuddled muse socks bath rock-puddle box-blocks of paddle, not one single gasp-trundling knox wordth further. (Wenn ihr mit der Wiederverzauberung der Welt liebäugelt, bräuchtet ihr, von meiner Sicht und Zuneigung zu flugs zauberhaft aufleuchtend-herauspurzelnden Satz-, erneut Zeug beugenden Wort-Folgen her, gerade-weg –s! — tss, ts ts — usw. — nicht weiterlesen, am Ende zaudernd — noch — als bis hier.) Wuhujjujujuu … isn’t life bju-ti-fuuul!? Jay! In “The Butter Battle Book” von 1984 greift Seuss das Thema Rüstungswettlauf im Kontext der Ost-West-Blockkonfrontation und die diese bis heute überdauernde Strategie der Mutual Assured Destruction (MAD) — der gegenseitig zugesicherten Vernichtung — auf, in Reimform, für Kinder. Es endet mit dem sowohl für “Yooks” (those who eat their bread with the butter side up) als auch “Zooks” (who eat their bread with the butter side down) auf beiden Seiten einer langen, gewundenen Mauer aufgestellten kleinen roten “Bitsy Big-Boy Boomeroo” und dem Dialog: “Who's gonna drop it? Will you or will he?” — “Be patient. We'll see. We will see ...” Sein bevorzugter Stil für Gedichte wird anapestic tetrameter — Anapästischer Tetrameter oder reverse dactyl — Umgekehrter Daktylus genannt, von alters her. Das eingangs aufgeführte Zitat ist die erste gedruckte Quelle für das Wort ‘Nerd’ (im Englischen) wenn auch nicht im heute üblichen, eingedeutschten Kontext. Im März 2021 haben die Dr. Seuss Enterprises, die Rechteinhaber an den meisten seiner Werke, angekündigt, dass sie sechs seiner Bücher nicht mehr verlegen oder lizenzieren werden, darunter “If I Ran the Zoo” und “… Mulberry Street” weil diese rassistische und taktlose Bilder enthielten. “Today, on Dr. Seuss’s Birthday, Dr. Seuss Enterprises celebrates reading [sic!] and also our mission of supporting [sic!] all children and families [sic!] with messages of hope, inspiration, inclusion [sic!], and friendship. We are committed to action [sic!]. […] These books portray people in ways that are hurtful and wrong. Ceasing sales of these books is only part of our commitment [sic!] and our broader plan [sic!] to ensure Dr. Seuss Enterprises’s catalog represents [sic!] and supports all communities [sic!] and families.” Aus: Statement from Dr. Seuss Enterprises, March 2, 2021. Zu meinen penetranten, aber nicht willkürlich gesetzten ‚Beachte!‘- Anmerkungen: Was ist der originäre Zweck einer Buch-Verwertungsgesellschaft? Was ist mit den Kindern und Familien, die sich aller Warnungen vor dem historischen „schädigend[en] und falsch[en]“ graphischen Stoff zum Trotz selber ein Bild machen wollen? Um wessen oder welche „Inklusion“ ←war da nicht oben schon einmal etwas dazu, bei der Jugend des Segelns, der Hamburger? geht es, um welchen Preis und wer war überhaupt vom Lesen ausgeschlossen, bisher? Wer wird in Zukunft ausgeschlossen sein? Wer bekommt welche Rolle wenn das so weitergeht? (Es ist wichtig diese Fragen explizit zu beantworten.) Wieso geht es plötzlich um die Repräsentation aller Gemeinschaften — in einem (!) Kinderbuch — oder einem Katalog von Kinderbüchern eines (!) Autors — und nicht mehr um möglichst viele einzelne Leser für ein, im Fall von “Mulberry St.” 85 Jahre altes Buch, das ist wie es ist und wohl immer noch verkäuflich, also von generationenübergreifenden — und diese damit verbindendem — Interesse sein könnte? Was ist der „umfassendere Plan“? (Hab ich mir nicht ausgedacht, steht da, in der weltöffentlichen Mitteilung eines Kinderbuchherausgebers, einfach übersetzt.) Denkt daran, dass Kinderbücher in der Regel die ersten Bücher sind, die wir einem Menschen geben und, dass eine Kultur von denjenigen lebt, die sie weitertragen und denen, die das Überlieferte aufnehmen. Über die aufsehenerregende Kontroverse darüber gibt es eine Podcast-Episode von James Lindsay unter dem Titel “Aufheben der Dr. Seuss” sowie ein Verteidigungsgedicht von Bret Weinstein: “Let loose the Seuss!” „Lasst den Seuss los!“ Von ihm selbst gibt es, schon 1957: “How the Grinch Stole Christmas!” “The Grinch is a bitter, grouchy creature with a heart ‘two sizes too small’ who lives in a cave on Mount Crumpit, a steep mountain just north of Whoville, home of the cheerful and warmhearted Whos.” „Der Grinch [Spielverderber; Miesmacher] ist eine bittere, griesgrämige [grantige; nörglerische] Kreatur mit einem Herzen ‚zwei Größen zu klein‘ der in einer Höhle auf dem Berg Crumpit lebt, ein steiler [schroffer] Berg gerade nördlich von Werstadt [Welcherstadt], Heimat der fröhlichen [heiteren; lustigen; frohgemuten] und warmherzigen Welchers [Wers?].“ Zum steilen Mt. Crumpit: crump ist das Geräusch einer gedämpften Explosion oder der gesundheitliche Niedergang und pit ist eine Grube; to crumple ist zerknittern oder verkrumpeln und ein crumpet ist ein gekringelter Hefekuchen oder eine anziehende Frau, der Verlockung für Leckermäuler nach ungefähr vergleichbar mit einem Sahneschnittchen. |
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Hinweis: Die Mütze, die die Schtroumpfs auf dem Kopf tragen, hat, im Übrigen bemerkt, auch eine ganz interessante Geschichte. Eine Wendung davon ist die eines Freiheitssymbols im Kontext der Französischen Revolution. Muss ich da, im Kontext der KuFinen, nochmal auf den Kontrast zur Geschichte des Kuttersegelns verweisen, auch so bezüglich Selbstbestimmung im sozialen Wechselspiel und Selbstironie? |
Dem Wesen von Uferrandbereichen beziehungsweise Unterwasserhindernissen entsprechend, bedingt ein solches Unterfangen natürlich, dass wenigstens der KuFü oder die KuFine (nix da ‚KuFüin‘ — warum nicht? — weil’s nicht klingt und irgendeine sich das halt mal ausgedacht hat, wahrscheinlich wegen der ‚Schlumpfine‘ aus den Comics von Peyo — die ja eigentlich «Schtroumpfette» heißt aber Ku… wär’ nun wirklich nicht gegangen — und die anderen es lustig und treffend genug fanden um es zu tradieren) also der oder dem, die, der sich spätestens dann klar zwischen ‚delegieren und hoffen‘ oder ‚selber machen und auch hoffen, aber etwas gelassener‘ entscheiden muss, eine einigermaßen zutreffende Vorstellung von der im tiefgrau-schlickbraunen Wasser verborgenen und sich in laufender Änderung befindlichen Morphologie Oberflächengestalt, hier des Erdkörpers und zwar im Verhältnis zu Bootsrumpf, Schwertführung, lokaler Strömungsgeschwindigkeit und -richtung sowie momentanem Kurs durchs Wasser, Fahrt durchs Wasser, Windabdrift und Manövrierfähigkeit, sowie gegebenenfalls Leistungsreserven, wenn da welche sind die man nicht nur aus Höflichkeit so nennen mag, hat und der Rest gegebenenfalls in der Lage ist, die bei rascher Annäherung an eine ernst zu nehmende, vielleicht gerade erst erkannte Grenze notwendigerweise schnell bis sehr schnell gegebenen Kommandos auszuführen oder sonstwie etwas Richtiges zu tun, um das gerade gefasste Vorhaben mehr als Ausweis gewachsener navigatorischer Fähigkeiten, denn als riskante — und vor allem völlig unnötige — Panne-Aktion betrachten zu dürfen. |
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Fortuna von Glückstadt und Seestermühe ⤒nach
fast
ganz
oben |
In der Delegationsvariante einer solchen Spielszene das Gesamtgeschehen im Blick behalten zu müssen und dabei das naheliegende, statussichernde Ideal zu verfolgen, jederzeit in der Lage zu sein, dem Typen oder der Ische, die da ausweislich ihrer schwächeren Arm-, Bein- und Rückenmuskeln unvermittelt ans Ruder geraten ist und als einzige freie Sicht nach vorne hat, sagen zu können wie es weitergeht und, dass sie oder er das schon hinkriegen würden, auch wenn’s das erste Mal ist, in so einer Situation, während man selbst mit dem Blick nach achtern auf einer der Duchten sitzt, die Füße neben den Hintern des nächsten gestemmt, und drei Meter zwanzig, nunmehr verleimtes und lackiertes, im Bereich der Rundsel mit Leder und Kupfernägeln beschlagenes aber im Grunde seit locker viertausend Jahren konzeptionell unveränderten, ziemlich schweren Rundholzes mit dem flach zulaufenden, verbreiterten Ende im richtigen, nämlich in der Bewegung in drei Achsen jeweils passend zu verändernden Winkel so durchs Wasser zu ziehen hat, dass es mehr tut als nur ganz nett auszusehen, ist ein Umstand, der sowohl das räumlich-dynamische Vorstellungsvermögen als auch die Konzentration auf wesentliche Vorgänge ungemein trainiert — außerdem eine rasche Auffassung, ein In-Beziehung-Setzen und laufendes Bewerten in fließenden Übergängen, nach situativ angepassten Handlungsschwellen — Wenn-das-passiert-musst-du-dann-ungefähr-das-tun/also-ansagen — Werten, eine schnelle Wortfindung auch und nicht zuletzt ein gewisses Rhythmusgefühl, im Zusammenhang mit Atmung, physischem wie psychischem Wohlbefinden, Gedankenfluss oder Bewusstseinsstrom, samt präsenzbedingten Hüpfern — Momenten der Stille — und Körperspannung. Entschlusskraft und rasches Eingreifen — schneller als Denken und dennoch irgendwie bewusst (an-)gesteuert oder wenigstens nicht unkontrolliert ablaufend — nicht zu vergessen, wenn was ist. Also damit nichts passiert von dem man meint, es kontrollieren zu müssen.
Julie
catch a rabbit by his hair
Don’t
hang your head and let the two time roll
I
say row, Jimmy, row
Ich
sag’ pull, Jimmy, pull |
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“The king doth wake to-night, and takes his rouse, Keeps wassail, and the swaggering upspring reels.” William Shakespeare, “The Tragedie of Hamlet, Prince of Denmarke” in Mr. William Shakespeares Comedies, Histories, & Tragedies […] (First Folio) London: […] Isaac Iaggard, and Ed[ward] Blount, published 1623, written ca. 1599–1602, Act I, scene iv. Cited from Wiktionary (en): wake, Etymology 1, Verb, Meaning no. 8, April 2023. Der König wacht; tut wachen zu Nächten, und nimmt sich rege; Erregung; Wecken … Hält Gelage, und der hoch-schwankende; angeb-bewegte Aufwuchs springt; wirbelt; torkelt … Oh je, ist das kompliziert. So mehrdeutig und wie spielend, über einen Wort-Ursprung, ein Thema, seine Anklänge, schmeichelnd, das Wesen fassend, zwischen zwei Worten setzend mit einem Lächeln, den Pomp erkennend … Und dabei so einfach im Klang beim Lesen, und gut. (Ich wollt’s ja nur mal probieren. Und mir kam das Beispiel-Zitat für einen obsoleten Sinn von wake passend vor, an dieser Stelle.) Weitere Übersetzungen von wake in jeweils anderem Sinne (Etymologie 3 hinter dem Link) sind übrigens das Kielwasser; die Folge i.S.v. Raum hinter einem sich bewegenden Objekt und so etwas wie die Spur im Wasser, die Unruhe, die ein Tier in Bewegung hinterlässt. |
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Aus: Row Jimmy. The Grateful Dead, Wake of the Flood, 1973. Text von Robert Hunter und Jerry Garcia. Meine Übersetzung. (Der Titel des Albums: Wecken; Erwachen; Wachen der Flut; Sog der Fluten) Hier Alive & Rolling im Oktober 1973, Fairgrounds Arena, Oklahoma City, Oklahoma, Amerika, Vereinigte Staaten. Miau. Man könnte das natürlich, dem so freundlichen wie rauschhaft leichten, über winzige Momente des Unbestimmten mehrstimmig hüpfenden Fließen dieser wunderbaren Musik folgend und weiter in der Rolle aufgehend alles auch in geordneten theoretischen Überlegungen, fein säuberlich aufgezeichneten Skizzen — dann aber auch Berechnungen, aufgeschriebenen Anweisungen, formellen Abwägungen mit Operationalisierung der Risiken, Typisierung — oh und Kontextualisierung der möglichen Gewinne sowie der jeweils zu berücksichtigenden Aufwendungen an allem möglichen überführen, um sich damit ausgestattet; ermächtigt empowered bewaffnet dann, schlagartig ernüchtert, im Vorfeld um wirklich informierten Konsens informed consent bemühen, alle einbeziehen, so wie sich einbeziehen oder integrativ inclusive verantwortlich responsible sicher safe vernünftig; besonnen sane irgendwo auf dem Trockenen, sauber Getrennten und stets lieber Abstand wahrenden vielleicht anfühlt … haben wir aber nicht gemacht. Knappe Beschreibung des Prinzips, dann wenn notwendig und Demonstration bei Gelegenheit, sowie Lernen aus Fehlern, immer wieder, das war der Weg. Vergesst das Aufrechnen aller Vor- und Nachteile, genauso wie das Alles-Explizit-Aushandelnwollen, ihr kommt damit in Teufel’s Küche, ich sag’s euch, in die Hände von Erpressern oder unter den Bullshitshower. Oder ganz einfach zu gar nichts mehr, also nichts irgendwie erfüllendem, sprich: größerer Leere, Unzufriedenheit mit allem möglichen sowie zunehmender Entfremdung voneinander und den Dingen, die ihr tut. Wenn das mit vielen Menschen an vielen Stellen zugleich passiert und dann noch frei fließende, schlecht greifbare Angst und frei fließende Aggression hinzu kommen oder sich einstellen, als Reaktion auf die seltsame Leere und Einsamkeit, habt ihr alle bekannten Voraussetzungen für ein gesellschaftliches Höllenküchengebräu beisammen: Eine soziale Massenbildung oder Massenformierung (engl. crowd formation or mass formation) sei es spontan oder gelenkt. Ach so, Massenmedien und eine Erzählung, die ein zentrales Problem, eine zentrale Lösungsstrategie dafür, kompetente Anführer zu der einen und Schuldige für unerwartete Schwierigkeiten zu der anderen Seite benennen, gehören noch dazu, dem Rezept, sozusagen. Die Stimme, die es immer wieder vorträgt, beschwört soll noch sehr wichtig sein. Man könnte das Ergebnis, je nach Tiefe und Ausmaß, auch Massenwahn nennen. Und ja, das ist unheimlich. Gerade in der Moderne, der doch eigentlich von Vernunft geleiteten, aufgeklärten Zeit, in der man sich gerade noch wähnt. Das Schlimme ist: Die Vernunft ist dabei nicht weg, sie hat nur so etwas wie Scheuklappen bekommen und eine Ausrichtung, die nicht mehr rational diskutierbar ist. Schaut auf die Blicke der Menschen, die in so etwas drinhängen. |
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Kein gutes Rezept |
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Es geht dabei, zumindest im Kern, bei dem was es zusammenhält und mächtig macht, nicht um schnöden Egoismus, irgendwelche Räuber, ihre Gelegenheiten und gewöhnliche Korruption, sondern um das Gegenteil: radikalen Altruismus, Gemeinsinn bis hin zur Selbstaufgabe der Einzelnen und Selbstzerstörung des Ganzen, mit ritualisiertem Handeln unter Wegfall oder Zurückstellung des Mitgefühls; symbolischen Akten in Hinblick auf höchste, heilige Ziele, mit Hilfe einer unbarmherzigen Vernunft. „Eiskalt und blitzschnell“ für gesellschaftliche Maßstäbe. (Der letzte Satz entspricht einer Vermutung und das Zitat darin ist von Sebastian Haffner, 1978, welcher damit seinerseits einen Anführer einer Massenbewegung zitiert, es einer von dessen irrationalsten Entscheidungen zuordnet, und nur ein ganz bisschen aus dem Kontext gezogen, hier eingefügt aus einem Gefühl der Stimmigkeit heraus. Das Gegenteil wäre ‚warmherzig und kriechend langsam‘. Dazwischen läge irgendwo ‚nüchtern-mitfühlend und maßvoll‘ oder ‚wohltemperiert verhältnismäßig‘.) Es gibt aber auch welche, die meinen, auf diese Weise, also dem ständigen, konsequenten Aufrechnen und Aushandeln, erst zu einem umfassenden, hinreichend viele ergreifenden Bewusstsein von vermeidbaren Missständen und dann zu einer großen, alles erfassenden gesellschaftlichen Krise und darin Reinigung vom Übel, allgemeiner Aufklärung (nix Himmel, nix Hölle, nichts als Vernunft) und dauerhafter Wandlung zum Besseren zu kommen. In Hinblick auf den heiteren, leichtfüßigen Kontext hier, zu welchem ich, wenn Sie erlauben, zurück führen möchte, gebe ich zu bedenken, dass Großzügigkeit und Vertrauen zu denunzieren und durch ihr jeweiliges Gegenteil zu ersetzen, um diese als neue Tugenden dann ritualhaft mit Regeln, Bilanzen und rücksichtsloser Kritik zu umgeben, keine gute Idee ist, wenn man gemeinsam noch was vorhat. Oder sich überhaupt erst einmal zusammenfinden will. Vorschuss geben, annehmen und Dinge gut sein lassen sind immer dabei. Und helfen nebenbei auch, nicht in andauernder Nabelschau und dem Blick auf das Unperfekte zu verharren, denn das ist niemals weit entfernt, meiner Erfahrung nach, wenn man nur genug sucht. Geteilte, spontane und sinnlose — nicht einem bestimmten Zweck unterworfene — Freude kann überaus hilfreich sein. (Wie kommt man zu spontaner, sinnloser Freude, wenn man damit den Zweck verfolgt, wechselseitiges Vertrauen und Großzügigkeit zu fördern? Tja. Wenn nix als Vernunft: hier Ende. Anderes versuchen.) |
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Die Guten, die Bösen und die gemeinen Umstände |
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Noch einmal zu den Unterwasserverhindernissen in Ufernähe und dem Wissen um die relevanten Verhältnisse im Nahbereich von Stacks, sowie der Tugend des Plänemachens: In der Seekarte, beziehungsweise dem so altmodischen, wie handlichen und hübsch illustrierten Gewässerkarten-Atlas, der zerrupft, in halbwegs spritzwassergeschützer Form im Ordner in der oberen A-piek bereit liegt und sowieso einen zu kleinen Maßstab für solche Details hat und, wenn er/sie einen größeren Maßstab hätte, auch zu rasch veralten würde steht nichts hilfreiches hierzu, nachgucken lohnt nicht. In irgendeinem gängigen Lehrbuch oder dem mythisch verklärten BR-Schein-Kursus Sportbootführerschein B für Revierfahrt des Deutschen Segler-Verbands, dem Vorläufer des heutigen amtlichen Sportküstenschifferscheines kam’s damals auch nicht vor (und es würde mich sehr wundern, wenn das heute anders wäre). Aber normale Sportschiffer machen sowas ja auch nicht. Außer die alten Hasen von der Elbe, die noch wissen, warum hier früher Schwertboote hoch im Kurs standen und wie man auch mit schweren Stahljollenkreuzern ohne viel Racing-Pipapo Regatten gewinnt. Es gibt da, außerhalb dieses gewissen, aber leider stark schwankenden etwas, das schon noch geht, neben dem Tonnenstrich nämlich zwei Sorten von Menschen: Die einen haben eine noch nicht ganz durchgeholte Schwerttalje oder sonstige -hebevorrichtung und zwei so Leinen an der Pinne, die nach achtern, zum Ruderkopf und weiter nach unten führen, eine hinter und eine vor der Ruderschwertachse angeschlagen — und die anderen müssen buddeln. Sollte eigentlich heißen: schieben. Oder um Hilfe schreien, wenn das Wasser am Kiel zu tief, das Boot zu groß und die Maschine dann doch nicht stark genug ist, oder der (Falt-)Propeller deren großzügig bemessene Leistung frustrierenderweise nicht in der dann ’mal wirklich benötigten Form ins Wasser übertragen kann. Zustand, dann an Bord seiender, ist der einschlägige Begriff dafür. Und der wird mit jeder Minute spannender, bei Ebbe, bis es sich dann irgendwann von alleine beruhigt und auf die Seite legt. Hoffentlich die richtige. Aber auch auf einem Schwertboot mit gerade mal fünfzig Zentimeter tiefgehendem Rumpf samt durchlaufendem Kiel ohne Absätze, der dank seines, nach klassischer und im Übrigen sehr gefälliger Linienführung ausgeformten Bauches auch trockenfallen kann ohne Zicken, Scham und Drama, kommt man sich, wenn man als Führer an der Pinne steht (nur der Übersicht halber) nicht allzu (er-)mächtig(-t) vor, wenn man ausschließlich die Schwachen auf Riemen gesetzt hat, vielleicht auch das Senk-Ei — das Ruderschwert — schon kommt — durch Grundberührung bei Fahrt voraus hochschwenkt — „Schnell, den Niederholer auf!“ Und Vorsicht an der Klemme, mit den Fingern, da ist Zug drauf! — was die Ruderwirkung verringert, dafür aber die zur Ruderbedienung aufzubringende Armkraft vervielfacht — und man so mit plötzlichem human-nautisch-technischem Handicap konfrontiert Wir sind nicht gehandicapt, wir werden behindert! Und ich kann nichts dafür was uns passiert, wir alle sind Opfer der Umstände dann zusehen muss, JA, WIE DENN noch vor dem besagtem Stack wenn hier alle nur noch durcheinander reden das sich trotz tapfer und solidarisch mit allen benachteiligten Baugruppen der Gesamtheit des Bootskörpers, sowie dessen Besatzung und deren legitimer Führung den Abstand wahrender Kielschiene nicht gut mit teurem, im Winter mühsam und nass von Hand geschliffenen und mehrfach mehr oder minder fachgerecht — inwieweit das mit zum Geschehen beigetragen hat wird jetzt untersucht werden müssen — versiegeltem Mahagoni- und Eichenholz verträgt, nach Ansicht von Experten die Folgen lange hingenommener Missstände, die sich jetzt zum Leidwesen der in erster Linie Betroffenen oder sonst einem im tiefgrauen Schlammwasser verborgenen und, wenn es die Steinschüttung schon nicht schafft, dann eben punktuellen, am besten noch gegen die Fahrtrichtung schrägstehenden, in grob fahrlässiger Weise von irgendwem hinterlassenen — die Verantwortlichen vernachlässigen die Wasserstraßen in ihrer Zuständigkeit in nicht mehr hinnehmbarer Weise — diese Zustände sind inakzeptabel, da werden Menschen gefährdet und das muessen endlich Konsequenzen — ein Aufschrei — näher als 50 Zentimeter !!! an die Oberfläche heranragenden Hindernis irgendwie wieder dorthin zu kommen, wo die nächsten Sekunden bis Minuten ohne Desaster und ˜über˜flüssige˜ Verwirrung˜ abgehen würden und schließlich als eines dieser netten, kleinen, beiläufigen Abenteuer, die unter anderen Bedingungen auch ‚Ausbildungseinheiten‘ ‚Beispiele postmodern-alltagsnah-imaginierter Realsatire‘ oder gar ‚moralphilosophische Allegorien‘ heißen könnten, im Kielwasser zurück bliebe, mit beschleunigter Fahrt über Grund, in die richtige Richtung˜. |
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„Lustig ist das Kuttervölkchen schon, vor allem bei der Team-Wettfahrt des Kutter-Circus.“ Aus: Joachim Müntzel: Segeln wie zu Kaisers Zeiten: Jugendkutter sind wieder »in«. In: Die Yacht, Nr. 2, 20. Jan. 1977, S. 84. |
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Sich hinterher, wenn der ganze Zirkus schief ginge, hinzustellen und empört zu verkünden: „Ey, ich konnt’ ja nicht anders, so wie die Kurzen da unten gepullt haben“ hätte wohl niemanden auf den es dann angekommen wäre, einschließlich der Kurzen selbst, die ja auch keine Galeeren-Kreuzfahrt mit einem selbstherrlichen Ge.-Oh. „Großen Organisator“ gebucht hatten, überzeugt, dass da der Richtige weiter die Kommandos geben wollte. Eher im Gegenteil. Also: Weiterpullen. ˜Selber˜ so, dass die anderen auch weiter pullen. Dem, was geht, folgen und gleichzeitig führen, aufmerksam und mit ein bisschen Respekt vor dem Unbekannten, rasch veränderlichen. |
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Und Lucky-Town, im Sinne von happy und erschöpft unter, natürlich auch dann noch korrekt gebautem Persi im funzeligen aber warmen Schein der Petro’s, nach der im Zweifelsfall nach Gehör zu würzenden Backschaft noch ein bisschen zusammensitzen oder schon nebeneinander, an die Spanten und diese Teile an der Bordwand, für die ich keinen Namen weiss, die aber immer im Weg sind, mit den großen, kalten Winkeleisen daran, den Schwertkasten oder die Cockpitseitenwände gekuschelt, in der Poofe liegen; der Ort unter dem Tanz der Glücksgöttin, konnte echt weit sein, in welchem nasskalten Schlickloch der industrialisierten, lange schon künstlich vertieften, eingedeichten und dicht mit Normen belegten, durchkilometrierten, abgegrenzten, ausgetonnten und radarüberwachten (Groß-)Schifffahrtsstraße auch immer das lag, am jeweiligen Wochenende. Seestermühe war schön, fand ich. Irgendwie gut gelegen, die Einfahrt nur einen Moment zu sehen, von der Pagensander Nebenelbe aus und sehr leicht daran vorbei zu fahren. Eine von diesen Einfahrten, mit ein oder zwei Priggen, wo du eindrehst, gerade noch in Action, Wind, Strom, Anspannung, Manöver — und dann plötzlich Ruhe, leichtes Ausgleiten, ein bisschen Segel-hin-und-her-Flappen, -Schlappen und du könntest genauso gut aussteigen und dein Boot samt Mannschaft an der Hand hinein führen. Was war in Seestermühe? Nichts, außer ein kleiner Hafenpriel, irgendwas zum Festmachen, ein Deich und ein paar Bäume mit ein bisschen Gestrüpp, mit Blick auf Pagensand. Und es fuhr so gut wie kein anderer dorthin. Warum auch? Aber irgendwann muss es mal ein richtiger kleiner Bauernhafen gewesen sein, später mit einigen Yachten vielleicht. Irgendwo fuhr eine PETER VON SEESTERMÜHE herum, Yawl glaube ich, und Jens Peter Burmester, der einzige von dem ich weiss, der je ein Buch über das Fahrtensegeln mit einem Jollenkreuzer geschrieben hat und in dessen Erzählungen sich einiges von dem was ich hier zu beschreiben versuche wiederspiegelt, auch so vom Lebensgefühl her, hatte sich dort 1985, Ende Oktober, nachts und bei Hundewetter, nass und hart, in seine schon damals reichlich betagte INSEL verliebt, aber das ist eine andere Geschichte. |
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Zum schwertboottypischen Kult um korrekt gebaute Persenninge, dessen überzeugter Anhänger ich bin: Es gibt Standards, über die verhandelt man nicht oder nur sehr ungerne, wenn man weiss, was die handgemachten Dinger kosten, wie aufwändig es ist, sie passgenau anzufertigen, aus geeignetem, nämlich auch nass wegstautauglichem robusten, schönen und zum darunter Wohnen angenehmen Material und wie es ist, bei Dauerregen unter einem flächig durchsiffenden, weil durch jahrelangen nachlässigen Aufbau — „Ist doch egal, Mann!“ — ausgelatschtem Persi zu sitzen und darüber nachzusinnen, ob Schlafen in einer nassen Poofe jetzt wirklich so schlimm wäre wie man immer dachte. Oder 320 km vom Blick in die Bilge entfernt im Warmen und Trockenen zu sitzen und darüber nachzudenken, ob der Sturm wohl stark genug war, seinem Regen einen Weg in das Cockpit zu öffnen und wieviel einem der außenseitig wasserdicht versiegelte, innen aber wie eh und je aufquellende und wieder schrumpfende hölzerne Jollenkreuzerrumpf noch verzeihen mag. Und Leute, die Dinge, mit denen sie Leben, vielleicht sogar solche für schöne Momente, so behandeln, als bedeuteten sie nichts, und erklären, wie sehr ihnen an anderen Menschen oder großen Prinzipien liegt, sind mir unheimlich. |
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Geist im Schlepp |
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Außer man versuchte „sich einen Schlepp zu angeln“ durch symbolisches Schwenken eines Tampens — das Ende eines Taues, das so aussieht als könnte es gleich zur Schleppleine werden — was aber als hart an der Grenze zur Unanständigkeit galt. Eine Generation früher hätte man wohl noch ohne zu zögern gesagt: ‚unsportlich‘. Im Rückblick denke ich: Richtig so, denn es nahm Kraft und Schönheit aus dem Spiel. Man machte das eigentlich nur, wenn es nicht anders ging, jedenfalls nicht im gesteckten Rahmen. Unsportlich sein konnte man vielleicht in der Schule, aber nicht draußen auf der Elbe. Außerdem hatten die potentiellen Schlepps meist auch besseres zu tun, als sich 1,5 Tonnen plus 8 Nasen Extra-Ballast anzulachen. Und sich einen Öttel einen Motor ans Boot zu hängen, das ging ja wohl gar nicht, schon mal rein vom Stil her, das war was für Dickschiffer. Und die sozialpädagogisch jugend-ausbildungs-und-beschäftigungsförderlich bewegten Bootsbauwerker von der engeren, noch weiter übertieften und schneller strömenden Unterweser, mit den vielen Windabdeckungen und wenigen verbliebenen Flachwasserbereichen, wie ich später grummelnd zuzugeben lernen musste. Aber nüchtern betrachtet hat es dort auch nicht funktioniert, nicht mal halb so gut, trotz des schönen, schnellen und formverleimten Bootes. |
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Eine der sportlich wie dramaturgisch jämmerlichsten Szenen, die ich je gesehen habe, spielt vor der Kulisse einer traditionsreichen, volksfestartigen Veranstaltung im bremischen Vegesack, mit Jugendwanderkuttern besetzt mit erwachsenen Männern, die nach großer Ankündigung, mit Programm, Ansage über Lautsprecher und allem, unter Motor zur Startlinie einer Ruderregatta laufen, diesen im Moment des Start-Honkens aus- und sofort nach dem Durchlaufen der kaum fünf Minuten oder so entfernten Ziellinie wieder anschalten und dafür mit Applaus und vom örtlichen Premium-Hotelier gestifteten Suppenessen, zur Stärkung, geehrt werden. Hinterher hatte sich noch einer der Organisatoren beklagt, dass sie bei einem der Boote vorher noch die Masten selber legen und von Bord tragen mussten, um überhaupt sportlich rudern zu können. Ich fand und finde da ja doch, bei aller grundliberalen Überzeugung von „jedem Tierchen sein Plaisirchen“ zumal im Sport und damit immer noch Spiel, dass man es irgendwann auch lassen kann und zugeben, dass man lieber irgendwas altersgerechteres im behäbigsten Sinne dieses bereits vom Klang her eine lähmende Trägheit vermittelnden Adjektives machen würde. ‚Jugendgerecht‘ klingt noch ein bisschen anders, ist aber auch nicht besser. Ungefähr so wie ‚kindgerecht‘ in meiner Wahrnehmung. Als ob da irgendwas dranhinge, was von vornherein die Energie absaugt und alles, Jung und Alt, mit einem sanft-grausam-dominanten Grauschleier überzieht. „Es ist doch nur weil die …“ Genau, die da unten, nur wegen denen, müssen wir alle … aber das macht denen doch gar nichts, nur so ein bisschen … ‚Dickschiff‘ meinte unter anderem das, wo ich von der seglerischen Seite her herkam: Vater’s Boot zum Familiensegeln, in dem Fall seit langem schon an die wesentlich angenehmere, praktisch tidenfreie Westliche Ostsee verlegt und solide hilfsmotorisiert, mit einem marinisierten Mercedes-Benz OM Oelmotor 636, den irgendwann sicher zu bedienen und in sehr dringenden Momenten auch rasch wieder in Gang bringen zu können zu den Dingen gehörte, auf die ich eigentlich nicht wenig Stolz war. Jahre nachdem mir das stählerne Ding-Tier, in seiner damals riesigen Kielhöhle aus 4 mm starkem, grau lackierten Finkenwerder Schiffbaustahl, noch ohne schützende, der Suche nach Normalität Halt gebende Bodenbretter darüber, bei seinem ersten Probelauf, in der Vereinshalle so viel Angst eingejagt hatte, dass mir nichts weiter einfiel als wegzulaufen, ungefähr soweit bis der Deich kam. |
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“Sportsmanship is an aspiration or ethos that a sport or activity will be enjoyed for its own sake. This is with proper consideration for fairness, ethics, respect, and a sense of fellowship with one's competitors.” Wikipedia (en), Sportsmanship, Feb. 2023. M.Übs.: „Sportlichkeit ist ein Bestreben oder Ethos, dass ein Sport oder eine Beschäftigung um ihrer selbst willen genossen [gerne getan] werden wird. Das ist mit angemessener Berücksichtigung für Fairness, Ethik, Respekt und einem Sinn von Kameradschaft [Kollegialität; Gesellschaft] mit seinen Wettbewerbern [Konkurrenten].“ Keine Entsprechung in deutscher Wikipedia für gängige Übersetzungen Sportsgeist; Sportgeist; Sportlichkeit, auch nicht im Artikel zu Sport. Verweis aus o.g. englischen Artikel auf entsprechenden Artikel in Wikp.(de) führt auf Fairness, darin (Feb. 2023) nicht viel aber u.a.: „In Spiel und Sport bedeutet es, sich an die Spielregeln zu halten und damit Anstand zu wahren und Gerechtigkeit walten zu lassen.“ Hm. Wenn Regeln eingehalten, dann Anstand gewahrt. Und Gerechtigkeit, walten lassen. Das ist Fairness. Im Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache steht zur Bedeutung von Sportsgeist: „durch den Sport geprägte Haltung, Einstellung, die sich durch Kameradschaftlichkeit, Fairness und Diszipliniertheit auszeichnet“ und dazu das Beispiel: „Denn Sportgeist ist das, was uns Anstrengungen und Überanstrengungen vergessen läßt durch das Vergnügen der Spannung und durch die Genugtuung, unsere Kraft zu messen.“ Heinrich Mann, in irgendeinem Essay, Bd. 12 der Ausgewählten Werke in Einzelausgaben, i.A. d. Dt. Akad. d. Künste zu Berlin hrsgg. v. Alfred Kantorowicz. Berlin 1956. S. 226. Zit. n. Berlin-Brandenb. Akad. d. Wissensch. (Hrsg.) Digit. Wörterb. d. dt. Sprache, Sportsgeist, Feb. 2023. Na also. Irgendwann hatten wir das schonmal drauf, mit der Verbindung von Körper, Geist und Gefühl. Zumindest die aus Lübeck, mit der gepflegten Sprache, hattens. Beachte, dass Mann von Spannung schreibt, als Gegenstand des Vergnügens. _Spannung_ heißt, dass da etwas unausgeglichenes, im Kontrast stehendes ist und im Spiel gesucht wird. Also auch dann wenn man das gar nicht müsste, neben all den Anstrengungen und Unfreiheiten des Alltags. Nicht etwa dessen Gegenteil. Kraft zu messen bedeutet übrigens Unterschiede zu bestimmen im Experiment; zu sagen wer, im engeren Sinne auf Körperkraft gesehen, mehr und wer weniger Fähigkeit hat, etwas zu bewirken. Sportlich ist es, wie ich mich hinzuzufügen ermächtige, dem Ergebnis mit Respekt zu begegnen, beiderseits. Einer hat es geschafft stärker, besser zu sein; der andere hatte den Mut zu unterliegen und anzuerkennen der Schlechtere gewesen zu sein. |
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Wege,
Dinge |
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Eigentlich alles nichts so sehr besonderes. Nur ein Boot, seine Grenzen, seine Besatzung, im Fluss. Ein ständiges Jonglieren mit Aufmerksamkeit, vorläufigen Einschätzungen, physischen Größen, bekannten Umständen und Konzepten und stetiger Suche nach Abweichungen; Unsicherheit, Kontrolle, Aufgabe von Kontrolle — beobachten, einordnen, entscheiden, handeln, erneut beobachten; der Überlagerung von Handlungsebenen — Mustererkennung nicht zu vergessen, großartige Übung dafür — die weitere Wahrnehmungs- und Gefühlskulisse, das soziale Spiel, das immer mitläuft, mit Botschaften, Erinnerungen, Bedürfnissen und Wünschen, Erwartungen, Symbolen — die erwähnte Langeweile? Nicht in der Führungsrolle. Oder nur sehr selten. Spätestens beim Pullen: keine Langeweile mehr, ich glaube bei Niemandem. Rasch aber Blasen an den Händen, später dann ein bisschen Hornhaut. Auch kein großer Plan dabei, keine vorgefasste Bedeutung, keine komplizierte Partitur, mehr so ein sich einstellender Ablauf, den einzelnen Szenen, sinnvoll abgrenzbaren Handlungssequenzen unterliegend — Notwendigkeiten folgend, ebenso wie Freiheiten — frei gewählten Wegen, die wiederum Notwendigkeiten nach sich ziehen; Aufgaben, die Freiheiten in sich bergen — Subtext vielleicht, kein großes Vorhaben. Nur das Irgendwo-Hinwollen, mit einem etwas altmodischen Wasserfahrzeug. |
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Für das, was ich im vorletzten Satz beschreibe, gibt es in der Tanzwelt den englischen Begriff underscore: ein dem Geschehen unterliegender Ablauf, wie eine begleitende musikalische Partitur, nicht im strengen Sinne präskriptiv (die Handlungen vorschreibend) aber auch nicht rein deskriptiv (beschreibend was ist). Typographisch der Unterstrich, die Unterstreichung von etwas, das es Wert ist _besonders_ betont zu werden, ohne es Fett hervorzuheben oder in seiner Gestalt zu verzerren. Im Tanz eine Art subtiler Erinnerung an das was gut geht, sein könnte; was es, der verbreiteten Erfahrung vieler Menschen aus vielen Tänzen, mit viel Raum für Improvisation, spontane Verbindung und offene Fragen, Geschichten, die man nicht alle verstehen muss, bei deren Gestaltung, Komposition wie Beobachtung, Lesung man jedoch spüren kann, dass es Wert ist, sein könnte ihnen nachzugehen, was es, der verbreiteten Erfahrung vieler Menschen nach, über die vielen, vielen Einzelheiten und den Rahmen hinaus ausmacht, wenn es gut geht, das Ganze. (Was auch immer gut hinterher ausgezeichnet haben mag.) Ein Subtext (wörtlich ‚Unter-Text‘ ‚Unter-Gewebe‘) wenn man Text im weiteren Sinne als nicht auf Schriftsprache beschränkt begreift. Duden-Text zur Bedeutung von ‚Text‘ im Februar 2023: „1. a) [schriftlich fixierte] im Wortlaut festgelegte, inhaltlich zusammenhängende Folge von Aussagen“ (eckige Klammer im Original). Des weiteren zur Herkunft: „spätmittelhochdeutsch text < spätlateinisch textus = Inhalt, Text, eigentlich = Gewebe der Rede < lateinisch textus = Gewebe, zu: textum, 2. Partizip von: texere = weben, flechten; kunstvoll zusammenfügen“. Das Zeichen ‚<‘ steht dabei für „bedeutungsgleiche Entlehnung aus“. Mata Hari (1876–1917) auf der dekorativen Holzschliff-Papp-Postkarte, die mir kurz vor Weihnachten im Kaufhaus aufgefallen ist und seit Januar auf dem Regal, gegenüber meinem Schreibtisch steht: „Der Tanz ist ein Gedicht und jede seiner Bewegungen ist ein Wort.“ Beachte dazu auch die Postkartenserie von Lucien Walery von 1906, unmittelbar über der Sprungstelle dieses Hyperlinks. Bei dem Link davor außerdem die Warnung auf Wikimedia Commons vor einem Bild, that “depicts one or more actual human beings engaged in sexually explicit conduct” (conduct engl. für Verhalten; Benehmen; Gebaren). Yeah, an actual human being, artistical skillfully depicted 117 years ago, in a role in accordance with traditions, more sound than any stupid american lawmaker and older than any written legal system whatsoever. (Ein wahres menschliches Wesen, vor 117 Jahren, künstlerisch gekonnt bildlich dargestellt in einer Rolle, im Einklang stehend mit Traditionen, mehr standfest [tief; heil; vernünftig] als irgendeine dumme amerikanische, an der Gesetzgebung beteiligte Person und älter als irgendein geschriebenes Rechtssystem überhaupt.) Pay some respect, freakin’ illiterates around! |
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Absurd, das so auszuschreiben, in all den Einzelheiten und Übertreibungen, assoziativ hineingeflochtenen Diskursfragmenten? Am Eigentlichen, dem für die Menschheit (darunter machen wir’s nicht) die Erde oder wenigstens doch das eigene Leben Wichtigen, den wirklich großen Fragen und Geschichten, ernst zu nehmenden Dramen; Hoffnungen, Leiden und Notwendigkeiten der wirklichen Welt vorbei? Oder nur den ganzen Kitsch und die Tristesse des Nachspielens anderer Leute Dramen absinken lassend, wie einen Haufen treibendes Seegras am leicht angeholten Ruderschwert? In dem Moment jedenfalls war es wichtig, fraglos, nachvollziehbar und einfach. So einfach wie ein Lachen. |
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Erinnert irgendjemand das Lachen? Über das Gezänk um eine Treppe eine zum Heiligtum erklärten Steilküste hinauf? Die Bewegung des Wassers, wenn man versuchte es mit der Hand zu greifen, oder die nach hundert gescheiterten Versuchen irgendwie erlangte Fähigkeit aufrecht zu gehen? „… lachst über Hunde und deine eigenen Zehen. Du bleibst, kaum kannst du laufen, alle zwei Meter stehen …“ Aber mit der Zeit geht das vorbei, wenn man nichts hat jedenfalls, was einen daran erinnert, dass wahrscheinlich alle es einmal gut fanden, einfach so und ohne es als etwas auf eine mögliche, möglichst ferne Zukunft von etwas Übermenschenlebensgroßen hin gerichtet nützliches zu rechtfertigen. |
(Kame |
run) |
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Übrigens, das was wir und viele vor uns, sowie deutlich weniger werdende nach uns da auf der Unter- oder, in ganz traditionell, Niederelbe gemacht haben heißt auf Englisch Gunkholing — ‚Schlicklöchering‘ könnte man sagen. Oder, wie ich gerade gelernt habe, angeblich auch creek crawling — in unserem Sinne also ‚Ästuar-Herumkriechen‘ oder soviel wie ‚in Flussarmen umherkrabbeln‘. |
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Ich
hab nix zu tun
Ich
trank eine Cola und acht Bier, Ich war auf dem Kongress für unreine Reime, da hat es mir sehr gut gefallen.
Und
ich rief: Palmöl
Ich
fand, Aus: Rainald Grebe „Kongress für unreine Reime“ in: „Rainald Grebe - Das Elfenbeinkonzert 3satfestival 2016“ ‚KurtRusselCrowe‘ auf YouTube, 2017, Min. 18:26–19:15. „Ein Abend am Rande des Wahnsinns.“ (Undichhabserstjetzgecheckt, verdammt nochmal! Nach fünf Jahren!)
Spiegel
gehen in Scherben,
Und
dann: Yin und Yang,
Groß
und Klein, […]
Ich
tu kaltes Wasser Aus: Derselbe, „Lied vom Zusammenhang“. Min. 42:17 u. 43:31. Kleinkunst? Große Kunst? Zusammenhang. |
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“Love Clean love Green love Nature” YouTube-Werbe-Einblendung vor Chris Connor, Baby the rain must fall, 22.12.2022. |
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„Jugendliche Körperertüchtigung und Übung in selbstständigem Handeln um später seinen Platz in der Gesellschaft zum Wohle … Ruhm … Entwicklungsziele …“ „… einen selbstbestimmten Freiraum schaffen jenseits der von Marktlogik bestimmten Normen der Mehrheitsgesellschaft …“ „… Wissen über die Natur und ihre zunehmende Gefährdung vor dem Hintergrund der fortschreitenden Industrialisierung einer alten, bedrohten Kulturlandschaft …“ „… ein Zeichen s… …“ Bla. Kitsch. Grauenhaft. |
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Stackreiten — nicht zu verwechseln mit den Stagreitern, mit denen Stagsegel an ihrem jeweiligen Stag angeschlagen, also ihr Vorliek stabilisierend befestigt werden, wenn auch wahrscheinlich davon abgeleitet — hieß das mit der Suche nach Neerstrom hinter den Stacks und es konnte, gerade bei Wind und unter Segeln durchaus elegant aussehen und sowohl schnell als auch Spaß machen. Insbesondere der oder die am Schwert(-fall) — der Leine, mit der man das immer noch aus einer dicken Stahlplatte bestehende Mittelschwert aufholthochzieht, übersetzt über zwei Dreifach-Blöcke, im Verhältnis von 1:8 — musste dafür auf Zack sein und gut gefrühstückt haben als auch der, die, egal, der den Besen schiften musste, also bei einer Wende, im richtigen Moment, wenn etwas Lose in die Schot und damit auch auf den lose, nur an einer Talje gefahrenen Segelhals kommt, das vordere, den Mast überlappende Ende der Rah, die wir nicht ganz korrekt ‚Spiere‘ nannten, am Mast vorbei auf die neue Leeseite zu ziehen hatte, was am besten gleichzeitig mit dem Schiften des Großsegels nach gleichem Muster passierte und das wiederum meistens der am Schwert machen sollte, so nebenbei, oder vielmehr: das Schwert machen, nur wenn nötig, dann aber schnell, neben dem an der Kreuz regelmäßigen Schiften, sowie dem Austrimmen, natürlich — und das irgendwann auch in tänzerischer Leichtigkeit hinbekam — damit wir auf dem neuen Bug wieder Höhe laufen konnten und rasch Fahrt aufnahmen, wenn — so am Rande der hydrotopographischen Angemessenheit — das Schwert kam, oder vielmehr: es, anfangs nur durch leichtes Losekommen der Schwerttalje sichtbar und eine, mit feinem Gespür für ungewöhnliche Bewegungsmuster fühlbare, sich verstärkende Bremsung verraten, in zunehmender Zähigkeit eine tiefer werdende Spur im fetten Elb-Schlick zog, welche wahrscheinlich bereits schon wieder durch das nachgebende Lockersediment geschlossen und vergessene, nicht mehr auffindbare Geschichte sein würde, wenn sich der Kutter in der erneut an den drei Segeln in Gang gekommenen, im einander überlappenden Zusammenwirken noch verstärkten Luftströmung an Luv- und Lee- auf die neue Lee-Seite legte oder genauer: sich dem ergebenden Unterdruck hinter den Bäuchen seiner Segel zuneigte, dem Nebeneffekt der Ablenkung desdem Windes beugte — ninichtcht dradramamatitischsch, ganzganz sachsachtete aaberber klakrlar — und das am Bauch seindes Rumpfes verdrängte Wasser, an seindem geschwungenen Heck vorbei mit Anmut nach achtern entließ, in dieses zusammenlaufende Kielwasser-Wellenbild, das mir bei der Erinnerung wieder vor Augen kommt und welches die Motorboote nie hinkriegen werden, in ihrer aufwühlenden Ungeduld und dröhnenden Geradlinigkeit; was auch ein Jollenkreuzer mit seinem U-Spant nicht kann … |
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Eine U-Spantform ergibt einen Rumpf, der ungefähr so aussieht: D (Bitte um 90° im Uhrzeigersinn gedreht vorstellen, wenn es aussieht wie ein normales ‚D‘) Bei vielen Jollentypen ist die Form noch flacher, im Extremfall fast wie eine breite, langgezogene Schüssel, aus der unten ein Schwert, wie eine schlanke Platte herauskommt, die Windabdrift zu verringern bzw. Kraft nach Luv zu erzeugen, wenn man das braucht. Nahezu aufrecht bleiben sie, trotz ihres (tendenziell instabil) über der Wasserlinie liegenden Gewichtsschwerpunktes, weil bereits bei geringer Krängung (Schräglage) der (imaginäre) Schwerpunkt des vom Rumpf verdrängten Wassers weit nach Lee wandert. Breite Schüsseln schwimmen aufrecht, auch mit kleinen Tieren und Zeug darin, bis sie umgeweht werden. Je extremer der U-Spant, desto weniger schwanken sie, aber umso härter schlagen sie auf die Wellen. Bei flachem Wasser können sie nahe der Oberfläche gleiten (weniger Wasser verdrängen als sie wiegen und viel weniger Wasserwiderstand erfahren als sonst) wenn sie schnell genug bewegt werden; die Tiere was drauf haben, sozusagen. |
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Dieses schwere, satte aber nicht zu träge Gefühl beim Einsetzen in die Wellen und am Ruder, beim Manövrieren unter vollen Segeln, wenn ein bisschen Zug drin ist; die Macht und Leichtigkeit, die eine gut eingespielte Crew bewirkt, wo die Dinge irgendwann wie von selber gehen, nur noch ab und zu etwas hakt, wieder klar gemacht wird, wie im Fluss. Wo es eigentlich alle können, so ziemlich, in jeder Position, zumindest seemännisch; das Boot einfach läuft. Du weißt genau welchen Winkel es braucht um loszufahren, schneller als andere noch, wo welche Linie und welche Wölbung im Verhältnis zueinander, zum Horizont, zur Kurslinie, zum Wind stehen sollte, könntest es nicht oder doch nicht gut beziffern, findest es aber auf Anhieb, wieder und wieder, sicher und einfach, über Stunden. Die an den Schoten und beim Austrimmen machen ihre Sache weitgehend von alleine, nur ab und an ein Zuruf und es ist, als würden eure Gedanken schon passend vorverknüpft ineinander laufen, in kleinen Duetten und Trios tanzen, auf kleine Gesten und gleichzeitige Beobachtungen hin passend aneinander binden und sich in logische Handlungsketten reihen; ein bisschen sogar wie als würdet ihr einen gemeinsamen Körper teilen, so ein Ding aus Mahagoniholz mit zwei Masten, zwei Rahen und tausend Einzelteilen, mindestens, die aufgehört haben zu erklärende Umstände zu sein und Möglichkeiten geworden sind, inmitten geteilter Wirklichkeit, im Spiel um Hingabe; Zuwendung und Ergebenheit. Irgendwann wundert sich einer, dass du immer noch steuern kannst, die Erschöpfung, die Fehler nur langsam zunehmen, aber, dass es weiter gehen könnte, muss, darf, kann, steht nicht in Frage, nicht wirklich, so lange euch der Wind trägt. Dorthin, wo man irgendwann auch keinen Ehrgeiz und keinen Hafen mehr braucht, um sich wohl, aufgehoben und erfüllt zu fühlen. |
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Blick aus dem Cockpit der ENY VII ins Rigg, hoch am Wind unter vollen Segeln, irgendwo auf der Unterelbe im Frühjahr 1995. |
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Auf der letzten Sommertour, vor der denkwürdigen Regatta, welche an unserem letzten Wochenende war und von Wedel nach Cuxhaven ging, bei der meine Erinnerung an die eben beschriebene Szene ansetzt, haben wir zum Ende hin mal fünf Tage hintereinander die Nächte in wechselnden Buchten vor Anker verbracht, weil es nicht mehr wichtig war an Land zu kommen und Abstand voneinander nehmen zu können. Also nicht zu mehr als Wasser und Proviant holen, vielleicht noch Haarewaschen. Zu fünft immerhin noch, nur die Älteren allerdings (komisch, dass ich D-s. und D-t. da wie selbstverständlich zurechne, so alt waren die damals gar nicht) — die Jüngeren oder vielmehr: deren Mehrheit hatte am Ende der vorherigen Saison rebelliert, auf eigenen Wegen bestanden — weniger ‚Müsli‘, auch nicht unbedingt mehr ‚Alk‘, aber irgendwie mehr coolness, mehr mit den oder genauer einigen bestimmten anderen Kuttern und geringere Altersspanne an Bord, vielleicht auch etwas anderen Führungsstil nicht wahr, Trüffel? — und der gefundene Kompromiss war: die anstehenden Winterarbeiten noch gemeinsam und eine Saison mit zwei Mannschaften, zwei Sommertouren — wir haben das Boot dann in Kiel übernommen und sind hoch nach Skagen — die bekannten Küsten entlang und weiter, bis das Land zu Ende war, gewissermaßen. Ich glaube, die halb amüsierte, halb irritierte Frage „Seid ihr Wikinger?“ habe ich mehrmals gehört, in den Häfen, da wo Touristen vorbeikamen. |
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“A ship that has to be bailed three times in two days is fit for any type of sea voyage.” Von einer Erläuterungstafel am Gokstad-Schiff aus dem späten 9. Jahrhundert n.Chr., ausgestellt im Vikingskipshuset, Oslo, 1999. „Ein Schiff, das dreimal in zwei Tagen geöscht werden muss, ist geeignet für jede Art von Seereise.“
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„Habt ihr kein …“ |
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Fünf war auch das vom Verein vorgegebene Minimum an Besatzungsstärke um Auslaufen zu dürfen. Acht galt als Optimum. Das Maximum, das ich einmal erlebt habe auf etwas, das zu einer ein bisschen abenteuerlichen Nachtfahrt im Hamburger Hafen werden sollte, im Spätherbst, war vierzehn, bei immer noch 8,50 Meter Länge und 2,10 Meter Breite, in der Mitte, bei vielleicht einem Dreiviertelmeter umbauter Raumtiefe. Die Privatsphäre beschränkt sich da, auch wenn es nur Acht oder Neun sind, neben dem eigenen Körper und seiner Bekleidung (immerhin) im Wesentlichen auf den Inhalt des eigenen Zampels, die Wasch und den Schlafsack — die Poofe — so lange kein anderer darüber trümmerte, was aber, früher oder später, praktisch kaum zu vermeiden war. |
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Empfindliche Dinge, wie Bücher — zum Lesen kamen ohnehin die wenigsten und die Bücher sahen hinterher auch nicht mehr gut aus — und Photo-Apparate — Kleinbildformat, chemisch zu entwickeln, maximal 37 Bilder pro Film — hatten ein hartes Leben an Bord, die besten Chancen noch in der allen immer zugänglichen Wichtig-Tonne oder dem Wichtig-Tubber — das einzige was man im Zweifelsfalle bevorzugt retten würde, nach der Mannnschaft — die zwar auch immer irgendwo in der Nähe des Öschgangs — der Duchtenreihe zwischen Schwertkasten und Besanmast, wo beim segeln am ehesten Platz zum Öffnen der Bilge und Wasser ausschöpfen war — in der Haupttrümmerzone herumflog dies aber dank seiner robusten Konstruktion aus Polyethylen mit hoher Dichte ganz gut abkonnte. Gleiches, also eher hartes Leben an Bord, galt auch für persönliche Eitelkeiten sowie allzu große Schamgefühle. Was nicht heißt, dass da keine waren und da, wo es wirklich notwendig war, nicht auch verteidigt und respektiert wurden. Es gab da mal einen, der beim Pinkeln auf See ziemlich viele freche bis gemeine Kommentare abbekam, das aber als alter Hase so mit Humor zu nehmen wusste, dass alle Beteiligten gesichtswahrend aus der Situation — wo es echt nicht leicht gewesen sein dürfte, den entscheidenden Muskel zu entspannen — und einfach auch zu komisch aussah, so halb verdeckt vom Segel — wieder herauskamen. Säugetiere, spärlich behaart, auf schaukelnden Kisten, mit Salzwasserspritzern und so. Und die Mecklenburger Ausgleichsküste aufkreuzen dauert, lange. Ach so, ein Klo hatten wir nicht — ich hatte es eingangs kurz erwähnt — aber ein Rundselbord — der oberste Abschluss der Bordwände, mit den darin eingelassenen Rundseln aus Bronzeguss, wo die Riemen eingelegt wurden — aus locker 20 mm starkem Eichenholz, auf dessen abgerundeter Kante man ziemlich gut sitzen konnte, mit den Füßen auf der Sitzbank davor. Nicht für im Hafen, aber draußen halt. Die Heckspiegelkante war auch gut. Die, die da von Ferne hätten einem irgendwas abgucken können, zählten nicht, denn die waren ja nicht an Bord. Wenn welche in der Nähe waren, vor Anker oder wenn einfach keine Zeit mehr war um auf irgendein Publikum zu achten und da mal ein dummer Spruch gekommen wär’ hätten sie, wie ich mir im Falle unserer Mannschaft sicher bin, die passende Antwort kassiert, in gleicher Münze, postwendend und von allen unterschrieben. Am besten so, dass es sich noch im selben Moment umgekehrt hätte mit der Scham. |
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Das mit der Wichtig-Tonne war, wie mir ehrlich gerade das erste Mal auffällt, auch ein Sinnbild für das, was wir in sozialer Hinsicht machten: Zu Reisebeginn alle ansonsten, gerade in der Großstadt immer gut gehüteten persönlichen Wertsachen — Papiere, Geld, Schlüsselbunde mit Maskottchen, Kalender, Tagebücher — wie selbstverständlich ab- und in einen gemeinsamen Behälter (der sogar schwimmen konnte, aber gut angebunden war) zu legen, welcher jedem an Bord offenstand — natürlich nicht um sich frei zu bedienen aber seinen Teil aus dem wie von alleine ineinander purzelnden Klumpatsch-Klingelhaufen zu nehmen — und von jedem geachtet und verteidigt werden würde, auch wenn es drunter und drüber ginge. |
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Letzer Klogang, wenn das Boot klar war zum Auslaufen und nur noch die Leinen zu lösen, war eine schöne, so unmittelbar praktische wie gemeinschaftsstiftende Tradition und gab einem gleichzeitig Gelegenheit für das Sammeln und sich locker Machen vor dem Auftritt sozusagen, dem Losfahren. Man merkte dabei auch gut wie die Stimmung war, wie viel oder wenig Lust auf das Geplante, das bei allem raumgreifenden Drumherum am Ende immer noch den Kern des Ganzen darstellte, es gab und wie die möglichen sozialen Bruchlinien waren. Menschen neigen dazu, im Umgang mit ihren Ausscheidungen ihre soziale Nähe oder Distanz deutlich zu machen und ihr Selbstvertrauen, wie ihr Vertrauen den anderen gegenüber zu offenbaren, auch ohne viel darüber zu reden. Vielleicht ist das hier schon zu viel. Aber unwichtig war es nicht. |
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Zur Versorgungslage (angeknüpft an die unten erwähnte Tetrapak-Saftpappe in der Sonne): ’nen Kühlschrank oder so hatten wir nicht, von wegen Luxus. Wir hatten ja grad’ mal ’ne alte Batti von ’ner Tanke für die Lala (die aber seltsamerweise immer ging, wenn sie sollte, auch ohne Energiebilanz und dauernd aufladen, nicht mal für Posis). Navigationsbeleuchtung war mit Petroleumlaternen auf dem technischen Stand der 1860er, vom Prinzip her, damals noch bedingt BSH-zugelassen. Kosmosbrenner, 10‴ (sprich: ‚zehnlinig‘, von Linie oder Ligne: Ein Zwölftel Pariser Zoll als Maß für Dochtbreite; ‚Kosmos-‘ bezieht sich auf den Markennamen eines bestimmten, weitverbreiteten Typus von Rundbrenner mit Vorwärmung der Verbrennungsluft) mit entsprechendem Zylinder und vorgesetzter Fresnell-Linse, im unhandlichen Stahlblechgehäuse mit für beiläufige Verbrennungen wie „prädestiniertem“ Kamindeckel aus Kupferblech, anzubringen an halbkardanische Lampenhalter, ungefähr in der Größe von dem, wo andere Leute Rettungskragen oder so einhängen. Preislage für einen Satz der, trotz ordentlicher Feuerverzinkung, wegrostenden Dinger so bei 1.500 DM, damals, also nur Heck- und Zweifarben-Buglaterne, ohne Ankerlicht. Von wegen Luxus. Wir hatten die schon erwähnte Fresskiste, eine einfache, selbstgebaute Holzkiste, lose zwischen zwei Duchten im vorderen Mittelschiff eingepasst, gegenüber der Geschi(rrkiste), wo das Futter reinkam, so es nicht bilgentauglich war, also in Weißblechdosen oder in einen der Weithälse (Rundbehälter aus Polyethylen, die aber auch nicht wirklich wasserdicht sind) in einer der Backskisten ging — Müsli und so — oder gar Anrecht auf einen der superprivilegierten Stauplätze in der O.A. hatte. Da wo auch die Besteck(kiste) hinkam, gleich vorne an, weil: nervt sonst. Kochen ging gut mit dem zweiflammigen Petroleumkocher mit einzig zugelassenem Stauplatz in der trittsicheren U.A., System Optimus-Regulierbrenner, mit interner Reinigungsnadel, 2.500 W pro Flamme, wenn sauber eingestellt. „Einbau“ (an Bord stellen) und Brennstofflagerung, anders als bei den heute üblichen Flüssiggasanlagen unproblematisch, aber leider anfällig für Fehlbedienung, vor allem wenn Leute Angst vor Feuer oder einen Hang zur Grobmotorik haben. Vorheizen mit Spiritus, nicht zu viel und nicht zu wenig so, dass das Petroleum (oberhalb etwa 190°C) schon gasförmig aus der Brennerdüse kommt. Wenn nicht genug vorgeheizt: Rußende Fackelflamme, nützt alles nichts, warten, abkühlen lassen. Das Ding anzumachen ohne, dass der 2. KuFü, der sich da mal in einer langen Reparatursession mit Hilfe von halbgrauer Fachliteratur in die Messing-Eingeweide reingefuchst hatte ’nen Fön kriegt war somit eine der ersten Sachen, die Neue an Bord zu lernen hatten. ’n bisschen autoritär der Typ? Ja was „keine Arme, keine Beine?“ Auch kein Backofenaufsatz? „Keine Kekse!“ Reparier’ das Ding mal auf die Schnelle, ohne richtiges Licht, in so einem technikfressenden Bootsrumpf voller halbdurchnässter Tiere und ohne Kajüte, wenn alle, einschließlich deiner selbst, eigentlich nur noch was warmes zu essen und in die Poofe wollen. Oder gibt halt kalte Ravi’s mit Butterkeksen, wie bei den Honks, angeblich. Aber das war unter Standard. Immer Pommes picken und Pølser oder Pizza holen auch, abgesehen vom Geld, kam nicht wirklich in Frage, jedenfalls nicht mit mir und den anderen, die genau das Gleiche suchten. Das, was es an keiner Pommesbude der Welt zu holen gibt. Und in einer Jugendherberge oder einem Lager mit einzelnen Zelten an Land zu finden auch nicht. Übrigens, Konserven sind gar nicht so furchtbar lange haltbar, im wechselfeuchten Brack- und Salzwassermilieu der Bootsbilge. Und Käse oder Remou mit ausreichend Konservierungsstoffen hat echt was für sich, unter den Bedingungen. Man lernte das Wichtige vom weniger Wichtigen zu unterscheiden und seine Angewohnheiten zu überprüfen. War kein absolutes Muss, wir waren ja nicht beim Bund, machte die Sache aber leichter; ging besser zusammen wenn alle da ein bisschen beweglich waren mit ihrem jeweiligen muss, sollte und wär aber schon schön. „Ooh, können wir nicht doch mal wieder, ich hab so Bock auf …?“ Bei der besagten Sommertour nach Rügen, welche zum Teil mit einer ziemlichen Hitzeperiode zusammenfiel haben wir, in dem Fall der 1. KuFü und ich, uns nach einigen Tagen mit nach und nach abnehmendem Zusatz an bis dahin beliebt gewesenen Instant-Eistee-Zuckerkrümeln im geteilten Trinkbecher (ohne Eis) irgendwann angeguckt und gegenseitig zugestimmt „wie geil eigentlich pures Wasser schmeckt“. Davon hatten wir 20 Liter an Bord, im Kanister — Wasserkateng — für alle. „Ohne richtiges Licht“? Petro’s. Feuerhand 276, Flachbrenner 5‴ am besten mit Sturmkappe am Kamin (gibt’s nicht mehr) geht dann auch als Not-Posi oder (geduldetes) Ankerlicht. Haben auch die Dickschiffer des Häufigeren so gemacht, weil alles noch Glühfadenlicht und wer wollte schon dauernd Motoren, nur wegen der Lichtmaschine oder von Landstromanschluss zu Landstromanschluss tingeln? Verschleiß an Bord eines Jugendkutters: So etwa eine pro Jahr, weggerostet oder draufgetreten. Die einzig wirklich halbwegs helle Lampe bei uns an Bord, die schlagstockartige mit den teuren, schweren Mono-Zellen, auch Glühfaden (in Xenon-Atmosphäre immerhin) war Tabu für profane Zwecke, die war für Tonnen finden, Schlickkanten suchen und Einfahrten ausmachen bei der Nachtnavigation und für Notfälle. Das war auch zu lernen, so nebenbei: Wenn du keine eigene Taschenlampe hast, musst du es so finden. Ist eh besser, wegen Nachtsichtfähigkeit der Augen und immer betteln mit „kannst du mal …“ nervt. ’n eigener Elch und ’n Marlepieks waren noch gut. Und ’ne Macht oder Fackel, für’n Kocher und die Latüchten. Ansonsten mitzubringen, zur allgemeinen Verfügung: 1 Iso (Evazote bevorzugt) 1 Mugg (Blech ist gut) 1 Geschirrtuch. Verboten: Koffer, Gestellrucksäcke und Meckern über jemanden, der deinen Zampel tritt, außer wenn böswillig. Privileg beim durchs Schiff laufen, hinsichtlich nicht getreten Werdens: Brillen, Waschen und Kuscheltiere. Gemein: Sich langsam ablösende Fugendichtmasse zwischen den Teakholzstäben des Vor- und A-piekdecks, ein undichtes Persi oder ein schlecht gebundener Wantenhals, für Cockpitschläfer auch Besanmastkragen, wenn’s dann doch regnet. (Handtuch oder Schal mit einbinden geht recht lange gut, und Kragen sauber einschlagen.) Wenn die Crew nicht so gut eingespielt war galt für Kenner: „Spannerschläfer bindet seinen Hals selbst.“ (Nein, das übersetz’ ich nicht. Müsst ihr so drauf kommen.) Sonst: „Es sifft durch, Baby!“ Häufige Unnannehmlichkeiten — ‚Widrigkeiten‘ wäre genauer, denn es ging ja gerade um das annehmbar, annehmlich, angenehm machen — in sehr lokaler und zeitgebunden technisch bauartbedingter Ausprägung, spontan mit Sprüchen — bannenden Wortfolgen kommentiert, von denen die hängenbleiben und in entsprechender Situation spontan erinnert und wiederholt werden, die gut funktionieren. Was bedeutet ‚funktionieren‘ in diesem Zusammenhang? Erfolgreiche Transformation negativer Empfindungen in Tugenden und, deren Erfüllung folgend, positive Gefühle. (Empfindung hier sinnübergreifend verstanden als Sinneswahrnehmung und, oder Gefühl; Emotion.) Muss man nicht unbedingt viele Worte drum machen, ist aber augenfällig, finde ich. Ist auch nicht bäh, passiert sowieso. Anknüpfen an Geschichten — und zwar interessante — Mythen, Fortschreiben, Tradierung … Menschen halt. Wenn man so einen Bannspruch oder eine entsprechende Geste; ein Bild davon aus dem Zusammenhang reißt, hat man ein Meme. Und versuch einer mir zu erzählen, dass nachts mit stellenweise durchnässendem Schlafsack aufwachen keine negativen Empfindungen macht. Auch sehr schön: bei Ebbe im trockenfallenden Hafen zunehmends krängungsbedingt auslaufendes Olivenöl, das sich vom Ursprungsort eines plötzlichen und nicht sehr auffälligen „Plock. Glu, glu…“-Geräusches, irgendwo am Rande der Achterpiek, den Balkweger entlang, erst durch die aufgeschossene Großschot, in/an der man es noch Monate später spüren können würde, dann, so ab kurz vor Pütting, auf den Spanner läuft, den dort ruhenden Segelkameraden entzückt, auf diese Weise über Spannerriemen und Iso hinwegkommt und bis ins Cockpit verbreitet. Oder ganz schlichte, zum Ende einer Sommertour schon eine Weile in Achterpiek-Regentropfwasser eingelegt gewesene Schoki essen im Schlepp, Schwapp und Dauerregen. (Nein, das muss weder etwas ganz besonderes, zur allgemeinen, großen Bewunderung vorzeigbares sein, noch ein Wettbewerb um Extreme, schon gar nicht mit Jugendlichen.) Was es macht, so nebenbei, dem Prozess seiner Verarbeitung und Einbindung folgend, ist Geschichte, Individualität, Verbindung, Erdung. „Nähen und Grenzen“. Ich würde das nicht so ausdrücklich beschreiben, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass es ein wesentlicher Teil von dem ist was uns aufrecht hält, in allen Größen und gerade verloren zu gehen droht. Oder abgewöhnt werden soll. Und man muss nicht in den Krieg ziehen, um es erleben zu können. |
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Das Bild wenn wir zurückkamen, wie das Boot offen da liegt, alle Teile bereit und nur noch auf seine Menschen wartend, ist mir in besonderen Farben in Erinnerung. Nur ein ganz kleiner, beiläufiger Moment, in dem sich etwas verdichtet und an symbolischer Stelle in das Gedächtnis hängt. Und gut für die Seemannschaft, einschließlich der wesentlichen Entscheidungen über die Navigation war es auch, da ein kleines bisschen andere, allen Erwägungen zur Eile übergeordnete Zeit zwischen Vorbereitung und das wirkliche Tun zu setzen und dabei zu riskieren, so mit der eigenen Nervosität konfrontiert zu werden, dass man es dort merkt wo man, in einer Führungsrolle, dann empfindlich ist: in den körperlichen Grenzen und im Selbstbild. Unsere Körper sind umständlich, schmutzig, verletzlich und so peinlich wie urkomisch, aber nicht doof. Überhaupt nicht doof. Sie kommen aus einer Welt mit wenig Schutz, wehrhaftem, eher knappem als reichlichem Essen, schätze ich; Konkurrenz aller Art; einer verwirrenden Vielzahl unerklärlicher Vorgänge, innen wie außen und sehr bedeutenden Hierarchien. Es gab lange die Tendenz, sie wie Nutzvieh zu beanspruchen und ihre Verletzlichkeit gnadenlos in Macht und Befriedigung umzumünzen. Heute gibt es die Tendenz, sie in Watte packen zu wollen und ihre Verletzlichkeit zu überhöhen; sie darin dann wieder zum Gegenstand rigider, unerfüllbarer Moralvorstellungen zu machen und aus ihrem Scheitern, welches das unsrige ist, dann erneut wachsende Schuld zu konstruieren, ohne Möglichkeit der Vergebung, nur des zeitweiligen Vergessens für nützliche Exemplare, in gut handhabbarer, kontrollierbarer Größe, gleich mit Halsband versehen, unsichtbarem. Und Stimmkontrolle. Manchmal auch Scheuklappen, innen. Übrigens, wenn es ein gemeinsames, freiwillig gesuchtes Vorhaben auf eng begrenztem Raum gibt, beziehungsweise im sehr großen Raum des Draußen, aber eben auf einem engen Fahrzeug ohne Separationsräume, welches man nur gemeinsam bewegt bekommt und von dem man nicht jederzeit absteigen kann, übt es auch das Taktgefühl im Umgang miteinander, neben allerlei dem Rückrat zuträglichen Dingen — mal in offensichtlicher, mal in weniger offensichtlicher Form — genauso wie eben das Justieren der intimen Grenzen untereinander. |
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Finden und Flechten |
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Respektlosigkeit ist ein zweischneidiges Schwert. Man lernt das schnell, wenn die anderen ziemlich genau die gleichen Möglichkeiten haben, einen dort bloß zu stellen, wo man sein Selbstbewusstsein dranhängt und man die längste Zeit des Tages und der Nacht in einem Boot sitzt, steht, läuft, liegt — stolpert, sich aufrappelt, zusammenreißt — kriecht, gehen lässt oder herumklettert. Es gab frühe Meister und ziemliche Anfänger, aber zu unterscheiden lernen, was wirklich schützenswert und entsprechend zu kontrollieren ist und was man auch genauso gut den anderen überlassen kann, weil außer einem Blick, einem Beiseiteräumen vielleicht, gelegentlichem Lachen und einem spöttischen, aber nicht hässlichen Kommentar nichts passiert, ging schnell. Irgendwie hat es sich meistens gut einpendelt, zumindest in meiner Erinnerung. Ich erinnere aber auch, dass eine sich später einmal über zu viel Respektlosigkeit beklagte, in durchaus respektvoller Form, nur eben mit einem veränderten Blick oder weniger Schranken. |
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Kein unnötiges Drama zu veranstalten — und wechselseitig keines zu provozieren — war auch so etwas wie eine Regel, die mehr vorgelebt als ausgesprochen wurde. Die Dinge nicht so weit zu verkomplizieren, dass außer Argwohn und Missgunst und Angst und gegenseitigem Angenerve nichts bleibt; keine Regeln aufzustellen die man nicht befolgen kann ohne sich in Lügen flüchten zu müssen; sich weder auf seine Kompetenz, noch auf seine Inkompetenz allzu viel einzubilden; mit Fehlern so umgehen zu lernen, dass die praktischen Lösungen spürbar besser oder immerhin erträglich werden; vor allem, über die vielen Umstände das eigentliche Vorhaben nicht zu vergessen, das alle zusammengeführt hat: Mit diesem Boot und dieser Besatzung — bei der Gelegenheit wie sie nun einmal ist — erstens: überhaupt und zweitens: dorthin zu segeln, wo es nach gemeinsam gefasstem Beschluss wert wäre, hinzufahren; dabei zusammen Spaß zu haben und so viel Freude nach Hause zu tragen, dass beim nächsten Mal alle oder wenigstens die Stamm-Mannschaft gerne wiederkommen würden. Das schließt die Grundregel ein, seinen Teil dazu zu tun, dass alle wieder heil an Land kommen, physisch wie psychisch. Wir waren auf einem Jugendkutter, nicht auf einem Seelenverkäufer, weder in autoritärer, noch in antiautoritärer Richtung. Und es kamen immer wieder Situationen vor, welche Verbindung herstellten, meistens im Zusammenhang mit nautischen Abläufen, die nicht ganz plangemäß vorangingen. Szenen, an die sich wahrscheinlich alle erinnerten (und ich wette: sich vielfach auch heute noch erinnern) und welche Stoff für Erzählungen gaben. „Das Wochenende das einen Tag dauerte.“ Sommer 1995, von Wedel nach Kiel, Vorbereitung auf die Sommertour rund Seeland. Ich glaube, ich bin selten so müde und gleichzeitig so enthusiastisch gewesen, wie im Fluss … Flow heißt das, im Tanz, weisst du doch. Alles glatt gegangen? Plan gemacht und umgesetzt? Schön und zu Ende, die Geschichte. Nichts besonderes dabei erlebt, nichts zu erzählen? Alles immer gut und unter Kontrolle, einfach, vorhersehbar? Hm. |
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Gemeinsam aufklaren — die benutzten Dinge ordnen und an ihre Plätze für die Ruhezeit stauen sowie das Persenning und damit den Wohnraum aufbauen — und gemeinsam Essen war wichtig, damit es nicht zerfiel. Für’s Essen zwischendurch gab es die Regel: „Wenn du dir was machst kriegen alle was, der an der Pinne zuerst, der, der die Kniften schmiert, zuletzt“. Kekse, Schoki und so — bei uns ‚Motivation‘ genannt — ähnlich: nur gemeinsam auszustauen — zum Anbrechen und Aufessen — und zu gleichen Teilen. (Ich weiss von einer Kuttermannschaft, in der sie, wenn die Zahl der Lakritzkonfektstücke, Gummibärchen etc. sic! (Diktion) in der bunten Tüte nicht aufging, den Rest lieber über Bord geworfen haben, als an irgendwen verteilt. So’n Quatsch ha’m wir nicht gemacht.) |
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‚Backschaft‘ meint im Allgemeinen wohl eher eine Tischgemeinschaft an Bord eines Schiffes oder den Dienst für eine solche. An Bord der ESPRIT, auf der ich später gefahren bin, bedeutete es in den 2000er Jahren insbesondere das Abräumen und Abwaschen nach Tisch, meist in der Redewendung ‚Backschaft machen‘. |
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Warmes Essen, bei uns ‚Backschaft‘ oder ‚Backe‘ genannt, muss jeder mal (mit-)kochen — noch nie für so viele gekocht zu haben ist keine Ausrede, also lern’ kochen, auch mit einfachen Mitteln — wer kocht muss nicht abwaschen — abbacken — Hey, und wer gut kochen kann, unter allen möglichen Umständen, hat bei körperlich aktiven, also hungrigen und seit mehreren 10.000 Jahren auf warme Küche angepassten Säugetieren ja wohl sowas von gute Sympathie-Karten — und bei uns damals außerdem noch Musik-Recht, genau wie die, die abbacken, also bezüglich der Lala — natürlich nicht so, dass der ganze Hafen was davon hat und dann keinen Bock mehr, auf Jugendboote aus Hamburg — und wir fangen gemeinsam an, mit Essensspruch. Nichts religiöses — bei uns was ziemlich unreligiöses und auch nicht so sozialpädagogisch-vorbildlich liebes — aber in ähnlicher Funktion. Frühstück auch gemeinsam, immer. Wenn sich da einer herausgezogen hätte, auch aus dem an Bord schlafen — länger als eine Nacht zumindest, wenn da mal jemand einen oder eine Liebste auf ’nem anderen Kutter hatte — wäre ein soziales Alarmzeichen gewesen. Mal an Land schlafen? Kam selten vor. Mir ist es auf meiner ersten Herbsttour passiert, kurz nachdem ich eingestiegen war, 1993, mehrere Tage eingeweht und eingeregnet, in Freiburg an der Unterelbe. Zwei Kuttermannschaften aus verschiedenen Vereinen und ein großzügiger örtlicher Segelverein, der uns erlaubte, sein Clubhaus zu benutzen. Nichts besonders schickes, kleiner Provinzort — mit weitem, rauem Deichvorland, einem langen Hafenpriel und einer Werft, welche mal einige der schönen Mahagoni-Kutter gebaut hatte — aber trocken und geheizt. Haben dann alle in einem Raum geschlafen, gekocht, gegessen und gesungen, war so, von selbst zusammenlaufend und auf einfache Weise großartig, dass selbst die alten Hasen beeindruckt waren. Ich war hin und weg, für die Sache, also das Thema. Nächstes Ziel: Diesen Kutter da, der schon fast die ganze Saison, ohne Mannschaft in Wedel lag und Torf ansetzte, unter den Hintern kriegen, irgendwie, mit welchen, die nicht so leicht aufgeben. Erst zwei, dann vier … dann erstmal Segeln, das Ding in Fahrt bringen, der Rest wird sich finden. Club der wandernden Telefonfreunde haben wir uns mal genannt, wegen Mannschaft zusammentelefonieren, manchmal Donnerstags, Freitags noch und mit Sack und Pack zum abgelegenen Hafen laufen. |
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Im Winterhalbjahr gab es gelegentlich Kutter(-mannschafts-)treffen, bei einem oder einer zu Hause, wo wir das gemeinsam Kochen und Schlafen, neben dem Erzählen und Bilder-Angucken und lose Planen und wichtige Dinge Abstimmen in ein Privathaus verlegten, wenn es irgendwo weiter draußen war und die Hausherren und -damen einverstanden waren. Von ansonsten üblichen Vereinstreffen mit Tagesordnung und so weiter, vielleicht noch in einem gebuchten Seminarhaus, mit Orga-Team, war das kulturell schon ziemlich entfernt. (Und viel spannender.) Das Jugendabteilungstreffen des Vereins war formalisierter und praktischerweise nur ein oder zweimal im Jahr. Bei den eigentlichen, monatlichen Vereinsversammlungen — mangels eigenem, festen Ort in irgendeiner wassernahen Gaststätte — waren wir die bunten Hunde. Die anderen haben halt Familiensegeln gemacht, alle für sich, meistens. Und Bootspflege. »Und normale Kleinfamilien brauchen keine Extra-Treffen, du Patchwork-Kind.« |
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Den Begriff Hootenanny habe ich gerade noch wiedergefunden.
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Der oder die Gitarre spielen konnte und willens war, sein Instrument dem trotz hartnäckiger Versuche des ordnungsliebenden zweiten KuFü’s nie ganz zu bändigenden Chaos der oberen Achterpiek — einem der wenigen meistens trocken bleibenden Stauplätze an Bord, da wo auch das Navigationszeug hingehörte — anzuvertrauen, auszusetzen hatte besonderen Anteil am Knüpfen und Ausbessern des in der Substanz unsichtbaren, der Wirkung nach aber augenfälligen Geflechtes. Die manchmal weit in die Nacht dauernden Klampf- und Mitsing-Sessions, nach der Backschaft, mit Kakao dazu, gehören mit zu meinen besten Erinnerungen an die Zeit. Kannte ich so vorher kaum und hab’ ich später auch nur in Ausnahmefällen wiedergefunden, in der Intensität und gleichzeitigen Lockerheit. Wer müde war hat sich einfach hingelegt, die anderen haben weiter gemacht, so lange der an der Klampfe durchhielt oder mit Lumumba zu bestechen war. Das da einer, ungeduldig werdend, mit dem Schlafengehen darauf wartet, dass die anderen endlich leise sind? Feste Schlafenszeiten? Ausgeschriebenes Programm, geschulte Stimmen, Applaus, Veranstaltungstechnik … Nein. Improvisation und Gespür. Eigentlich etwas uraltes. Und nicht so verbissen gesehen. Auch die anderen im Hafen haben uns da, soweit ich es erinnere, immer toleriert. Wahrscheinlich mochten es nicht wenige von ihnen, auch wenn nie einer dazu kam, außer denen von den anderen Kuttern und sich gelegentlich einfindenden Ex-Kutterseglern. |
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Verteilung der Schlafplätze, Privilegien oder ähnliches? War „mit Schreien“: Ab Frühstück, vorher galt nicht, wer zuerst einen Schlafplatz sagt, kriegt ihn für die nächste Nacht. Protest weitgehend zwecklos. Ab und zu hatten sich mal welche abgesprochen, einige hatten ihre Lieblingsplätze, die sie gerne haben konnten, bis es den anderen zu bunt wurde und bei weniger als 7 war’s meist eh nicht so umkämpft. Bequeme Schlafplätze auf, wie gesagt 8,50 Meter Bootslänge: 9. Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt und ein paar Kurze dabei sind: 11 bis 12. Das Boot auf dem ich das hier schreibe ist 7,85 Meter lang und hat 4, mit Mühe 5 bis 6 Schlafplätze, aber für mehr als 4 Mann hätte ich die Papiere nicht gekriegt. Bootsgröße auf der man laut heute verbreiteter Ansicht mit 4 Leuten gut reisen kann: Ab 10 Meter aufwärts, am besten mit getrennten Kabinen. Und wenn man da mal neben jemandem schlafen musste, den man nicht so gut kannte oder gerne mochte? War dann so, hat man sich arrangiert, man musste den oder die ja nicht in seinen Schlafsack lassen und das man jemanden an Bord so richtig nicht mochte war eher selten. Mir ist es nie passiert. Wir saßen ja auch beim Segeln nebeneinander, ziemlich dicht, in immer wieder neuen Kombinationen. Was auch wichtig war, dass da niemand seine Funktion für fest gebucht hält und nörgelt, wenn er dann mal nicht rankommt, außer der KuFü mit Sonderrecht auf Pinne und Navi — ohne Nörgeln — und Rollenbesetzungsbefugnis, wenn wegen Sicherheit und allgemeinem überhaupt Vorankommen. (1. KuFü toppt 2. KuFü, im Zweifelsfall.) Das da, wie bei Jollen- oder Kielboot-Regattacrews, Leute immer nur Vorschot machen müssen? Naah. Feste Wachen und so auch nicht. »Ihr seid ja auch nicht über mehrere Tage und Nächte durchgefahren.« Informelle Dream-Teams und „ganz reizende Kombi’s“ schon, hin und wieder. Ich glaube, wir haben viele Spannungen durch ironische Brechung, Biegung, Verdrehung und Rückbindung von Worten, Gesten und anderen Symbolen abgefangen und uns ansonsten dem Boot — und damit wiederum den Bedingungen, den es mit seiner Umwelt unseren Körpern stellte — und auch ein bisschen den Geschichten, die daran hingen, dass das ging und gut war, irgendwie, sich dem auszusetzen und eigene Wünsche hinzu zu geben, dem Vorhaben — dem Boot anvertraut, seinem Bedarf an Zusammenarbeit und Improvisation und eben die Sache mit Ernst, nicht zu. Und natürlich gab es eine Vorauswahl: Wir hatten unseren Ruf, andere ihren. Und jeder wär’ auch nicht reingekommen. Schon gar nicht einer oder welche, die direkt auflösend wirkten. Oder unser Schätzchen angespuckt oder misshandelt hätten. (Boah, der wär’ in’n Weiher gegangen. Oder hätt’ sich sofort alleine wiedergefunden, in der Gruppe.) Zwei oder mehr zusammen, erst okey, vielleicht sogar ziemlich interessant, dann langsam den Ton verändernd, Nähte lockernd, aufreißend und am Ende ganz woanders hin steuernd? Uii. Weiss nicht, ob wir das hätten auf-, abfangen können. Aussortieren war aber kein großes Thema, wir waren immer auf der Suche nach Nachwuchs und zwar welchen, der bleibt und die Sache weiterträgt, eine Weile gemeinsam, irgendwann für sich, mit denen, die dann nachkommen. Ich meine, das Boot hatte eine Zweckbestimmung und gehörte uns nicht. Das Vereinsinteresse an qualifiziertem Nachwuchs im größeren Rahmen und Traditionspflege (und natürlich wirtschaftlich insgesamt ausgeglichenem Betrieb) stand über unseren Interessen. Einen, der gerne wollte, hat die Mannschaft mal nach ein oder zwei Fahrten ziemlich einmütig abgelehnt, weil er irgendwie einfach nicht passte. Und der, der’s ihm mitteilen musste, hat sich nicht getraut ihm dabei einfach die Wahrheit zu sagen. Das war Panne. Nicht die Ablehnung, sondern das Letztere. |
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Pädagogik: Nebensache |
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Es war nie so ausgesprochen, aber praktisch lief es darauf hinaus, das eigentlich alle alles lernen, zumindest bei leichten Bedingungen und auf jeden Fall Spielraum da ist, wenn einer sagt: „Hey, ich will das auch mal machen“ mit den schwierigeren Sachen: Wellen aussteuern, sichere Halsen fahren, Anlegen bei stärkerem Wind und Strom, Navi und so. Es sollte ja weiter gehen, auch nach uns. Und das alte Zerrbild von „Käpt’n sacht an und macht wie er lustig ist und die Mannschaft muss hüpfen, alles schlucken was von oben kommt“ das war irgendwie nicht so cool, auch nicht für die KuFü’s. Außer im Fundus für’s Sprüche klopfen und mal so tun als ob. Alles auf Regatten ausrichten und das unbedingte Ziel sie zu gewinnen wär’ auch nicht gegangen. Gott, warum auch, wofür? Ein paar gravierte Pokale aus’m Sportbedarfshandel und die Ego-Streichelei, die der Steuermannsname in den Ergebnislisten macht? (Is’ schon nicht schlecht, auch mit dem ganzen Drumherum und der klaren Ausrichtung, die das gibt.) Wir haben auch so gewonnen. Nicht viel aber deutlich mehr als erwartet, mit dem Schlachtschiff, dem angeblichen, der Schönen. Das andere Extrem, von dem ich damals nicht wusste, dass es das wirklich gab auf Jugendkuttern, mit: alle machen irgendwas, irgendwie und der KuFü sieht nur zu, dass sie nicht verunglücken und halbwegs noch den Fahrregeln folgen (schafft es aber trotzdem irgendwie, den sozialpädagogisch ausgearbeiteten Seminarplan einzuhalten und nach ein paar Tagen gehen sie wieder ihrer Wege, samt zertifiziertem Gruppenerlebnis) das war auch nicht unseres, schon mal rein intuitiv. Wir wollten gut koordinierte Action so, dass man spüren kann, was geht mit dem Ding; dass man hinterher was zu erzählen hat, was die Augen leuchten macht. Nicht so’n schüchternes Ach-nur-ein-bisschen-reicht-doch-auch-Segeln für Daueranfänger, wo man schon froh ist wenn man überhaupt irgendwo hinkommt oder wo „das Boot von alleine hintreibt“ bei Flaute sofort nach ’nem Schlepp geiert und ab 5 Windstärken sagt: „Geht ja eh nicht, viel zu gefährlich, mit dem Haufen.“ |
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„Ein Kutter refft nicht, sondern schmeißt, wenn den Besen“ experts say. Nup. Gleichmäßig Groß und Besan reffen macht schnell, auch bei Welle und hält die Krängung in Böen besser kontrollierbar. Beim Einlaufen oder bei plötzlich stark zunehmendem Wind entgegen dem damals üblichen Ablauf den Großen zuerst schmeißen das Großsegel zuerst bergen erhält die Manövrierfähigkeit auf engem Raum, wie auch die Fähigkeit Höhe am Wind zu laufen, und macht die wichtigen Ruderduchten frei, mit deutlich geringerem Verletzungsrisiko beim Absetzen der Rah. Und Besan aufgeien, also von der Baumnock her mit einer Dirk bzw. einem Geitau rasch nach oben zusammenziehen um die Fläche wegzubekommen und ebenso rasch wiederzuhaben, statt bergen mit all dem Geschleuder, der Rah, die am Rudergänger vorbei, welcher dann meist auch derjenige ist, der die Übersicht zu behalten hat, erstmal sauber abgelegt sein will, insbesondere auf Vorwindkurs, ist auch gut. Am Wind macht man natürlich einfach die Schot auf, weit genug. Schiftet eventuell kurz die Rah in Vorwindstellung und macht den Hals ein bisschen auf, falls das Segel im oberen Teil noch zieht. Bei gut angepasster Segelfläche lässt sich das Killen das Flattern des Segels für eine Weile tolerieren. Und natürlich muss man unter Segeln voll manövrieren können, auch im Flachwasser, einschließlich Drehung ohne Fahrt voraus, Beiliegen und Rückwärtsfahrt. Ulrich Körner schreibt im Yachtsportmuseum, neben durchaus zutreffenden Überlegungen zum Reffen, unter Verweis auf den Konstrukteur Fiete Hülsen und mit dem, was hinter den Superlativen ein wenig wie Panikblindheit klingt, davon, dass auf eine Besandirk bei der Konzeption der Jugendwanderkutter bewusst verzichtet wurde und man, an Stelle nach Vorbild großer Rahsegler die Segel aufzugeien „notfalls die Fallen loswerfen“ solle um „äußerst gefährliche Situationen“ zu vermeiden. Jawoll, Käpt’n, loswerfen, die Fallen, im Notfall, alle … Und dann? |
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Nicht gern gesehen: Gummistiefel. Hab ich aber durchgesetzt, dass das doch ging, weil: ist sonst wirklich scheiße, wenns ’n ganzen Tag schifft und guckt doch mal, da in der Vorvorpiek, also hinter der Vorpiek und vor der ersten Ducht, flach auf dem gefalteteten Persi und der kleinen Fock, unter dem Vorvorpiekdeckel, den ich repariert hab, da ist noch Platz … Ölzeug und warme Klamotten zum schnell überziehen je in einen der beiden, mit allen geteilten wasserdichten Zampel (aus PVC-beschichtetem Polyestergewebe mit Rollverschluss, das einzig wahre) zu stauen irgendwo zwischen den Duchten im Mittelschiff, hinter oder gegenüber von den Iso’s, in ihrer anschmiegsamen, zurechtgedrängten Zwangsgemeinschaftsrolle, mit der einen außen, die immer alles abkriegt. Ich glaube, irgendwer hat sie wirklich ’mal ‚Opfer-Iso‘ genannt. Zwischendurch an die Vorpiek, Sachen aus dem (eigenen) Zampel holen? Nicht so gut, muss da ja wieder rein, sauber stauen „ist ein Act“ und vorne wird immer zuerst nass. Also geht schon irgendwie, aber kannst du’s nicht noch ein bisschen aushalten? Bordelektronik? ’n Taschenradio gab’s noch, neben der Lala — schon sowas total billiges, ging aber — wegen Wetter, 1269 kHz, DLF, zweimal täglich vor oder nach dem Essen, bei heiliger Stille, zum mitschreiben. Nachrichten oder auch nur laufendes Programm haben wir nicht angehört, wenn wir an Bord waren, auch nicht im Hafen. Kann ich mich jedenfalls nicht dran erinnern. Es war wie in einen besonderen Raum eintreten, in dem das ganze massenmediale Programm sehr, sehr weit zurückgefallen war. Landgeschichten, kein Thema mehr, eigentlich schon ab Treffen in der S-Bahn. SMS, Messenger-Apps, Webbasierte-Terminplaner, Mailinglisten … Hat so funktioniert, irgendwie. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass Social Media sich auf’s gelegentliche Postkarten schreiben, hinterher erzählen und Bilder zeigen beschränkte. Es war auch so schon genug Posing dabei und an Bord sein, aber dauernd am Selbst- und Außenbild basteln, für die, die nicht dabei sind … allen möglichen Geschichten, fragmentiert in Eindruck-Mach-Schnipseln von sonstwo, nur nicht hier, folgen ist, glaub’ ich, nicht so gut für’s Spielen, wie für’s Lernen, wie für’s Erwachsenwerden. Telefonieren? Ja, mit Münzen oder Karte, in der Telefonzelle an Land. ’ne Telefonliste hatten wir noch — einer ruft den nächsten an, der es an den nächsten weitergeben soll oder, wenn der nicht da ist, an den übernächsten und der am Ende ruft wieder den ersten an, damit der hören kann, wieviel von der dringenden Nachricht denn durchgekommen ist — und ein paar, die man immer mal fragen konnte oder wen, der noch wen kannte der eventuell … Oh, und Organisieren hat nicht immer nur einer gemacht, ging in die Runde, auch mal die Jüngsten. Einfach machen! „Hier ein bisschen Verantwortung. Kriegst du schon hin.“ Wurde, soweit ich’s erinnere auch kein so großes Bohei drum gemacht, keine demonstrativen Lobhudeleien … „Ohh, wie toll du (beschränktes Dummerchen) das Ödidöchen da hingekriegt hast. Kommt, alle drumrumstellen und klatschen … und immer ‚Danke‘ und ‚Community‘ sagen!“ Sich gegen so eine klebrig lächelnde Erniedrigung zu verteidigen, da irgendwann mal auf Augenhöhe zu kommen ist nicht leicht. Mir würde betretenes Schweigen oder was sarkastisches einfallen und wenn Schweigen und dunkler Sarkasmus erst einmal drin sind, um sich greifen … Viel Spaß, beim Retten der Gemeinschaft. |
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«Laissez faire, laissez passer!» Französisch für: „Lassen Sie machen, lassen Sie laufen!“ Sowohl se faire als auch se passer kann man mit geschehen (lassen) übersetzen. Historisch
relativ nahe daran ist: «Tant, encore une fois, qu'on laisse
faire la nature, on ne doit rien craindre de pareil;
aussi n'est-ce que parce qu'on la déconcerte, et qu'on
dérange tous les jours ses opérations, que le malheur
arrive.» sic! Pierre Le Pesant de Boisguibert: Dissertation, sur la nature des richesses, de l'argent et des tributs, où l'on découvre la fausse idée qui règne dans le monde à l'égard de ces trois articles. (1707) Chap. V. Dans: Eugène Daire (éditeur): Économistes financiers du XVIIIe siècle. Paris, 1843. Page 409. Über Wikisource (fr). Übersetzung von DeepL. Beachte
den Kontext: „Eine Abhandlung
über die Natur des Reichtums, des Geldes und der Tribute, in
der die falsche Vorstellung aufgedeckt wird,
die in der Welt in Bezug auf diese drei Artikel
herrscht.“ Lesenswert
ist auch dieser
lexikalische Artikel
zu der Maxime,
von 1908. ↗ Wenn ihr Pädagogen oder Eltern seid, bildet euch bloß nicht ein, dass Jugendliche so etwas nicht merken. Ich schätze, die meisten sind mittlerweile geradezu trainiert darauf, Dinge mit einer Geste zur Farce werden zu lassen; den Akt der Verhöhnung; der ironischen Brechung als das Eigentliche anzusehen und dann wiederum die Macht zu ersehnen, die das überwindet, es vermag, etwas gegen alle Angriffe zusammenzuhalten: Irgendwen oder was, das ihnen einen Grund gibt, irgendetwas als ernsthaft von Bedeutung anzunehmen. |
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So etwas lernt man nicht mit Laisser-faire und Irgendwie-machen, was dann meist eben gerade nicht bedeutet: mit viel Raum für „kreative Lösungen“ Wie wäre es mit zielführenden Lösungen? und spontanes, gemeinsames Ausprobieren im „hierarchiefreien Diskurs“ «Tataa» alle genau gleich und frei sich einzubringen, jeder mit der Unterstützung, die er braucht woher auch immer er die dann kennt Praxis und Theorie, einträchtig Hand in Hand und bereits ihre Hochzeit im Blumenmeer auf einem Jugendkutter im Morgenrot planend Ich liebe Utopien! sondern schlicht: „wie alle“ «Oooh» „Captain Shaun V.R.Maal-O’Ichkannnichtsdafür“ und „Kommodore Graf v. Hörensagen“ Aber was ist denn so schlecht an allen, muss man denn immer etwas anders machen wollen, herausstechen, Dinge verändern? Andere zur Unterordnung verleiten? Kann man sich nicht einmal in aller Freiheit anpassen? ohne Raum und Antrieb für den Aufbau von Erfahrung, geschweige denn die systematische Suche danach. Komm Schatz, lass uns in grau heiraten, ohne Ggesicht, so bunt wie alle! Wie man einen Spinnaker mit viel zu langen Lieken auf einem Boot fährt, das nie für’s Spi-Segeln gedacht war, auch nicht. „… gehören aber nicht dazu, sondern wurden (mit oder ohne Wissen der Verantwortlichen) von der Mannschaft an Bord gebracht.“ schreibt Freund Krümel … Mhm. Im Zampel wahrscheinlich, unter Klamotten versteckt und dann in einem unauffälligen Moment gesetzt, ehe der in erster Linie für so etwas Verantwortliche auch nur ‚Piep‘ sagen konnte. Der hat’s dann wahrscheinlich mit Humor genommen, die an Land „auf regelmäßige Meldungen“ wartende Jugendleitung nebst Vereinsvorstand mit in sein Abendgebet eingeschlossen, und gelernt damit zu segeln. Leute, entspannt euch! Sobald eure Küken, Nachwuchs-Schützlinge so weit sind, statt über „Oah, krass, wir auchma’ wollen“ — wollen, genau — fordern und zwar von euch zu machen: mehr, alles — über das „Wie könnten wir eigentlich?“ und „Was bräuchten wir dafür?“ — „Jetzt mal ernsthaft, wie könnte das gehen?“ zu sprechen. Das ist nämlich das, wo ihr sie, meiner laienhaften aber nicht uninformierten Meinung nach, hinhaben wollen solltet. |
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Und wenn ihr wirklich Angst um sie habt, sei es weil ihr was gesehen habt oder von etwas gehört, gelesen oder eben eigene, einschlägige Erfahrung, dann sagt es ihnen genau so und gebt ihnen eine Chance, das Problem nachzuvollziehen, in Beziehung zu setzen mit ihrer Erfahrung (ohne die sie schließlich gar nicht in die Position gekommen wären, überhaupt alleine irgendwohin zu fahren) und mit einer eigenen Lösung zu kommen, ehe ihr’s in eine Regel packt, die ihr ihnen aufdrückt. Die hat dann nämlich einen entscheidenden Nachteil: Es ist eure Regel, nicht ihre. Und ihr seid nicht an Bord. Die wesentlichen Entscheidungen fallen aber an Bord, ist so, aus gutem Grund, auch auf Sail-Training-Schiffen. Und noch ein ‚und‘: Zur Hölle, wenn ihr etwas selber nicht gut genug einschätzen könnt, aber irgendwie gefragt seid, euer O.k. dazu zu geben, macht euch damit vertraut. Lasst es euch zeigen, von ihnen. Im Zweifelsfall an Bord, als Gast. Im Ernst: Gebt ihnen die Aufgabe, ad hoc, euch zu überzeugen, dass es funktioniert und sie es gemeinsam gut genug im Griff haben. Nicht nur der Bootsführer theoretisch irgend etwas kann, was sauber und trocken in einem Lehrbuch steht. Oder dem Gültigkeitsbereich eines Führerscheines. Wenn ich ein Kind hätte und hörte von der Jugendleitung über die Qualifikation eines Bootsführers, bei dem es einsteigen wollte lediglich so etwas wie „kein Problem, hat den Führerschein und sie fahren innerhalb der Grenzen des darin angegebenen Fahrtgebietes“ würde ich im Dreieck springen — und im (erhärteten) Zweifelsfall nach einem anderen Verein suchen. Fragt sie außerdem ruhig einmal, unter Beachtung der Hierarchie, also den oder die in erster Linie Verantwortliche(n) zuerst, so Sonntagnachmittag zum Beispiel, um das Ende einer Fahrt herum, wie es lief, wo sie waren und ob es irgendwelche (besonderen) Probleme gab. Wie sie mit der Wetterlage da (über die ihr euch ein bisschen Gedanken gemacht habt) oder dem vielen Verkehr, der neuen Ausrüstung oder was auch immer klar gekommen sind. Muss nicht viel sein, nur so, dass deutlich wird, dass es euch nicht egal ist und sie, also auch die Bootsführer, da jemand haben, den man mal was fragen kann. Die haben nämlich die einsamste Rolle an Bord, nicht etwa die geselligste, unterstützteste. Und fragt (solche Dinge) nie das Küken in der Bordhierarchie, vor allen anderen. Das ist nur peinlich, vor allem für das Küken. Wirklich großartig an den JWK’s, so im seemännischen, vor allem segeltechnischen aber auch sportpädagogischen Sinne, ist die große Vielseitigkeit auf Basis einfacher Elemente, ähnlich wie bei einem Korb hölzerner Bauklötze, den man einem Kind hinstellt. Auch die Konzentration auf’s Segeln und das Körperliche. Eben das, wo die Tiere sich ein bisschen auf mehreren Ebenen bewegen und was einfallen lassen müssen ohne, dass es ständig sagt: „Mach diese Übung, genau wie vorgeschrieben, um deine Belohnung zu kriegen, dann kommt die nächste Übung, die du wieder machst …“ Häng’ einen Motor dran — „nur der Sicherheit wegen“ — und es wird eine Schönwetter-Heidi-Peidi-Geschichte, insbesondere das Rudern zur Farce, allzu leicht manipulierbar und wegzulassen. Damit wird dann einer der Hauptgründe für die Einrichtung des Bootes, seine Raumaufteilung und eigentlich auch das Konzept der Offenheit; des ungeschützten, multifunktionalen (Halb-)Innenraums hinfällig. Ein achteinhalb Meter langes Fahrtensegelboot mit Hilfsmotor, voller Ruderduchten und ohne Deck, wenigstens bis zur Mitte? Unsinn. Ein Boot, das allen was zu tun gibt und gute Koordination erfordert, nicht aber hochgradige Spezialisierung in den Arbeitsrollen. Raum für einfache, sehr praktisch begründete Hierarchien und deren Durchlässigkeit, bzw. Angreifbarkeit; das sich Erproben in verschiedenen Rollen; auch das Erinnern an die Gemeinsamkeit, Stärke und Schwäche; das immer wieder improvisieren müssen, auf allen Ebenen. |
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Dazu diese gewisse Wildnistauglichkeit, ohne einen allzu stark abzuschirmen in einer hochkomfortablen Zivilisationskapsel; dass man ohne weiteres Trockenfallen und auf den Strand kann, in die Nebenarme und kleinen Buchten, wo mehr Freiräume sind; nicht immer in die bekannten Häfen muss, zu den geordneten Attraktionen; dem, was man zu Hause genauso gut oder besser haben kann; dass es damit dann auch wirklich fährt, nicht nur beschaulich dahintreibt bis man Geduld und guten Willen verliert, das Pferd. Und gut aussehen tut es auch noch, in Mahagoni auf Eiche, karweel beplankt, selbst in schwer beansprucht. |
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Das mit der Wildnistauglichkeit »Ahem! Du, äh, Wildnis …« heißt dann nämlich auch: aus dem Fahrwasser zu können, die Befahrbarkeit — Gangbarkeit von Wegen — selber einschätzen zu müssen und Lösungen für Probleme zu finden, deren Bewältigung viele andere längst ausgelagert haben. An die, von denen sie dann abhängig sind. Nun gut. Was aber, wenn letztere dann irgendwann sagen: „Außerhalb? Besser verbieten, zu gefährlich. Kann sowieso keiner mehr mit umgehen. Macht nur Ärger und stört ja auch die Natur, das ist vermeidbar. Müssen da ja nicht lang.“ Fahrtensegeln? Fahrtensegeln hieße dann im Endeffekt: Von Freiheit träumen und Fahrwasser ablaufen, von Hafen zu Hafen, nur unbequemer als unter Motor. Kreuzen? „Auch nicht gut, nicht im Fahrwasser, können auch nicht mehr alle so richtig, vermeidbare Störung, besser ...“? Von der bootsbaulichen Seite her gesehen: viel Reserve da in den Materialstärken, traditionelle Bauweise, kann was ab. Ist eben an früheren Arbeitsbooten orientiert, ohne an jedem überkommenen Detail festzuhalten. Boote zum wirklich benutzen, keine Museumsstücke. Verleimte oder mit Epoxidharz verklebte Vollholzbauweise ist eine sehr gute letzte Entwicklungsstufe gewesen, vor dem Umbruch zur GfK-Bauweise und den handgelegten, eigentlich -getackerten, formverleimten Sperrholz-Statussymbolen oder Handwerks-Ausbildungsprojekt-Vorzeigerümpfen, nur für ein paar Jahre, Anfang bis Mitte der 1970er. Bei Jollenkreuzern und ähnlichen ist Leistenbauweise das Suchwort zum Hinschauen, da sind die (hoffentlich auch nach Jahrzehnten noch) dicht verklebten, sehr schmalen Planken auch noch vertikal miteinander vernagelt. Schwer kaputtzukriegen, aber nicht schwer zu reparieren, so ein Ding, auch bei deutlich filigranerer Auslegungen der Einzelteile und weicherer Struktur. Und das Flair, Aussehen, die Haptik, auch die thermische Charakteristik und der Geruch so eines Holzrumpfes, mit eingeformten Spanten, Kupfernieten … Muss man mit nichts verkleiden, geht einfach so, zu allen Gelegenheiten. Im Großen Belt hat uns einmal der Eigentümer einer mäusekleinen Insel mit einem Haus darauf, von der wir dachten, sie hätte noch den öffentlichen Anleger im inneren Teil des Naturhafens mit der inzwischen versandeten, winzigen Zufahrt, den ich von vier Jahren zuvor noch mit Yachten gefüllt in Erinnerung hatte, nach der unverblümten und eines Robinson würdigen Vorstellung: „I am the owner of this island“ an Stelle, wie anscheinend sonst üblich, wegzuscheuchen, am Privatsteg übernachten und auf seinem Land spazieren lassen „because you have such a beautiful old ship“. Am nächsten Tag haben wir dann gelernt, dass die Ostseezufahrten keine gezeitenfreien Gewässer sind und das 10 oder 15 cm Tidenhub durchaus etwas ausmachen können. Aber halb ausziehen, aussteigen und schieben kannten wir ja schon, von der Elbe. |
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A
school has been slammed by parents for being woke after it
banned teachers from using sarcasm.
Skegness
Academy in Lincolnshire stopped the use of irony to
convey contempt as part of a ‘guide to support staff’.
The
doctrine, known as the ‘Skegness Academy Way’,
outlined that sarcasm cannot be used when talking to
pupils.
The
ban applied to all pupils, however parents said some of the
‘sarcastic teachers’ are their favourites. […]
A
spokesperson for the Academy
said: ‘The document
referenced is not a policy but a guide to support
staff with delivering on our ethos.
‘The
reference to sarcasm
is because it can be difficult
for children
with special educational needs to process or
interpret
it, and we want to ensure our pupils with special educational
needs are nurtured
in an inclusive
environment which includes
language
and ways of speaking
which are accessible to them so they feel fully
supported.
‘As
we are a fully inclusive academy, our pupils of different
needs and abilities learn alongside each other, so
we strive to ensure plain language is used so it is
fully accessible to all pupils.’ Great
idea, sir: Woke school bans teachers
from using sarcasm
in the classroom.
By Jonathan
Rose for Mailonline [Daily
Mail, London,
UK],
01:00 GMT,
7 January
2023, updated
13:56 GMT,
7 January
2023. |
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Sing like the birds, grow like the trees ⤒nach
oben |
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Nicht ganz hundertprozentig günstige Wetterbedingungen für das längere Reisen in offenen Booten ohne Wäschetrockner taten das ihrige um gute, verbindende Geschichten entstehen zu lassen und wir taten das unserige dazu. Im Svendborgsund hat mal einer dem, kurz vor dem Einlaufen im Hafen sturzbach-gießkannenartig einsetzenden Sommerregen entgegen gerufen: „Monsun, jaaa!“ Woraufhin eine andere einstimmte: „Wir sind eine große Pflanze, wir brauchen das!“ In gewisser Weise hatte sie damit nicht Unrecht, auch wenn es sicherlich ironisch gemeint war. MONSUN war der koinzidativ zeitlich und/oder räumlich zusammenfallend passende Name eines Küstenmotorschiffs, das dort lag oder uns passierte. „Baby, the rain must fall. Baby, the winds must blow. Wherever my heart leads me …“ (Chris Connor, Jahre später bzw. früher, Elmer Bernstein und Ernie Sheldon. War einmal der Titelsong eines Filmes mit Steve McQueen. Link oben bei Donner und Trost.) Koinzidenzen sind übrigens auch super Spielelemente im Tanz. Nicht zum selber Herstellen; zum Aufgreifen. Man konnte mit etwas Übung durchaus fühlen, was dem Gewächs (Gestrüpp?) gut tat; gut ging in der Mannschaft, auch ohne irgendwie weiter ausgearbeitete Konzepte — die wir nicht hatten, nicht mal ’nen Jugendgruppenleiterschein, wie einige andere und wohl auch von irgendwem empfohlen — oder Team-Building-Übungen, die wir auch nicht hatten, jedenfalls nicht im theoretisch reflektierten Sinne. Wir brauchten keine Übungen, wir haben in Wirklichkeit gemacht. Eine Crew und einen Teil von uns selbst gebaut, wachsen lassen, im Spiel. Mit Chance und Risiko. Und guter Versicherung, was das Boot anging, sowie klarer Rückendeckung durch den Vereinsvorstand, vor allem den ersten Vorsitzenden, nicht zu vergessen. Von einem, der ein bestimmtes Anlegemanöver mit 5 bis 6 von Achtern und Standardverfahren im Kopf auch nie vergessen wird. Experten? So richtig herausgehobene Experten, nach denen sich alle richten müssen — am besten noch mit Hofstaat der sich um die Reinerhaltung des Expertengedenkens sorgt — die die Krise kriegen, wenn einer aus der Reihe tanzt, gab’s eigentlich nicht in der kleinen Szene. Jedenfalls nicht in allzu sichtbar. Wohl aber Vorbilder und ein paar inspirierende Erzählungen, auf dem Weg dazu, Legenden zu werden. Alles weitgehend mündlich tradiert. Und eben nicht an einem Guru und dessen Geschichte oder der Agenda einer Bewegung oder einem quasi-fürstlichen Hauptsponsor hängend. Bei vielen irgendwie so einer Haltung zugeneigt, die sagt: „Unsere Legenden machen wir selbst“ mehr durch’s Tun als durch’s Reden. Sehr bürgerlich. „Ob wir rote, gelbe Kragen, Helme oder Hüte tragen, Stiefel tragen oder Schuh’. Oder ob wir Röcke nähen und zu Schuhen Drähte drehen …“ Auch mit längerer und mächtigerer lokaler Tradition im Rücken als vielerorts anderswo. Mittlerweile glaube ich, dass so etwas auch jenseits der üblichen, flachen Vermarktung und allzu gefälligen Überhöhung eine wesentliche Rolle spielt und vor allem nicht beliebig (ver-)formbar ist. |
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Auch wenn man es manchmal annehmen mag, wenn man sich die Selbstdarstellung der Vertreter anschaut. Ich glaube, sie wissen nicht womit sie spielen, als wäre es Knetmasse und eine Stunde im Kindergarten, unter einer etwas, reichlich neurotischen Leitung. „Halte deinen Scheiß zusammen“ war eine andere, sehr wesentliche Regel, die den Umhang mit mitgebrachten Dingen meinte, aber durchaus auch auf die aus persönlichen Befindlichkeiten abgeleiteten Ansprüche hätte übertragen werden können und, bei der Majestät der Mähnen und Schwänze der beiden Löwen da rechts, wie ich wünschte, Stadt, Land und Kindergarten würden sich das ’mal hinter die Helmzier und auf die Adlerfedern — vielleicht etwas freundlicher ausgedrückt, so in die Richtung: „bei sich bleiben und Verantwortung für den Umgang mit seinen Gefühlen übernehmen“. Man konnte die durchaus haben, auch einmal etwas außerhalb des Üblichen, aber es musste zusammengehen und das Funktionieren des Schiffes stand ziemlich weit oben in der Hierarchie. Was, um es noch einmal hervorzuheben, intuitiv zu begreifen naheliegt, wenn das obere Ende der Bordwand bei Ruheschwimmlage gerade einmal 50 bis 70 cm über Wasser liegt, es von Kante zu Kante nur 3 Schritte sind und da nicht einmal eine Andeutung von Kajüte ist, die einem die Illusion vermittelt, dass nichts schiefgehen könne. |
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Großes Staatswappen am Museum für Hamburgische Geschichte. Relief, in Digitalphotographie von Christoph Braun, 17. Sept. 2011. |
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Und, nicht zu vergessen, dass da, wo man segelt, eben nicht alles irgendwie egal, von gleichem Wert ist, weil sowieso kaum etwas wirklich schlimm schief gehen kann und, bei dem leisesten Anzeichen von Unwohlsein, der Ausweg fremder Führung jederzeit auf bequeme Weise offen steht; immer irgendein Rettungs- und Hilfsdienst im Handumdrehen da und bereit ist, die wesentliche Verantwortung von einem zu nehmen, abzugeben erlaubt, in die beruhigenden Hände derjenigen mit den Insignien professioneller Sicherheit. |
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„Ach, wir können das ja eh nicht und wollten nur mal ein bisschen den Kindern das Gefühl geben, als ob … Wie gut, dass Sie überall sind und aufpassen. Jetzt aber schnell wieder an Land, zurück in die Stadt und nach Hause! Wir könnten noch was essen gehen. Draußen, ja draußen ist es sehr gefährlich.“ Und: „Nordsee ist Mordsee.“ Also nicht ins Watt fahren. Sind wir wirklich in einem offenen Boot, ohne Motor und Funk mit Jugendlichen nach Neuwerk — Tonne 13 / Neuwerk Reede 1 — gleich gegenüber vom Großen Vogelsand — einem der etwas bekannteren Schiffsfriedhöfe — weil irgendwer meinte, jeder Kutter sollte einmal seine Segelnummer gerundet haben — oder einfach so, gleich am ersten Tag der dritten Sommertour über die Außenweser, den Hohen Weg und weiter gesegelt? Es gab da ja schon irgendwo den Satz: „Kutter haben einen Schutzengel.“ Und ja, so ’ne richtige Wanne fahren, bis die Bodenbretter anfangen aufzuschwimmen, wo du dich schon fragst, ob sie wohl noch hochkommen wird; wenn sich der spontan in Massen getankte flüssige Zusatzballast mit der offenen Oberfläche, kaum gebremst von Einbauten bemerkbar macht so, wie wenn alles plötzlich einen Hang zum Haltlosen, Überschwänglichen bekommt; auf jeden Bewegungsimpuls einer draufspringt und dann noch vier, fünf, blind mit Anlauf hinterher, ist eindrucksvoll. Das Erlebnis, wie man’s gemeinsam kontrolliert kriegt, da plötzlich an die 500 kg Trimmgewicht beziehungsweise lebende, knochen- und bindegewebsstrukturierte Gesamtmasse sich auf Zuruf — Auf die Kante! Tüten auf!! — in nicht wenig komplex interagierender Weise in Bewegung setzen und dem Boot mitsamt inwärtigem, wie umgebendem Wasser und umströmender Luft ihren Willen aufzwingen, den du dir, wenn du der bist, der die Kommandos rufen darf, zu vertreten und zu koordinieren anmaßt — letztlich dann doch, bei aller Aushandlung; allem Konsens über die eingenommenen Rollen — ist es auch: beeindruckend und verbindend. Vor allem, wenn’s ganz kurz vor knapp war und sie dir hinterher immer noch vertrauen, weil’s gut ging und es wohl auch kein anderer an Bord wesentlich besser hingekriegt hätte. Und weil, so nebenbei, ein bisschen Aufregung, wo es plötzlich inmitten des Spiels wirklich um was geht, auch nicht wenig Spaß macht, genauer eigentlich: Freude; so ein Gefühl von Lebendigkeit; fließend-staunend wahrgenommenen Daseins erzeugen kann, das schwer zu ersetzen ist. Oder weil eben Dinge einfach mal passieren, die grenzwärtig oder drüber sind, und ihr sie bewältigt bekommt. Diese
eine Nacht da, im Herbstnebel auf der Brammer Bank, vor Freiburg,
wo es schon ganz schön breit wird, die Großschifffahrt
mit ihren Radars’
und Lotsen weiterläuft und ob ihr da jetzt ’ne
richtige
Ankerlaterne und so ’nen kleinen
Röhren-Radarreflektor
habt oder die Linde rauscht, wenn ihr meint, nach dem
Aufschwimmen noch einmal den Ankerplatz wechseln und
tieferes Wasser suchen zu müssen … Aber Nebelvorhersage
ist auch echt |
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Wichtig auf Sommertour: Regelmäßige Standortmeldung aus den Häfen bzw. ihren Telefonzellen an die Kontaktadresse, die ein geduldiges Elternteil, Muttertier übernommen hat, also alle paar Tage wenigstens, für besorgte Eltern. UKW? GMDSS? SART? EPIRB? Wie bitte? Im Notfall: 4 Fallschirmsignalraketen, 2 Handfackeln und die Arme. Die Honke noch, also die Nebeltröte. Eine viereckige Flagge, darüber oder darunter ein Ball oder etwas, das einem Ball ähnlich sieht, theoretisch. Rettungsinsel? Das Boot selbst, wenn genug (Not-) Auftrieb eingebaut. Und darauf haben wir geachtet. Zusätzlich zu dem Holzrumpf mit weitgehend hölzernen Einbauten und Holzmasten hatten wir noch Schwimmkörper aus gesondert verpacktem, geschäumtem Polystyrol unter den Sitzbänken und in der Vorpiek. Auch deswegen war der Stauplatz so knapp. Geachtet haben wie auch auf die Kentertüten und, dass die Schoten, wenigstens von Groß und Besan, nie so belegt wurden, dass sie nicht schnell zu fieren waren. Macht dann bei den Schotfahrern (Schotgasten wäre das traditionelle Wort gewesen) irgendwann die vorzeigbare Seglerkralle. Kentertüten sind vollautomatisch selbstaufblasende Mast-Auftriebskörper, ähnlich konstruiert wie selbstaufblasende Rettungswesten, aber nicht in Form eines Schwimmkragens mit viel Getüddel, sondern so wie ein kleines Hebekissen für Wasserbergungsarbeiten. Zusammengepackt ist es ein handliches, nicht zu schweres oder sonstwie störendes (erstaunlich gut) spritzwassergeschütztes, längliches Paket, mit innenliegender CO₂-Pressgaspatrone sowie einer Art Salztablette als Nässefühler und Auslösesperre. Es wird vor Fahrtbeginn an einem Fall vorgeheisst und wirkt ausreichend, trotz seiner relativ geringen Hebekraft (40 daN, ungefähr entsprechend 40 l Luftvolumen) über den langen Hebelarm des Mastes. Die
offizielle Bezeichnung ist Kenterschutzkissen
und etwas irreführend, da sie nicht vor dem Kentern
schützen, sondern dem Weiterkentern; dem
gekenterten Boot eine einseitig stabile Lage
geben; eine Krängung über 90° hinaus verhindern,
unter normalen Umständen, also eine
Schwimmlage, bei der die Besatzung in Gefahr kommt im
gekenterten Bootsrumpf gefangen zu werden
und ansonsten alle lose und nicht schwimmfähige
Ausrüstung verloren geht, evtl. auch noch die
Masten oder Spieren im Grund steckenbleiben. Die
Entwicklung kommt von einer engagierten Wedeler
Sicherheits-Apparatebaufirma,
angestoßen von der schlechten Erfahrung
einiger Vereine bzw. ihrer jugendlichen
Besatzungen mit dem Kenterverhalten
bzw. den Stabilitätseigenschaften
im gekenterten, gefluteten Zustand der in
Hamburg Mitte der 1970er Jahre aufgekommenen
JWK’s
in GfK-Bauweise,
mit ähnlich wie bei vielen Jollentypen
bewährt eingebauten Luftkammern in der
Bilge. Darf ich noch einmal an das Thema Erkenntnistheorie, die Frage der nach sozialer Übereinkunft konstruierten Wahrheit über die Wirklichkeit erinnern? Und an die Frage der Fähigkeit von Laien, Aussagen darüber zu treffen, die sinnvoll von ‚Bla‘ zu unterscheiden sind? Vielleicht auch noch an die nautische Prioritätenliste aus Kap. 4? „Zunächst einmal schwimmen, atmen, warm und halbwegs trocken sein, dann einer Richtung folgen, aufrecht bleiben …“ Navigation: Auf Sicht und mit Kompass und Sportbootkarten auf Papier. Peilkompass und Fernglas waren schon was besonderes. Wir hatten keins mit dem man wirklich viel sehen konnte. Logge? Nö. Lot? Riemen, als Peilstab und die Schwerter. Mit akustischer Bodenmaterialerkennung. (Stacks und Findlinge klingen besonders eindrucksvoll.) Sichere Navigation mit Papierkarten in so einem dauerdurchnässbaren Chaoshaufen ohne alles? Ja. Übrigens, wisst ihr was das Allerheiligste ist an Bord so eines Jugendwanderkutters auf Sommertour, in Hinblick auf Bootsausrüstung und Stauplätze? Die Reserve-Glaszylinder für die Posis. Ganz hinten in der U.A., eingekeilt zwischen Bordwand und Achtersteven, in der Box mit den Kocherersatzteilen. Die hat nämlich keiner mehr in den normalen Ausrüstungsläden. Wo ich’s so aufschreibe und nochmal lese denke ich, dass Heiliges mit praktischer Bedeutung zu tun hat. Darf nur nicht zu gewöhnlich und durchschaubar sein, dann wäre es profan. Ein Unterschied von religiöser Praxis und dem, was wir da gemacht haben ist, neben der Benennung natürlich, dass unseres für jeden an der Wirklichkeit überprüfbar war, zu Lebzeiten. Und Raum ließ für Transzendenz, wenn es denn das gewesen wäre was wir (bewusst) gesucht hätten. Ich denke, wir haben Wirklichkeit gesucht, eingegrenzt durch die Regeln des Spiels und aufgefangen durch eine hochentwickelte Zivilisation, in einem der Bereiche in dem die Moderne noch weitgehend unangefochten war und das Gegenbild der ersteren noch durchschien, bzw. die existentiellen Grenzen spürbar wurden. Vielleicht hätte es auch Entdeckerspiel heißen können, was wir machten. Kein Wunder, glaube ich, dass „Die Siedler von Catan“ ungefähr zu der gleichen Zeit ein so beliebtes Gesellschaftsspiel wurde. |
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Ach nee! Guck ma’ hier, Frl. Nickl-Schicklich und ‚misslich‘ hätte auch nicht sehr misslegen, misselingen, weitab gelegen, bei kleiner Änderung also, Annahmen, Luft und Wasser … ma’, mal wieder. |
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Oder in dem Wattfahrwasser, hinter einer der friesischen Inseln, wo wir erst steckengeblieben waren und später an dem alten Grabbel hingen, von dem wir eigentlich wussten, dass der nicht so toll hält … Die Ansage zur Nacht war sowas gewesen wie: „Wenn ihr mal müsst, zieht euch vor dem Gang auf die Vorpiek ’ne Schwimmi an und weckt einen anderen. Dass es überhaupt wer mitbekommt, falls ihr dabei über Bord geht und dann wegtreibt!“ Die im vorigen Kapitel erwähnte Nummer mit Beaufort 6 bis 7, bei Wind gegen Strom, und dem Behelfs-Großtrysegel aus der alten Reservefock im Seegat … irgendwie einfach gemacht; probiert, gemerkt was nicht geht und vor dem Umdrehen noch was anderes probiert, wofür es eine ungefähre Vorlage gab und ein bisschen Material zum Improvisieren. Genügend Gewandtheit und Disziplin, um dem Raum zu geben und nicht bei der ersten harten Wellenserie die Nerven zu verlieren. Und so weit war’s ja gar nicht, bis zum Wattfahrwasser, wo der Seegang nachlässt und schon fast wieder easy-going ist. „Ich würd’s nicht machen, aber wenn du’s machst mach ich mit“ war einmal ein hübscher, trockener Beitrag zu einer Abstimmung über die Tagesroute. Eigentlich was ziemlich harmloses, irgendwo in der dänischen Südsee, dem Rande zu. |
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Affenfelsvegetationsriten |
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Die hohe Priorität des technischen Funktionierens des Bootes, ins Verhältnis gesetzt mit den Fähigkeiten der Manschaft, gab denen, die zu allererst darüber zu befinden hatten, was wesentlich war für dieses Funktionieren, ob es vertretbar war auszulaufen oder irgendeiner Idee zu folgen und was eventuell noch mehr Beachtung bedurfte, nicht wenig Macht („Können wir uns mal angewöhnen, dass …“ war eine Variante, das letztere anzumahnen, die nach einiger Zeit selber von den solcherart Ermahnten angemahnt wurde, als etwas „das nervt“ und zwar zu sehr, womit sie nicht Unrecht hatten, in dem Jahr) erlegte ihnen aber auch die Pflicht auf, zu zeigen, dass es kein hohles Geschwätz war, zu einseitigem, bloß hinter einer Maske von Fachkompetenz verstecktem Vorteil. Schließlich würde, früher oder später, jeder an Bord in die Lage kommen, selber auszuprobieren oder zumindest vor dem Hintergrund eigener Erfahrung nachzuvollziehen, ob da was dran war. Und nur ein wenig darunter folgten eben auch so etwas manipulationsresistentes, wie Freude am Zusammensein und Rituale, die das bekräftigen, im positiven Falle, im negativen aber die soziale und emotionale Fallhöhe enorm vergrößern. Wenn du einmal Freude daran gefunden hast, etwas Ritualisiertes vorzusprechen — was bei uns ganz klar hieß: So laut zu vorzuschreien wie geht — „Auf die Eny Sieben ein dreifaches Hipp-Hipp —“ was die anderen an Bord dann passend im Chor mit „— Hurra!“ beantworten und was heißt beantworten: so kraftvoll brüllen sollen, im dreimaligen Wechselspiel, dass es der ganze Hafen hört und weiss, wer da gerade wieder mit spätpubertärem Stolz durch die Einfahrt gekommen ist — würde es dir verdammt viel ausmachen, wenn dann irgendwann nichts mehr oder etwas ironisches zurückkäme, weil sie dich eigentlich für einen eingebildeten Idioten halten. Wie Nicolae Ceaușescu es ertragen konnte, den vermeintlichen Jubel seiner schweigend vormarschierenden Genossen Untertanen vom Band eingespielt zu wissen, ist mir unbegreiflich. Jemand, der in der Lage ist ein Ritual zu sprengen, das dem, der es anleitet etwas bedeutet, im Sinne von Selbstbewusstsein und Motivation, hat auch nicht wenig Macht — und wiederum nicht wenig Verantwortung. Auch der da oben auf der Achterpiek, der sich in meinem Beispiel gerade so albern-ernsthaft exponiert, hat ja — wenn er denn die Souveränität dazu hat und nicht vom Erfolg in der eigenen Rolle abhängig geworden ist — die Möglichkeit, vor dem nächsten Mal zu erklären, er hätte jetzt was besseres vor und sie sollten doch sehen, wie sie alleine und mit zwei tatkräftigen Händen und einem erfahrenen Verstand weniger klarkommen. Anschaulich zu vermitteln, dass das eine (Macht; Unterwerfung) an das andere (Verantwortung; Verletzlichkeit; Vertrauen) gekoppelt ist — in beiden Rollen — und, dass es da so etwas wie einen Sweet spot gab, einen Punkt — Bereich eher, wo es sich gut anfühlt mit dem gemeinsamen Machen, den man, wenn die Balance stimmte, treffen konnte, immer wieder, zur gegenseitigen Befriedigung, war eine Grundtugend unseres Bootes, soll heißen: „bei uns an Bord“. Anything Goes? No way! (Alles geht? Keineswegs; durchaus nicht; unter keinen Umständen!) Es gab merkwürdige Bräuche wie das zelebrieren eines Nachtisches, in Form einer im Kreis herumgereichten Schüssel mit einer Süß-, meistens Quarkspeise mit nicht zu wenig Sahne (Hau rein!) Zucker und Zimt, mit in Zuckersirup eingelegten Konservenfrüchten und einem Esslöffel, mit dem jeder in jeder Runde nur einmal nehmen durfte, als Happs direkt in den Mund und man sich weder den oder die vor, noch hinter einem aussuchen konnte … Darf man in Corona-Zeiten eigentlich auch keinem mehr erzählen. Keine Ahnung, wo das herkam aber wir fanden’s gut. Musste man nicht lange drüber reden, hat man irgendwann gemacht, weil’s irgendwer, irgendwelche von irgendwo kannten und wenn’s irgendwie gut war, jedenfalls gut genug, nach Meinung ausreichend vieler und ohne hinreichend überzeugenden Widerspruch, hat man’s weiter gemacht. Heute hätte ich einen Erklärungsansatz dafür, was genau daran gut war und warum. |
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Zu acht nach- und durcheinander an einer Saftpappe nuckeln, die schon den halben Tag in der Automatik — kurz für: Automatische Saftpappen-Klemmhalterung oder so ähnlich, zwischen zwei Spanten im achteren Bereich zwischen Cockpitbänken und Balkwegern — den von Bug bis Heck durchgezogenen, massiven Verstärkungen des Bootsrumpfes am oberen Ende der Beplankung — in der Sonne gestanden hatte, manchmal auch schon ein bisschen Elb- oder Sonstwo-Wasser abbekommen hatte, mit dem überaus köstlichen Wegbring-Schluck am Ende … Wouh. Natürlich gab es Grenzen, für alles — wir waren, wie gesagt, kein Seelenverkäufer — nur manchmal eben dort, wo man sie vor dem ganzen, die Welt nahezu überhaupt nicht bewegenden, schon gar nicht sie in ihren Grundfesten zerlegenden und den zusammengetrümmerten Klumpatsch irgendwo hin heben,-zwingen wollenden, aber schönen und charakterbildenden Abenteuer nicht vermutet hätte. Ich jedenfalls nicht, als früheres Etepetete-Nee-mag-ich-nicht-Iiih!-das-auch-nicht-Kind. Dass so etwas ernsthaft Spaß sic! machen könnte und die soziale und semantische einem Symbol Bedeutung verleihende Kraft hätte, dem Wort ‚Affenfelsen‘ oder der nun legendären Wortfolge ‚Chaos, Trümmer, Torf‘ einen Beiklang von Glück und, sich selbst nicht aussparend, spöttischer aber durchaus echter Anerkennung zu geben, hätte ich auch nicht gedacht bevor ich zum zweiten Mal segeln lernte, sozusagen. Ein drittes Mal folgte ein paar Jahre darauf, angestoßen von einer zufällig getroffenen, ein bisschen seltsamen Kuttermannschaft von der Weser, wo die KuFü’s mit so einem besonderen Klang in der Stimme von ’nem Gaffelschoner sprachen, aber nicht so was altem, aus irgendwas anderem zurechtgeschusterten … wohl recht schnell, aus Holz, formverleimt, und meistens irgendwo draußen auf der Nordsee. Und dann kam irgendwann auch der Gedanke, dass diese kleine, einmal nebenbei am Hafen gehörte Geschichte — von dem aus der alten Kuttermannschaft, der mit solchem Kram ansonsten nicht gerade viel am Hut zu haben schien, aber mit unverkennbarer Begeisterung von dieser gewissen Zutat sprach, die es so haftend im Gedächtnis machte — eine irgendwie improvisiert-experimentelle Art zu tanzen — dass dieses, schon eher abseitige Fundstück vom Hörensagen einen Versuch wert sein könnte, wo es doch schon im Hochschulsportprogramm stand, fast nichts kostete und irgendwann auch mal gut war, mit ein bisschen unambitionierter Kampfkunst nebenbei. Wenn der gewusst hätte, an welchen still umkämpften Mauern er da so beiläufig kratzte … |
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Saving private community |
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Über die Verankerung des Ganzen an der prinzipiell für jeden beobachtbaren; alle verbindenden Wirklichkeit und die Verständigung über diese durch Sprache mit hinreichend gemeinsamen, tradierten Begriffen, auf der Grundlage von Ideen der Moderne im Sinne von Modernität, mit der Abkehr vom Vorrang der Autorität von Propheten, welche nach sozialer Übereinkunft als erleuchtet gelten, oder der Willkür-Freiheit weltlicher Herrscher, zugunsten der möglichst objektiven Prüfung von Konzepten, Modellvorstellungen gegen die Realität, als geistigem Kern der Suche nach Wissen, Macht und Fortschritt in der Zivilisation hatte ich geschrieben, oder? |
Alexander Kircher: M/s KUNGSHOLM. 1928. |
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Über die Fortschreibung dieser großen Geschichte um eine eigentlich nicht so fern liegende Methode hinaus mit Sprache und sozialen Normen spielen, schlechtes Wetter und eigene Schwächen in kleine, gute Geschichten Mini-Narrative verwandeln, Gemeinsamkeiten konstruieren und rituell bekräftigen, Grenzen in Frage stellen und performativ Dinge ironisch verfremden, das konnten wir auch, wie zu zeigen war, das gehörte dazu. Aber einem daraus abgeleiteten, plötzlich wieder auf unhinterfragbaren subjektiven und, wenn theoriegemäß aufgefasst; gedeutet; begriffen, für authentisch erklärten, wirklich — also in echt jetzt mal erlebten; gelebten, durchlebten und ausgelebten — im echten Leben durchgespielten und nachgespürten; mitreißend wirksam vorge- und aufgeführten — mit breiten Strichen oder spitzen Bemerkungen ausgemalten — und, vor allem, allem anderen: einprägsam benannten Erfahrungen von Unterdrückung; Unrecht; Schinderei; Beengung; ungewollten; auf unfaire Weise zum einseitigen Vorteil ausgehandelten; aufgezwungenen Grenzen: “lived experiences of oppression” — dem entscheidenden theoretischen Anker im bodenlosen Meer postmoderner Dekonstruktion … |
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„Erlebte Erfahrung, schrecklich machtlos, sucht Selbstzweifel mit gutem Willen, zwecks Gründung totalitärer Herrschaft. Ruf an!“ |
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… gestützten; darangehängten und auch noch laufend erweiterten Kanon an völlig ernst gemeinten Wort- Musik- Lust-, Essens-, Freundschafts-, Denk-, Lach-, Lese-, Anseh-, Redebeteiligungs- und Kulturvermischungsverboten (und Berühruntersagungen erst) samt vorgeschriebenen Sprachformeln, Darstelldirektiven, sonders allfällig und spontan nachzuvollziehenden Ergebenheitsadressen hätten wir ziemlich irritiert und, wie ich schätze, nach ein paar schlechten Erfahrungen auch sehr ablehnend gegenüber gestanden. „Spaßbremsen!“ hätte der respektlos eingeworfene und damit das Gleichgewicht halbwegs wiederherstellende Kommentar lauten können. Ich glaube, ich habe das Wort schon eine ganze Weile nicht mehr gehört. |
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Wenn es auch eine „nicht erlebte Erfahrung“ von Unterdrückung gäbe, die jemand gemacht haben könnte, wäre es dann Anzeichen eines gesunden Zustandes? |
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Ein Nachgeben gegenüber den mit solchen Ver- und Geboten begründeten Forderungen, dessen Folge, wie üblich in Missbrauchsbeziehungen, immer neue, weitergehende Forderungen gewesen wären, hätte unser Spiel und Teile dessen was damit verknüpft war — Freundschaft, Liebe, Selbstbewusstsein, Freude an einfachen Dingen beispielsweise — schnell zerstört, vor allem die, von der freien Willensentscheidung der Einzelnen — zeitweise zwischen 15 und 25 Jahren alt — abhängige, eher unwahrscheinliche, fragile Teilzeitgemeinschaft aus Jungen und Mädchen und damals echt noch sehr jugendlichen Männern und Frauen. Ich mein’, da hätt’ ja jeder kommen können und erzählen, im dialektischen Himmel ist Jahrmarkt und wer nicht vom systemischen Teufel und seinen Verführungen besessen werden wolle, müsse ihm und seinesgleichen fortan, willig und ohne Unterlass … |
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Wo ich oben noch von „kannst du mal […]“ und darüber von „bisschen autoritär“ geschrieben habe denke ich: Oh Gott, wenn sie uns damals schon von der Schule und allen Seiten her mit CSJ-Idealen bzw. Forderungen gekommen wären — natürlich nicht mit so Theoriemonstern wie Dialektik und systemic oppression, sondern mit Fairness, ganz einfach; Rücksicht auf Schwächere; Angehen verdeckter Probleme und Einbeziehen von Leuten, die es nicht so leicht haben — hätte es uns sowas von zerlegt, sozial, gruppendynamisch. Wahnsinn. Wir hätten dann gar nicht anfangen brauchen, so links-sympathisierend oder gutwillig-liberal wie die meisten drauf waren. Klar, die Basis von Erlebnissen, Anreizen und Möglichkeiten, die Regeln und Erzählungen waren solide, doch mit dem richtigen Einfallstor … mehr als Aufruf, denn als Analyse. „Nur um einen Dialog anzustoßen.“ Also eigentlich Anklage, Protest … in einem Resonanzraum. Auf ein paar suggestive Schlagworte verkürzt so, dass es abschreckt und die ganzen schönen Erzählungen zweifelhaft erscheinen lässt, abwertet, entwertet; die Leichtigkeit verdächtig macht und Aufmerksamkeit zieht, aufsaugt, bindet; Strukturen verflüssigt, Regeln und Überzeugungen dahingestellt sein lässt; die Vereine von innen heraus gegeneinander aufbringt … Wie die Sporen eines Spaltpilzes, eingebettet in ausreichend gedüngtem Humus, durch ein offenes Luk in die Bilge eines alten Holzschiffes geworfen. Aber wart’ mal Trüffel, das dramatisierst du jetzt aber. Wer kann denn was gegen’s Kuttersegeln haben? Es ist doch schön und, wie du selbst sagst, charakterbildend. Gibt den Jugendlichen ein paar sinnvolle Dinge zu lernen, nicht immer nur Ablenkung, all das Durcheinander. Und gegen alte Schiffe, auch noch aus Holz, kann doch erst recht niemand … „Vor allem aber imponierten den HJ-Führern die vielseitigen Ansprüche, die der Kutter durch die Kombination von Luggertakelung und offenem, ruderbarem Schwertboot an die Besatzung stellte. Seemannschaft, Kameradschaft, ‚körperliche Ertüchtigung‘ und ‚Heranzüchtung von Führerpersönlichkeiten‘ konnten auf diesem Ausbildungsboot in nahezu idealer Weise verwirklicht werden.“ Aus: Joachim Müntzel: Segeln wie zu Kaisers Zeiten: Jugendkutter sind wieder »in«. In: Die Yacht, Nr. 2, 20.1.1977, S. 83. Uups … „Führerpersönlichkeiten“. Ah, ja … schön, also solche wie … „Heranzüchtung“. Äh … (Wem ‚HJ‘ — oben schon einmal erwähnt — nichts mehr sagt: Das waren die.) Beachte auch den Titel, von 1977. Der Autor war dem Text nach ‚Bestmann‘ eines großen, wohlangesehenen Segelvereins, kein Außenseiter. „Führerzucht, Reichskriegsmarine. Wann stellt sich die Hamburger Segeljugend ihrer …“ Und dann ein paar sprechende Bilder … früher, heute, wiedererkennbar: Assoziation «klick». (Phantastisch zusammengesetzte Namen gehen auch gut, mit düsterem Anklang, für deren Dekonstruktion man Fachwissen braucht, also vorzeigen muss, die intime Kenntnis der verfänglichen Vergangenheit.) Vielleicht noch die Sache mit den Jugendtreffen in Louisenlund oder die Kuttertaufen … Und Experten, nicht für das Eigentliche — dafür nur ein bisschen unbeholfene O-Töne — sondern für das Verfängliche, um das Eigentliche, in seinen funktionierenden Strukturen zu unterbrechen und abzubauen. Zu weit hergeholt? Schaut euch um! Und schaut dabei nicht nur, was einer (irgendwie) sagt, sondern auch mit welchen Begriffen, Formulierungen und Symbolen, Gesten auch, es gesagt, gefasst, begriffen, übersetzt wird und vor allem, was passiert, wenn man es anwendet, mit dem Eigentlichen und dem am Rande berührten. Schön ist auch die Übung: „Einfach mal gucken, was passiert wenn Widerspruch kommt.“ Es gibt da so einen Satz der in den 1990ern hin und wieder auf Aufklebern zu lesen war: „Fesseln spürt, wer sich bewegt.“ Der stimmt zwar so nicht, weder in seiner Allgemeinheit, noch in seiner naheliegenden Umkehrung, hat aber in diesem Kontext dennoch etwas erhellendes für sich. Man braucht auch keine politische Loyalitätserklärung bzw. Abgrenzung, um ihn sinnvoll anwenden zu dürfen. Und Freiheit, sich bewegen zu können, in der Welt an der man da mitbaut, ist immer die Freiheit der An… Die Frage ist nicht: „Wer kann denn …“ Sondern: Welche Ideen können, in welchem Umfeld? Aber … Führungspersönlichkeiten, mit technisch-handwerklicher Kompetenz, tüchtig und körperbewusst, mit viel Gemeinschaftssinn … Sinn auch für Einfachheit, Natur, Schönheit, Zusammenhänge, Wesentliches, Dinge von früher und heute kann man … überall brauchen, nicht wahr? Vgl. Kap.6 u.7 u.Kap.12, Die Schlange ist nicht außerhalb. |
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Fünfmal erzählte Geschichte |
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Die Jugendwanderkutter sind eine Klasse von Segel- und Ruderbooten, die in den 1950er Jahren aus den Kuttern zweiter Klasse der Kaiserlichen Marine entstand und seitdem zur Ausbildung von Jugendlichen eingesetzt werden, überwiegend von Hamburger Segelvereinen. Sie eignen sich insbesondere zum Erwerb von Fähigkeiten und der Vermittlung von Tugenden, die im Fahrtensegeln mit kleinen Booten und Yachten von Bedeutung sind. In den 1950er Jahren griffen Funktionäre westdeutscher Segelvereine auf Entwürfe der Kaiserlichen Marine zurück und entwickelten ein Boot, das ihren Vorstellungen zur Ausbildung von Nachwuchs, vor allem in der wichtigen Seehafenstadt Hamburg, noch besser entgegen kommen sollte: Der Jugendwanderkutter. Ein kombiniertes Segel- und Ruderboot, dass es ermöglichte, Jugendliche die am Segeln Interesse zeigten auch auf längeren, von den Führern der Sportgruppen organisierten sogenannten „Wanderfahrten“ an die Tugenden und Fähigkeiten heranzuführen, welche bereits zu den Hochzeiten der wilhelminischen Seemachtpolitik eine nicht geringe Rolle in der Heranzüchtung von geeigneten Charakteren spielten. |
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羅城門鬼 Rashōmon oder Rajōmon war ein Haupttor im äußersten Befestigungsring um die Hauptstadt Heian-Kyō und ein Schauplatz des gleichnamigen Spielfilmes von Akira Kurosawa aus dem Jahr 1950. In diesem geht es u.a. um subjektiv gefärbte, alternative und sich widersprechende Versionen der Geschichte eines dramatischen Ereignisses, erzählt von zwei Beteiligten und einem Zeugen sowie einem Medium, das angibt für den Geist eines Getöteten zu sprechen. Einen kurzen Eindruck gibt dieser Filmtrailer. |
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Angesichts des wiedererstarkenden bürgerlich-deutschen Selbstbewusstseins in den 1950er Jahren erinnerten sich einige ältere Mitglieder von Arbeitervereinen an die Erfahrungen mit den vielseitigen, robusten Beibooten der Schiffe der Kaiserlichen Marine und überlegten, wie sie diese zur Weitergabe ihres Wissens und der ihren Interessen dienlichen Tugenden nutzbar machen könnten. Die alten Boote waren klein und karg ausgestattet gewesen, doch jetzt gab es, auch durch Verbindungen zu einigen fortschrittlich denkenden jungen Leuten aus bürgerlichen Kreisen und mit Hilfe aus Handwerksbetrieben, im von den Obrigkeiten nie ganz zu kontrollierenden Getümmel der Großstadt die Möglichkeit neues zu schaffen und einer neuen, lebenshungrigen Generation an die Hand zu geben: Den Jugendwanderkutter. Die Weitergabe, das Einschreiben und Bestätigen von Tugenden und tradiertem Wissen hängt, wie wir heute wissen, auch mit den dafür eingesetzten Materialien, Kulturtechniken und Anwendungsmustern zusammen. So verwenden beispielsweise dem Segelsport dienende, private Vereine in Hamburg die, noch aus Ideen der 1950er Jahre gebauten Jugendwanderkutter — ein Wort, das in sich die Verbindung von Jugendlichen mit der bürgerlich dominierten Tätigkeit des Wanderns und bestimmten Typen von Booten der Marine des deutschen Kaiserreiches wilhelminischer Prägung trägt — bis in die Gegenwart, um junge Menschen, darunter auch Mitglieder marginalisierter Gruppen an die von ihren Fürsprechern favorisierten Haltungen, Handlungsmuster, tradierten Rollenbilder und mehr heranzuführen ohne, dass deren systemische Bedeutung je angemessen reflektiert wurde. Der Satz „hier sitzen wirklich alle in einem Boot“ aus einem Bildband über die Welt des Segelsports aus den späten 1970er Jahren, erinnert noch über 40 Jahre später von einer, welche die Erfahrung der ungeregelten „Ausbildung“ auf so einem Boot selber durchlebt hat, kann als Mahnung an das, die unterliegend wirksamen machtförmigen Beziehungsgeflechte verschleiernde und in die laufenden Diskurse hineinwirkende Potential dieser Praxis hinzugefügt und angenommen werden. Die über das Wandersegeln hinaus bedeutsame Vermittlung von Tugenden wie Gemeinsinn, Vermittlungskompetenz und Respekt für die Grenzen sozial Schwächerer wird jetzt auch von Hamburger Segelvereinen großgeschrieben, die sich dazu der einstmals von weitsichtigen Aktiven entworfenen „Jugendwanderkutter“ bedienen. Diese von Hand gebauten Boote, auf denen bereits in Vergessenheit geratene, überraschend einfache und effektive Dinge, wie Luggersegel und Riemen (zum Antrieb bei Flaute, an Stelle der sonst üblichen Verbrennungsmotoren) zum Einsatz kommen und nach einer Phase der Eingewöhnung begeistert angenommen werden, erlauben es, junge Menschen aus den vielfältigen Communitys der Hansestadt an den Alltag einer offenen Gesellschaft heranzuführen und ihnen, sich selbstbestimmte Freiräume eigenverantwortlich anzueignen. Der Satz „hier sitzen wirklich alle in einem Boot“ kann darin, neben der Abhängigkeit von Natur und Umwelt, sprichwörtlich erlebt werden, als Mahnung an eine von Krisen geschüttelte Welt im Wandel. |
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Und wie viele Geschichten waren es? |
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Die Jugendwanderkutter sind eine Klasse von Segel- und Ruderbooten, die in den 1950er Jahren entstanden war, als Weiterentwicklung der „Marinekutter zweiter Klasse“ und bei einzelnen Hamburger Segelvereinen zur Ausbildung von Jugendlichen Verwendung fanden. Sie sollten sich insbesondere zum Erwerb von Fähigkeiten und der Vermittlung von Tugenden eignen, welche im damals populären „Wanderfahrtensegeln“ mit kleinen Booten und Yachten als bedeutsam angesehen wurden.
Welche
Geschichte ist wahr? Welche ist am interessantesten? |
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Nicht wirklich, aber schön (oder umgekehrt?) |
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So frei waren wir, dass wir wie selbstverständlich eine große schwarz-weiß-grinsende Totenkopf-Flagge an der Besanrah führen konnten, an Stelle der dort hingehörenden Bundesflagge ohne, dass da je einer gekommen wäre und gesagt hätte: „So, jetzt passt mal auf, ihr verträumten Schnuffis …“ An einer Stelle, die traditionell einem der zentralen Symbole des Staates, dem wir angehörten; in dessen Herrschaftsbereich wir lebten und spielten; dessen Gesetzen wir unterlagen und dessen weitgehend gebührenfreie, steuerfinanzierte Leistungen — Unterhalt der großen Wasserstraßen, Sicherung des Seeverkehrs, Förderung des Sportes beispielsweise — aber auch Schul- und sogar Hochschulbildung, Ausbildungsförderung sowie diverse Sozialleistungen, wenigstens als Absicherung im Hintergrund, nicht zu vergessen — wir wie selbstverständlich in Anspruch nahmen, die in ihrer Symbolträchtigkeit diesem uns weit überlegenen Rechtssubjekt vorbehalten war, konnten wir ein seit Jahrhunderten international verständliches Zeichen radikaler, bewaffneter Gesetzlosigkeit und Feindschaft zu allen etablierten Ordnungen öffentlich zeigen — auch im Ausland übrigens, dann mit der Bundesflagge in kleiner darunter — ohne dass es irgendwelche Konsequenzen gehabt hätte. Abgesehen von einem Lächeln vielleicht oder einem Stirnrunzeln. Um den Kontrast zur Gesellschaftsgeschichte zu verdeutlichen stelle man sich so etwas, auch noch in der geschlechtlichen und altersmäßigen Zusammensetzung — alle unverheiratet und ohne pädagogisch-ideologisch geschulte Aufsicht — hilfsweise einmal unter national- oder realsozialistischen Bedingungen vor — mit ’ner Jugendgruppe auf ’nem K-10, statt Hammer, Zirkel und Ährenkranz den Jolly Roger gesetzt, so um 1984 im Strelasund und dann Kurs Barhöft, Gellenstrom … Hey-ho, John Silver, c’me alongside, klar zum Entern! |
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Oder im Kaiserreich — um 1910 vielleicht, sonntags vor den Blankeneser Elbterrassen, schwarz, Schädel und gekreuzte Knochen über schwarz-weiß-rot, den Strandadel aufmischen — oder unter konservativ- oder gar revolutionär-religiöser Herrschaft. Oder noch in der Bundesrepublik der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Spätestens bei Symbolen an deren Funktionieren große Erzählungen hängen ist üblicherweise Schluss mit lustig, aber sowas von. |
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Von der Ungläubigkeit zur Unannehmbarkeit |
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Simplifying to the extreme, I define postmodern as incredulity towards metanarratives. Bis ins Extreme vereinfachend, definiere [erkläre; umschreibe; umgrenze] ich postmodern als Ungläubigkeit [sic!] gegenüber Meta-Narrativen. |
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“incredulity
[…]: Wiktionary (en), incredulity, Jan. 2023. „Ungläubigkeit:
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„Einer der Anfänge der Postmoderne ist bekanntlich die berühmte Reise von Robert Venturi nach Las Vegas. Dort entdeckte er, daß die Gebäude, die er sheds nennt, mit riesigen, erklärenden Zeichensymbolen behaftet sind: An der Straße steht das große, beleuchtete Signal für ein Vergnügungsetablissement namens Stardust; biegt man dann aber mit dem Auto ein, so bewegt man sich aber auf ein relativ unauffälliges, niedriges Gebäude zu, eben das shed, das schon aus dem Grunde nicht besonders voluminös ist, weil es klimatisiert werden muss. „Learning from Las Vegas“ bedeutete für Venturi die Erkenntnis, daß sich die zeichenhafte Erklärung des Baues trennen kann von dem eigentlichen Baukubus, und er richtete diese Erkenntnis gegen den strikten Rationalismus der modernen Architektur.“ Lucius Burckhardt: Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft. 2. Aufl., Berlin: Martin Schmitz Verlag, 2008. S. 106 – 107. Meine Hervorhebungen. Die angesprochene Reise nach Las Vegas war eine Studienreise — “a research studio” — mit Studenten im Jahr 1968 und hat ihren Niederschlag in der Architektur- und Graphikdesigngeschichte gefunden mittels eines monumentalen Bandes namens: “A significance for A&P parking lots, or Learning from Las Vegas” (Robert Venturi, Denise Scott Brown, and Steven Izenour, MIT Press, 1972). Dem, was Burckhardt ein wenig als bahnbrechende Entdeckungsreise anklingen lässt, ging gleichwohl ein Artikel von Venturi und Scott Brown unter dem gleichen Titel in einer Fachzeitschrift im März 1968 voraus. (Wahrscheinlich waren die riesigen, erklärenden Zeichensystemsymbole an den Glücksspiel-Sheds in der Wüste nur niemandem vorher so richtig aufgefallen.) Ein shed ist ein Schuppen; eine Hütte oder auch ein Lagerhaus. Dem bzw. der “decorated shed”, steht in Venturi’s und Scott Brown’s Kritik des Modernismus die duck (Ente) gegenüber, expressiv in Form und Volumen. (Oder es war bis dahin einfach niemand bereit gewesen den Umstand als »„denkbar“« anzuerkennen, dass das bzw. das die Zukunft sein würde, an Stelle von dem.) Venturi’s & Scott Brown’s eigene Bauten sehen z.B. so aus. Oder so (Kinder-Museum, von Houston TX, falls unklar, mit Anhang.) (Beachtet das Warnschild ganz links und was die umgreifende Beschriftung mit eurer Neugier macht sie zu lesen. Und ferner, was passiert, wenn ihr sie doch gelesen habt.) Innen (-raumkommunikation) ist auch bemerkenswert. Sie haben auch dekorierte Möbel (←does make the concept clear, in a way, doesn’t it?) entworfen. (The decorative Leuchter is auch gut.) Mind. ein Denk=Mal eben, so war auch dabei, 1992. Sakralarchitektur auch. (Und worüber wundert ihr euch noch, im Alltag (westl. Welt) so bspw. beim Einkaufen oder in renodekovierten Bahnhofscentern?) Wer auf den shed shock, gewissermaßen, einen Moment zurückblicken, bereit ist, den Enten-Vorzeichnern ihre Strenge nachzusehen und durchatmen möchte: hier und hier, bitte. |
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Jean-François Lyotard (1924–1998): The Postmodern Condition: A Report on Knowledge. Translation from the French by von Geoff[-ffrey] Bennington and Brian Massumi. Foreword by Fredric Jameson. University of Minnesota Press, 1984 (Theory and History of Literature, Volume 10.) (Reprint 1997). Zitiert nach Wikipedia (en), The Postmodern Condition, Dez. 2022. Meine Weiterübersetzung. Titel des französischen Originals von 1979: La condition postmoderne: rapport sur le savoir. |
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Dem Wikipedia-Artikel nach bewirkte dieser Satz die Einführung des vorher nur in der Kunstkritik gebräuchlichen Ausdrucks ‘postmodernism’ — ‚Postmodernismus‘ — in die Philosophie und die Sozialwissenschaften. (Beachte, dass die erste Veröffentlichung der englischen Übersetzung in einer Schriftenreihe erschien, die „Theorie und Geschichte der Literatur“ heißt. Das Vorwort ist von einem bekannten amerikanischen Literaturkritiker, Philosophen und marxistischen politischen Theoretiker.) Im Buch gibt es übrigens ein Kapitel namens «La légitimation par la paralogie» — Die Legitimation oder Rechtfertigung durch Paralogie, ein bisschen linguistisch zurechtgeschubst: Paralogik (vgl. Kap. 3). Ich hab’s aber von James Lindsay (Querbezug hier in der vereinfachten Vortragsfassung) und möchte an dieser Stelle nicht weiter in Lyotard’s Text einsteigen. Sonst entgleist mir dieses Kapitel oder driftet in die Binsen — das Binsengefilde, am Ende noch. Kommt in Kap. 12, am Rande. Meta-Narrative — ‚Über[-geordnete]-Erzählstoffe‘ — meint, meinem derzeitigen Verständnis nach, das nicht mit Lyotard abgeglichen ist, Erzählungen über Erzählungen oder so etwas, wie den großen, viele Erzählungen einzelner Erzähler verbindenden, Grenzen absteckenden, sinnstiftenden Rahmen. Das, in dem eine bestimmte Erzählung, ein Erfahrungsbericht, eine Interpretation, eine Meinung etwa (noch) Sinn ergibt, im tieferen, orientierungsgebenden Sinne verständlich ist und auf normale, grundsätzlich zustimmende Weise beantwortet wird oder werden kann, evtl. sogar überhaupt als gültig; wahrheitsgemäß und — je weiter wir in die Postmoderne gehen — als opportun (Duden: „in der gegebenen Situation angebracht, von Vorteil“) im Sinne von: wenigstens grundsätzlich moralisch verantwortbar zu äußern, aufgenommen wird. Die hier an die Wertung gültig geknüpften Bedingungen (1.) wahrheitsgemäß und /oder (2.) moralisch verantwortbar zu äußern können als kulturelle Grenzmarkierungen verstanden werden: In der Moderne ist die Frage nach ihrem möglichen Gegensatz beantwortet und zwar grundsätzlich: Was wahrheitsgemäß ist, kann nicht moralisch unverantwortbar zu äußern sein, im Grundsatz. Wobei es durchaus Raum für moralische Abwägungen gibt, die zur Rechtfertigung von Lügen oder Schweigen führen können, nicht aber zur Dekonstruktion der Wahrheit über die Wirklichkeit, als Maßstab und Erkenntnisziel. Man denke an die Notlüge einem Tyrannen gegenüber (die außerhalb des Bereiches seiner Macht aufgeklärt wird) oder die bewusste Täuschung bei der Fahndung nach einem Gesetzesbrecher (die in dessem ordentlichen Verfahren vor Gericht nicht zulässig ist). Eine Lüge bleibt eine Lüge, der jemand zwar anhängen kann, die zu glauben er jedoch nicht moralisch verpflichtet werden kann, ohne das Gerüst dieser Moral zu korrumpieren. Allerspätestens in der Wissenschaft ist Schluss mit moralischen Abwägungen über die Wahrheit, sonst fällt sie zusammen. In der Postmoderne tendiert es, bemerkenswerterweise, eingedenk Lyotards vereinfachter Definition, zum Umgekehrten: Was moralisch verantwortbar zu äußern und damit opportun ist kann (irgendwie) nicht unwahrheitsgemäß sein (und vielleicht gibt es diese eine Wahrheit ja auch gar nicht? Wer kann das wissen?) und die Frage ist scheinbar nur noch, auf wessen Vorteil sich opportun richtet und, wie viele wie lange auf das semantische (auf die Bedeutung von Zeichen bezogene) Maskenspiel hereinfallen, die Masken der moralischen Haltung mittragen, ihren Hass (aus frei fließender Angst?) gegen die richten, die nicht mehr mitspielen und was kommt, wenn nur noch Zynismus übrigbleibt, weil alle irgendwann annehmen müssen, dass sich Wahrheit, zumindest die zu äußernde, immer nur nach einem irgendwie geartetem Vorteil richtet. |
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‘Postmodernism’, wörtlich übersetzt: ‚Nach-gerade-eben-neu /-mit-maß-ismus‘. Die Schule; Ideen- und Modeströmung, die irgendwann ab den späten 1960ern nach der so einprägsamen, eben noch neu und aufregend gewesenen, mit dem nichts Hergebrachtes verschonenden Drang nach Erneuerung, Klarheit, Freiheit, Fortschritt und Beschleunigung kam — jene, die mit dem Verweis auf das rechte Maß für den Menschen mit seinen rasant wachsenden technischen Möglichkeiten, welche der vorausgehenden Befreiung des Geistes entsprungen waren, aufgetreten war, wie um für immer zu bleiben und dann doch irgendwie, des Wunsches nach Erneuerung, Erfrischung, Lockerung vor allem, sowie einer Art plötzlichen Sentimentalität und weiterem Freiheitsdrang mit so einem gewissen Zug zum Alles-Auseinandernehmen, der Irritation des Gewohnten, Festgefügten willen und der ursprünglich erscheinenden Anziehung des sich spontan Formenden, zusammenfindend und sogleich wieder in ewiger Erneuerung aus sich selbst heraus vergehend, folgend erschüttert und — Schwupps! — zu bewahrender Vergangenheit wurde. Du weisst, könntest eigentlich wissen, dass deine Zeit vorbei ist, wenn deine Werke ins Museum wandern und mitsamt dessen bahnbrechender Architektur sogleich unter Denkmal- oder sonstwie -schutz für herausgehobene Kulturgüter gestellt werden. |
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Auf die obigen Beispiele bezogen: wie die feste Annahme, dass alle, die Macht über andere ausübten, Tyrannen wären, und alle Gerichte korrupt — im amerikanischen Englisch: kangaroo court(s). Als wenn da noch etwas dazugekommen wäre oder sich darauf gesetzt hätte, das aus sich heraus eine Tendenz zur Auflösung von Vertrauen und Verständnis bewirkt. Noch etwas tiefer das solches Szenario einer postmodernen Geisteskrise gehend: Wenn nur noch Zynismus übrig bleibt, man sich einer Übermacht von Tyrannen, irren Känguruhs und Schauprozessen gegenüber sieht, der man sich im Bewusstsein eigener moralischer Unvollkommenheit im Zweifel selber zurechnen muss, auf dem Weg der systemischen Selbstverderbnis; -korruption; -schwächung, es ja gar nicht mehr anders sein könne und, der daraus folgenden Drohung existenzieller Not gegenüber — versuchen Sie mal zu leben, ohne in irgendjemanden Vertrauen zu haben, ohne sich selber darüber zu täuschen (versuchen Sie es besser nicht, um Ihrer selbst willen) — am Ende nur noch die besondere Weisheit besonders leidgeprüfter, herzensreiner Wesen, die einem dennoch irgendwie vertrauenswürdig vorkommen, einen Ausweg aus der gesellschaftlichen, geistigen, wie körperlichen Krisensituation weisen könne, weil alle Wege, selber verlässlich über Wahrheit zu urteilen und die Erkenntnis darüber als Maßstab für Vertrauenswürdigkeit zu nehmen, unglaubwürdig und moralisch irgendwie unannehmbar geworden sind. Hilfsweise begreife ich es mit dem Bild eines ins Bodenlose Fallenden, der halbbewusst, erschrocken nach dem greift, was noch am überzeugendsten irgendwie Halt zu haben scheint, von außerhalb, nachdem er, im Überschwang der Erkenntnis seiner plötzlichen Macht, alles was ihn hält gekappt zu haben meint. Wie vernunftbegabte Tiere, die bei funktionierender Anatomie allmählich das Gehen wieder verlernen, aus einigen vielhundertfach wiederholten suggestiven Gedanken und ganz viel Geschrei der Umstehenden heraus. Ein Zustand, der sich mit Hilfe von Hannah Arendt, in der Abgrenzung vom Lügen, auch als Verlogenheit begreifen lässt: Der Verlust der Bindung an die Wahrheit, deren Kenntnis die Lüge über die Wahrheit erst ermöglicht. „In der Lüge findet die Wahrheit ihre letzte Zuflucht.“ In der Verlogenheit ist ihr auch noch diese verwehrt; die Orientierung an ihr gebrochen; sie spielt, spielte beim Erfinden der Geschichte keine Rolle mehr oder nur noch die eines effektheischenden Wortes mit anheimelndem Klang. |
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oder:
Zum
Gedanken des totalen Zynismus als körperliche
Krisensituation: Befriedigung
von Grundbedürfnissen von Menschen ohne
Vertrauen zueinander; ohne jegliches
Verständnis füreinander, auch ohne
Wissen, Methodik, und gelingende Kommunikation
darüber? Vergessen Sie’s, aber bitte ganz
schnell! |
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Irgendwie vorbei, dann plötzlich, die Sache mit der Aufklärung, deren Name nun selber dem Fraß der Verlogenheit anheim fällt. Aufklärung? “That was debunked by HuffPo, Sweety!” wie es in einem amerikanischen Meme von um 2020 herum heißt. Wie meinen? Das, was nach Tugend, Klarheit, epistemischer und irgendwie auch moralischer Autorität klingt, da wo man es braucht, so lange, wie man es braucht. Wenn man es nicht mehr braucht, meint und ist es eben wieder etwas anderes. (Dieses ‚und‘ da gerade, in kursiv, das ist sehr bewusst gesetzt. We are fumbling with the basics of knowledge here. And by ‘falling into the abyss’ I mean: boundless drifting into ignorance and a general fail of understanding: the disempowering, enervating state of nescience.) Wenn da nicht, nach wie vor, diese sperrige, völlig gleichgültige … Aber die ist dann eben wegdefiniert: im Geiste für nicht existend erklärt und Aussagen darüber, die einer höheren Moral widersprechen, als falsch deklariert: für unannehmbar erklärt. Beachte das Schillern; die plötzliche Unklarheit, die in dem Satz eben über den Begriffen falsch und annehmbar liegt. Moralisch falsch (schlecht; ungerechtfertigt) oder epistemisch (unwahr)? Epistemisch annehmbar (in das Wissenssystem einzuordnen, ggf. unter Erweiterung oder Revidierung desselben; im weiteren Sinne: überhaupt denkbar, verstanden wiederum als: mit dem Verstand fassbar) oder moralisch annehmbar (als gut bzw. gerechtfertigt anzusehen, wenigstens zu tolerieren; der Lage der Dinge nach akzeptabel)? Für jemanden mit radikal subjektiver Weltsicht hört sie damit tatsächlich auf, zu existieren oder wird beliebig formbar. (Reimagine … „die Welt einmal ganz neu denken“.) Irgendwelche Zusammenstöße dürften dann, mangels objektiv (erkennbar) hineinwirkender, nicht-sozial bestimmter Realität üblicherweise moralischen Verfehlungen (begriffen als Denkfehler) falschen Gedanken anderer Subjekte oder internalisierten Verfehlungen (Vergehen; Unrechtssetzungen; Schuldgefühlen; Sünden ←guckt mal, da sind sie wieder, in aller Freiheit!) zugeschrieben werden, erstere zu beklagen, beide prinzipiell zu bekämpfen, immer (Soll denn das Unrecht unangefochten, unbenannt, ohne zur Rede gestellt zu werden — without getting called out — or ever to proclaim a better world, to express it — and within it, oneself — one, that is more just for all — weitergehen?) und zu beseitigen, sie abbauend zu bearbeiten durch moralische Läuterung, Purgatorium bei deren /dessen Scheitern dann, aus meiner lainhaften Sicht, im Wesentlichen drei Wege bzw. Haltungen zu wählen bleiben: mehr Unterwerfung (im Glauben, evtl. unter klandestiner Ausklammerung gewisser alltagsnaher Probleme) mehr Zynismus oder … |
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„Wir fummeln [fingern ungeschickt] hier an den Grundlagen des Wissens herum. Und mit ‚fallend in das Bodenlose‘ [den Abgrund; die Unendlichkeit] meine ich: unbegrenztes [unangebundenes] Treiben [Driften] in Nichtwissen [Unkenntnis; Ahnungslosigkeit; Ignoranz] und ein generelles [allgemeines] Fehlen [Scheitern; Misslingen] von Verständnis [Einsicht; Übereinkunft; Einigung]: den entmächtigenden, enervierenden [entkräftenden; schwächenden; entnervenden; synonym auch: kirre machenden] Zustand der Unwissenheit.“
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Für alle jedoch, in der am Sentiment der Moral hängengebliebenen Postmoderne — das Bild eines vom Meeresgrund gelösten und eben noch frei in der Strömung treibenden Haufens ineinander verschlungenen Seegrases, samt anhaftenden und zwischen den zerfallenden Halmen umherschwimmenden Tieren, nun hängend an einer langen, glatten Stange, die einmal ein noch nicht allzu alter Baum gewesen war, mit einem weithin sichtbaren und einfach zu unterscheidenden Toppzeichen darauf — Bb, Stb, Untiefe oder Stellnetz — erscheint mir hier als nicht ganz unpassend (auch so eine postmoderne Phrase) — stellt sich die Frage: Wonach entscheiden, über Rechtfertigung / Wahrheit und Annehmbarkeit? War es nicht schon einmal einfacher gewesen, sie zu diskutieren, langwieriger zwar, verschachtelt, aber irgendwie klarer, eingebundener auch, in hilfreiche Dinge? Nun, die Antwort, welche, neben dem unerschrockenen bis hilflosen Sprung in Richtung von totalem Unglauben / Zynismus (Wie heißt das als philosophische und politische Lehre?) in der westlichen Welt derzeit am lautesten und häufigsten aufzufinden ist, nicht selten bereits in der Geste der fraglosen Tugend, steht oben, im Absatz unter dem Abbild der KUNGSHOLM: erlebte Erfahrung von Unterdrückung, Benachteiligung. Der entscheidende Anker, im Bodenlosen der postmodernen Geisteswelt. (Wie kann ein Anker im Bodenlosen halten? Fragt mich nicht. Entscheidet selbst oder findet eine bessere Metapher. Und lest den dort verlinkten fachenzyklopädischen Eintrag auf English, but in plain language, from someone, based in modernity.) |
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Der Anker, der eine zielgerichtete Anwendung ermöglicht: Dinge ausweist, die zu dekonstruieren sind, dem Unglauben anheim zu fallen und solche, die davon ausgenommen, davor geschützt sind, deren Gewissheit zu hinterfragen nun nicht mehr zu vertreten ist. Weil sie die Benachteiligung fortschreiben. Because it does, could, would cause harm for people. Weil es Leuten Schaden; Leid; Verletzung, Unglück; Nachteil [sic!] verursachen; herbeiführen; begründen; zufügen könnte, würde. Und genau das vermieden werden muss, wenn die Welt besser werden soll, die Menschwerdung voranschreiten. So der Glaube, nach Dekonstruktion und Umschreibung von Wissenschaft; Neudenken, Neuverstehen – Umschulen, Anders–Verknüpfen des Wortes. |
Neusprec⮟ |
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Der Glaube — sehr alt, möglicherweise — der ein neues Gewand erhielt, nachdem er genug Menschen dazu gebracht hatte, dessen vorherige Trägerin für sich selbst zu halten, nur in falsch. Oder, für Fortgeschrittene: Sich für die eigentliche, wahre Trägerin zu erklärt, die nun Hilfe bräuchte, sich gegen Versuche des Maskenspiels von Laiendarstellern und, schlimmer noch: bad actors; bösen /schlechten Akteuren; Handelnden; Schauspielern und ihre Misshandlungen zur Wehr zu setzen. Welche Hilfe, Madame? Nicht fragen, mitkommen! Follow th— Act now! So plump und so wirksam. Als ob wir nur auf jemanden gewartet hätten, der mit ein bisschen Klarheit auftritt und sagt, wo es lang geht, raus aus der Suppe. „Anluven; Besen dicht …“ ’mal kurz von oben ’runter kopiert. Wenn ich das fortschreibe wird es wirklich verwirrend. Auf den erkenntnistheoretischen Aspekt zugespitzt, ist ein Meta-Narrativ der Rahmen, der einem sagt, ob etwas (und im Rückschluss auch dessen Erzähler) noch normal ist oder Spinnerei; Unsinn; unglaubwürdig, zu vernachlässigen; unbegreiflich — oder eben: ·noch· nicht begreiflich, ein weiteres Teil in einer losen Sammlung nicht gut zuzuordnender Berichte, Werke, Fragmente, Legenden, was auch immer, weil außerhalb des Rahmens des derzeit Üblichen (üblicherweise als verstanden oder überhaupt verstehbar angesehenen) fallend. |
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幽霊 |
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Oh, hier auch noch. Für Mutige: Skip the ducks, make octopuses! (Details here. And never use more than three paragraphs to discuss a plural.) Wer etwas gehässiger drauf ist: hier. Musik dazu, von etwas später, mehr so zum städtebaulichen Aspekt? Here, good old Laurie. “And I said: ‘This must be the place.’” |
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“You know, I think we should put some mountains here. Otherwise, what ’re the characters going to fall off of?” Ich finde ja, gute und schlechte Architektur auseinander zu halten ist nicht immer einfach. Es lohnt sich dabei hin und wieder zu fragen: Gut (oder schlecht) für wen? Wann; vorher, beim Bau, hinterher? Bedenke: nach dem Bau ist vor dem Umbau, der Grundsanierung und, oder dem Neubau. Jeder dieser Schritte bedingt Planung, Genehmigung und Finanzierung; ist Ausweis von Tätigkeit; Aufhänger für Hoffnung. |
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Aber einfach weitermachen, im bereits eingetretenen Zustand der Ernüchterung, nur weil einem nix besseres mehr einfällt ist das was, wenn es denn ein Architektur-Strafgesetz gäbe, gewiss als Verbrechen zu klassifizieren wäre. Vor allem da wo eigentlich nichts fehlen würde, wenn man den Zweck des Bauwerkes einfach wegließe. Eine
andere, berühmt gewordene Reise nach Las Vegas, welche im
Jahr 1971 stattfand, wurde ebenfalls 1972 beschrieben,
unter dem Titel “Fear
and Loathing in Las Vegas:
A
Savage Journey to the Heart of the American Dream”.
1998 mit nicht wenig Verklärung
verfilmt, hat sie ebenfalls ein Stück Postmoderne
mitgeprägt und zwar unter dem Genrenamen
Gonzo
journalism.
(Dr. Gonzo ist Anwalt und eine der Hauptfiguren.)
In diesem geht es u.a. um die Zurückweisung des
vorgeblich objektiven professionellen
Journalismus. (Oder dessen
Abbildes?) “I’m no word freak. I treat words like music.” Hunter S. Thompson zu Harrison Salisbury, Interview on Gonzo journalism, April 16, 1975. |
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Noch weiter und ins Manipulative zugepitzt: ob etwas undenkbar; unerhört; unrelated — unverbunden; ohne sinnvollen, einer ernsthaften Frage würdigen Bezug — und deshalb zu meiden, unter Umständen sogar zu canceln — abzusagen; zurückzuziehen; zu löschen oder zu widerrufen; zu entwerten; ·aufzuheben· ist. Nach Ansicht der französischen Postmodernisten, denen Lyotard als einer der Hauptvertreter zugerechnet wird, umfasst der Begriff Meta-Narrative, neben den mehr oder minder traditionellen gesellschaftlichen Ordnungssystemen wie Christentum, Königs- und Adelsherrschaft, Kapitalismus (Herrschaft des allgemeinen Rechts, mit Freiheit der einzelnen Bürger, eigennützig zu wirtschaften) Marxismus (Enteignung der Bürger und Herrschaft der Marxisten, mit dem Versprechen von kommender völliger Gleichheit und Freiheit und damit Wegfall aller Herrschaft) — sie waren Post-Marxisten, dieser Denkschule verhaftet, aber tief desillusioniert — auch die Wissenschaft (Orientierung an der Wirklichkeit). Our working hypothesis is that the status of knowledge is altered as societies enter what is known as the postindustrial age and cultures enter the postmodern age. Unsere Arbeitshypothese ist, dass der Status [die Stellung; der Rang] von Wissen verändert ist, so Gesellschaften in das eintreten was bekannt ist als das postindustrielle Zeitalter und Kulturen in das postmoderne Zeitalter hinein gehen. |
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Meine Arbeitshypothese ist, dass diese Veränderung die grundsätzliche Unterwerfung von Wissen unter moralische Urteile betrifft. Die Frage, wie beliebig diese sind, lässt sich am ehesten in Hinblick auf die Anwendung sozialer Macht beantworten. Ich erinnere noch einmal an James Lindsay im April 2020, wie oben zitiert, hier ein wenig anders übersetzt als bei Frankenstein’s Theory gegen zweieinhalb Knoten Ebbstrom (←viel Spaß beim Wegdefinieren): |
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„Was wir als Wahrheit annehmen hängt davon ab, wen wir anerkennen als die Kompetenz habend, zu bestimmen was die Wahrheit genannt wird. Ich muss das noch einmal betonen: Dies ist die grundlegende postmoderne Ansicht. Es ist so etwas wie die wesentliche ‧Beobachtung‧ Postmoderner Philosophie, wenn ich es auf lediglich eine Sache zu reduzieren hätte.“ (Meine Hervorhebungen, einschließlich ·der‧ mit dem Mittenpunkt-Symbol.) Dann müsste man ja eigentlich erst einmal klären, was wir unter Kompetenz (authority) verstehen: Mehr so Sachverstand oder Amtsbefugnis? Oder einfach Machtvollkommenheit? Michel Foucault hat wohl irgendwann Macht und Wissen ganz zusammengedacht, als Macht-Wissen. ‚Herrschaftswissen‘ erinnere ich mehrfach, auf Deutsch gelesen und gehört zu haben, in geneigten Zusammenhängen. Vielleicht war damit ja nicht nur das Wissen der Herrschenden gemeint, wie es im Moment der Betrachtung eben so steht und sich verhält, zur Wahrheit, die jemand beherrschtes, sagen wir: ein Experte für den Erwerb von Wissen, durchaus besser erkennen und Herrschenden erklären könnte, so sie denn willig sind, zu lernen. Würde er damit selber zum Herrscher oder nur zum, eher neutralen Vermittler zwischen Macht(anspruch) und (beobachteter und soweit als bis dahin möglich verstandener) Wirklichkeit? |
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Falls Sie „Ornament und Verbrechen“ gelesen haben und versuchen, es in Beziehung zu postmoderner Architektur und entsprechendem Design zu setzen, habe ich noch eine Frage für Sie: Geht es bei diesen wirklich um Ornament oder vielmehr um Zeichen für Ornamente (sehr abstrakte und gewöhnliche, Buchstaben bspw.) ihrerseits gelöst von der Formensprache des damit Bezeichneten, also solche, die für das stehen, was früher Ornamente gemacht haben, nur direkter in der Ansprache, billiger und auf massenhafte Verbreitung und ‧Austauschbarkeit‧ angelegt? |
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Und was heißt annehmen, als Wahrheit? Für eine Weile hinnehmen, als Behauptung von Wahrheit, mit Vorbehalt oder glauben, vorbehaltlos? Auch wider besseres Wissen, aus eigener Beobachtung und logischer Schlussfolgerung, einer besser zur Erklärung der Fakten geeigneten Modellvorstellung vielleicht? Zur Korrektur, Belehrung des vormaligen schlechten Wissens? Mich lässt ja irgendwie dieser Satz nicht los, obwohl ich ihn etwas unbeholfen und auch zu spezifisch finde: Was du siehst, geschieht nicht. Er ist mir vor einer Weile eingefallen, beim Nachdenken über den Begriff gaslighting. Dieser steht als Substantiv und Neutrum mittlerweile sogar im Duden. Wenn einem das nicht reicht, könnte man ihn, seiner Herkunft nach, entweder direkt (und mit furchtbarem Klang) als ‚gaslichten‘ übersetzen oder in ‚das-Haus-der-Lady-Alquisten‘ übertragen. Oder in irgendetwas mit dem Anklang von Umerziehung und benutzen. |
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Woran zu messen, ob wirklich besser, das alternative Wissen? Eine klassische Antwort im Sinne der Moderne ist ja: Vorhersage treffen, mit Hilfe der Modellvorstellung der Wirklichkeit, gewonnen aus Beobachtungen, und ausprobieren, unter kontrollierten, wiederholbaren Bedingungen. |
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Diese Spitzenpolitiker, die, wenn irgendwo etwas mitteilenswert schlimmes passiert ist, sich erst einmal hinfahren lassen „um sich ein Bild der Lage zu machen“ (mit ihnen im Vordergrund) aber, wenn sie genau das nicht täten, immer damit rechnen müssten, der mangelnden Sorge und Anteilnahme bezichtigt zu werden; als gefühllose Technokraten oder sonstwie moralisch defizitär dazustehen: als Habenichtse gewissermaßen, im Wettbewerb um die Makellosigkeit des Bildes, das sie abgeben. |
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Deutsche Filmtitel, was kann ich dafür? Ich hätte so etwas wie Schummerlicht daraus gemacht. Oder Zwielicht. Aber vielleicht wäre das schon wieder zu geneigt. Das besondere am Gaslaternenlicht ist ja, dass es hell sein kann und dennoch allem damit beleuchteten so einen gewissen warmen, freundlichen und an romantische Momente erinnernden Schein verleiht. Und, dass da so ein leises Dauerrauschen dabei ist, wenn man nahe heran geht. „Zu geneigt“ eben, weil im Englischen nahebei an twilight zone: Grauzone; Dämmerungszone; i.w.S. auch: Schattenwelt. Als Titel mit ‘The’ davor wiederum in Fernsehen und Film seit 1959, auf Deutsch seit 1961 vereinzelt, ab 1987 häufiger, in Verbindung mit dem Originaltitel vielleicht erst ab 2002. Übersicht hier. Beachte Folge 16 der Staffel 1 von 1987 und die Titel überhaupt. Der deutsche Titel eines Episoden-Kinofilms von 1983 war „Unheimliche Schattenlichter“. So nebenbei: Was ist postmodern, wenn nicht das? Schatten oder Licht? Richtig hingucken oder nur so nebenbei einen Eindruck erlangen? Konventionen über Schriftsatz ernst nehmen oder komplett über den Haufen werfen? Beides? Oder schattenhaftes Streulicht; Licht im Schatten, von irgendwas unheimlichem? Unheimlich kann ja, wenn auch von heimelig oder heimelich und davor heimlīh i.S.v. vertraut kommend, auch als Antonym von heimlich i.S.v. verborgen; geheim; versteckt gelesen werden. |
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Einer an den man sich gut erinnern kann, wenn man sich mit dem Geist der Postmoderne, wandernd, fließend durch die Spuren der alten Welt, auf angenehme Weise vertraut machen möchte, ist, war Italo Calvino (1923–1985). Lest Die unsichtbaren Städte, von 1972 (La città invisibili)! Wenn es geht, in der deutschen Übersetzung von Heinz Riedt, Carl Hanser Verlag, München‧Wien, 1977 (dtv-Ausgabe 1985 bis 2006). Eine Miniatur über das, was sowohl moderne als auch postmoderne Architektur in ihrer massenhaften Verbreitung mit sich bringen steht unter dem Titel: „Die Andauernden Städte 2“. »Du kannst abfliegen, wann du willst«, wurde mir gesagt, »aber du wirst zu einem anderen Trude kommen, das Punkt für Punkt gleich ist, die Welt ist überdeckt von einem einzigen Trude, das nicht anfängt und nicht aufhört, nur am Flughafen den Namen wechselt.« Italo Calvino a.a.O. |
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Wissen als Ware nach Kundenwunsch |
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The relationship of the suppliers and users of knowledge to the knowledge they supply and use is now tending, and will be increasingly tend to, to assume the form already taken by the relationship of commodity producers and consumers to the commodities they produce and consume — that is, the form of knowledge. |
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Wer ist bei diesem Gut in welcher Rolle oder Funktion: Kunde, Anbieter, Hersteller oder Gebrauchsumgebung; mit Wissen zu gestaltende Umwelt? Remember: If you are not paying for it, you are not the customer, you are the source of the product, that is made of resources, which were mined somewhere, now being sold. Wenn du nicht dafür bezahlst bist du nicht der Kunde, [sondern] bist du die Quelle des nun verkauft werdenden Produktes, das aus Rohstoffen gemacht ist, welche irgendwo gewonnen [gefördert; abgebaut] wurden. Wer macht ein Produkt? Facharbeiter üblicherweise, angeleitet von Experten, nach Vorgaben von Managern, beauftragt von den Eigentümern oder Anteilseignern und deren Vertretern. Und schon Henry Ford wusste, dass Autos keine Autos kaufen. |
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Die Beziehung der Anbieter [Zulieferer; Leistungserbringer] und den Verwendern [Anwendern; Konsumenten] von Wissen zu dem Wissen das sie liefern und nutzen ist am tendieren, und wird zunehmend tendieren, die Form anzunehmen, [welche] die Beziehung von Güter- [Waren-; Massenartikel-] Produzenten und Konsumenten zu den Gütern [welche] sie produzieren und konsumieren bereits angenommen haben — das heißt, die Form von Wissen [Erkenntnis]. |
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Dann verfügen die Anbieter von Wissen; Erkenntnissen; Wahrheiten um tendenziell exklusives Wissen darüber, wie diese zustande gekommen sind, und die Autorität, es nach Marktlage, Kundenwunsch, Rentabilität und so weiter zu formen, mit dem Versuch der Aufgabe der Bindung an eine verbindliche Wirklichkeit, die außerhalb der Anbieter – Kunden Beziehung bestand hat oder von außen je überprüfbar würde. „Der Markt hat es hergegeben, Anbieter und Kunde haben sich über einen Preis verständigt, irgendwann, irgendwie; es besteht Vertragsfreiheit, was wollen Sie?“ Etwa mit Moral ankommen, Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber? Kein Problem, ist auch im Angebot, bei irgendwem, schätze ich, Ethikrat, -kommission oder so. Produkthaftung? Kann ja ausgeschlossen werden, wenn der Kunde das akzeptiert, aus irgendwelchen Umständen heraus — irgendwas dringendes, Gesundheitsprobleme vielleicht, oder eben Informationen, die genau das, den Abschluss riskanter Geschäfte, die irgendwann auch mal sittenwidrig genannt wurden, glaube ich, nun doch ratsam, geradezu geboten, ja möglicherweise sogar als alternativlos erscheinen lassen. (Wer das Wort wohl ’mal bezahlt hat. Da wirkt dasdie moralepistemische Tiefen-Betäubungsmittel ja noch nach der x-wievielten Dekonstruktion. Respekt.) Knowledge in the form of an informational commodity indispensable to productive power is already, and will continue to be, a major — perhaps the major — stake in the world wide. It is conceivable the nation state will one day fight for control of information, just as they battled over territory, and afterwards for control of access to and exploitation of raw materials and cheap labor. A new field opened for industrial and commercial strategies on the one hand, and political and military strategies. Wissen in der Form einer informationellen Ware, unabdingbar für produktive Macht ist bereits, und wird weiterhin sein, ein großer — vielleicht der größte — Anteil [Einlage; Beteiligung] in der Welt weit. Es ist absehbar [dass] der Nationalstaat eines Tages um die Konrolle von Information kämpfen wird, genau so wie sie über Territorium stritten, und hinterher für Kontrolle des Zugangs zu und Ausbeutung von Rohstoffen und billiger Arbeit. Ein neues Feld, geöffnet für industrielle und kommerzielle Strategien zur einen, und politische und militärische Strategien. |
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“In some ways postmodernism, like everything that’s ‘post’ rejects the premises of whatever it is post to. So here it’s modernism. That would be premises like objectivity and logical positivism, postmodernism wholly rejects. But it also amplifies other premises in modernism, like the growing scepticism and pessimism. Postmodernism turned those radical and cynical; took ’em to an extreme.” James Lindsay, New Discourses Podcast, Age of Narratives and the Postmodern Democratic Political Regime, April 2020, 11:05–11:35. „In gewisser Weise lehnt Postmodernismus, wie alles was ‘post’ ist, die Prämissen [Voraussetzungen] von was auch immer es post ist ab [verwirft diese]. So ist es hier Modernismus. Das wären Prämissen wie Objektivität und logischer Positivismus [logischer Empirismus], welche Postmodernismus in Gänze verwirft. Aber er verstärkt auch andere Prämissen im Modernismus, wie den wachsenden Skeptizismus und Pessimismus. Postmodernismus drehte diese [auf] radikal and zynisch; trieb sie bis zu einem Extrem.“ |
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Aufklärung
eines Zieles |
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Es gibt keine Informationskriegführung, mit nach Waffenwirkung, Trägersystemen, Ziel‧aufklärung‧, strategischer oder taktischer Zielsetzung usw. angefertigten, gelieferten und bezahlten Wahrheiten. Es handelt sich vielmehr um Spekulation, zum Teil basierend auf Fehlinformation (engl. misinformation auch hier, vgl. disinformation). Möglicherweise wurde der zitierte Autor falsch verstanden. Es liegen auch keinerlei belastbare Hinweise darauf vor. Wie sollte das auch gehen, unter den Augen der Weltöffentlichkeit, im Zeitalter der Informationstechnologien und deren fortschreitender Vernetzung? |
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Ich gebe zu bedenken, dass die entscheidende Handlungsebene nicht mehr der Nationalstaat sein muss. (Carl Schmitt erklärte bereits in den 1930ern, dass es in der Geopolitik nicht mehr um einzelne Staaten, sondern um Großräume ginge.) Und auch, dass die Erfahrung, dass das, was von einem Nationalstaat öffentlich sichtbar wird, nicht deckungsgleich sein muss mit den tatsächlich handlungsleitenden Personen, Gremien und Beziehungen, keine besonders neue ist. Es sei an den schönen Begriff Hinterzimmer der Macht erinnert und die mitunter etwas mediokren Kreaturen, im übertragenen Sinne, die sich manchmal in diesen einfinden bzw. einmal eingefunden haben mögen. Oder auch die Redensarten das Ohr des Königs zu besitzen; um Einfluß bei Hofe zu wissen und das, was so ein Staatswesen am Laufen hält, auch wenn der König abwesend, zu jung, zu alt oder mit irgendwas schönerem beschäftigt ist. |
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Ich glaube, so richtig undurchsichtig wird es dann bei den religiösen Institutionen und der Verflechtung von geistlicher und weltlicher Macht, insbesondere in Zeiten, in denen der ersteren der Primat über das Wissen und die Urteilskraft über weite Teile des Denkens der Gläubigen und Untertanen zugestanden wird. In der europäischen Geschichte dürften das 18. und 19. Jahrhundert voll sein mit Spuren der Auseinandersetzung damit. Ein durchaus geneigter Begriff aus dem Zusammenhang und vielleicht einer Erinnerung wert, ist Obskurantismus.
↑ Zur
Einordnung des Gesamtwerkes — Untertitel:
Ein Nachschlagewerk des allgemeinen
Wissens — 20 Bände, ca. 23000
Seiten, rd. 155000
Stichwörter — bitte ich ggf. die Vorworte
aus verschiedenen Zeiten zu lesen. |
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Der Hyperlink im nebenstehenden Absatz führt seit Ende Februar 2023 auf diese Seite der gleichen Behörde. Die für meinen Text herangezogene Seite mit dem Titel “Mis, Dis, Malinformation” steht im Internet Archive, zuletzt eingetragen am 20.2.2023 um 17:26:54 Uhr GMT. |
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Die im vorvorigen Absatz in Klammern gesetzte, ganz reizende Kombination von Worten, deren Aufgabe es offensichtlich ist, reine, makellose und unproblematische Information zu scheiden von etwas schlechtem, abzulehnenden, hat Verstärkung bekommen: malinformation (engl.) verstanden als Information, die zwar auf Fakten gründet, also ‚wahr‘ genannt werden kann, ohne den Begriff Wahrheit unglaubwürdig zu machen, aber aus dem Kontext verschleppt wurde und nun benutzt wird, um in die Irre zu führen, zu täuschen, ihre Adressaten zu verführen und schlussendlich zu verleiten; um jemandem etwas anzuhaben; zu schaden; zu belasten oder zu manipulieren, was sich auch begreifen lässt als: jemanden zu beeinflussen. Also auf Fakten basierende Information, die jemanden, der nicht im Ursprungskontext steht, beeinflusst. In dessen Gedanken und Gefühle einfließt. Man könnte es auch so formulieren: ‚Bös-Information‘ oder ‚Schad-Information‘ welche demnach echt; stimmend sei, die gebraucht und in einen Kontext versetzt wird wo sie eine von jemandem nicht so gerne gewünschte Wirkung haben oder irgendetwas — einer Institution, Erzählung oder Idee etwa — etwas anhaben kann. Was nicht so gut wäre, für diese, so wie sie ist/sind, nach Bestimmung von irgendwem, was denn (nun) ‚gut‘ zu nennen, als solches zu denken sei. |
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Things
from the |
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Ich denke, wen dieses kleine, dezent verschachtelte intellektuelle Ständchen zur Begrüßung der bzw. des neuen ein wenig an die lesenswerten Erzählungen des Herrn F. Kafka aus Prag erinnert — welcher übrigens ebenfalls auf Deutsch schrieb — der befindet sich auf einer richtigen Spur. Was nicht heißt, dass sie so stimmen muss, zu haben hat und ihn, allerdings auch — keinesfalls vor nachteiliger Information zu schützen vermögen, können würde wollen. Wenn Ihnen das komisch vorkommt, schweigen Sie einfach, sobald der Begriff malinformation im Raum steht. |
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Ich mag gerade nicht nachsehen, ob es schon eine offiziell beglaubigte Entsprechung im Deutschen gibt. “Don’t Go Down the Rabbit Hole” betitelte The New York Times, angeblich „die beste Zeitung der Welt“ im Februar (18.) 2021 einen Meinungsartikel eines gewissen Charlie Warzel, der im Untertitel konstatierte: “Critical thinking, as we’re taught to do it, isn’t helping in the fight against misinformation” „Kritisches [sic!] Denken, so wie es uns gelehrt wird/wurde [sic!] [sic!] zu tun [sic!], ist nicht helfend in [sic!] dem Kampf [sic!] gegen Falschinformation [Fehl(erhafte)-Information].“ (Falls Ihnen meine deckende Breitseite an Beachten-Aufforderungen nicht hilfreich erscheint, bitte ich freundlich um genaueres Lesen des Originals, unter besonderer Beachtung der sprachlichen Ausdrucksweise.) Ein rabbit hole ist das Loch eines Kaninchens. Möglicherweise ist es auch eine Anspielung auf die Filmszene die ich in Kapitel 4, bei Repräsentanz des Echten am Rande verlinkt habe, in der Version mit OwlKitty. (Als kleine Übung zum Muntermachen untersuchen Sie gerne meine beiden Sätze da eben auf fehlerhafte Information. Und, zur Erinnerung an das oben gesagte, bitte unter Differenzierung nach epistemisch (faktisch) fehlerhaft und moralisch fehlerhaft (problematisch, bezogen auf Ethik; Sitte) auch wenn das haarspalterisch klingt, was es nicht ist. Es greift nur den Nebel an; unternimmt es, wenn Sie so wollen, die Licht streuenden Wassertröpfchen, welche das Grau machen, von der transparenten, wenn auch feuchtegesättigten Luft in den Zwischenräumen zu scheiden.) Zur Theorie Kritischen Denkens vgl. Kap. 7.2 bei Ton Steine Scherben aufheben. |
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Das Titelbild von Warzels Artikel ist untertitelt mit: “Our attention economy allows grifters, conspiracy theorists, trolls and savvy attention hijackers to take advantage of us and steal our focus.” „Unsere Aufmerksamkeitsökonomie erlaubt es Schwindlern [Ganoven; Gaunern], Verschwörungstheoretikern, Trollen und gerissenen [schlauen; klugen] Aufmerksamkeits[flugzeug]entführern uns auszunutzen [einen Vorteil aus uns zu ziehen; sich uns zu Nutze zu machen; beachte auch: uns zu missbrauchen] und unseren [sic!] Fokus [unsere Konzentration; unser Hauptaugenmerk; auch: unser Blickfeld] zu stehlen“ [Sic!] Der Haupttext (ist es der Haupttext? Oder kam der schon, in den drei Titeln?) beginnt mit dem Satz, der zugleich ein Absatz ist: “For an academic, Michael Caulfield has an odd request: Stop overthinking what you see online.” „Für einen Akademiker, hat Michael Caulfield eine merkwürdige [eigenartige; ungewohnte; seltsame] Bitte [ein Anliegen; Ansinnen; eine Aufforderung]: Hör auf überzudenken, was du rechnernetzmäßig verbunden siehst.“ Michael mit dem interessanten Nachnamen hat eine, für einen akademisch gebildeten Menschen seltsame Forderung an dich: Hör auf so viel darüber nachzudenken, was du in Büchern und Zeitungsartikeln und Fachzeitschriften liest; aus Dialogen, Verlautbarungen usw. an interessanten Informationen entnimmst, dort im Internet, wo sie dir auf einfache Weise zugänglich sind. Es gibt denken und überdenken und im Englischen auch über-denken. Verkomplizieren, die Sache mit den Gedanken, durch das Nachdenken darüber, was zu viel nachgedacht ist, im Kampf, sein könnte. (Nicht nachdenken, über-, diesen Satz!) |
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“The problem ain’t what people know. It’s what people know that ain’t so that's the problem.” Will Rogers, zit. n. Goodreads. M.W-Übs.: „Das Problem is’ nich’ was Leute wissen. ’s ist was Leute wissen das nich’ so is’, das is’ das Problem.“ Alternative Übersetzung: „Das Problem is’ nich’ was Leute wissen. Es is’ was Leute wissen, das so [gar] nich’ ist, das is’ das Problem.“ Weitere alternative Übersetzung: „Das Problem is’ nich’ was Leute wissen. ’s is' was Leute wissen das nich’ is’ so is’ das das Problem.“ Wer noch ein Häppschen was zu denken will mag sich nebenbei und ohne den Fokus zu verlieren dieser kleinen Abschweifung hingeben und das darin gezeigte auf Wirklichkeit untersuchen. (Don’t freak out hippo’s, please!) |
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Nach einem weiteren Satz-Absatz, in dem Mr. Caulfield als Digital-Lese-und-Schreibfähigkeitsexperte einer amerikanischen Universität vorgestellt und in einen, ebenso knapp wie kühn aufgespannten historischen Bogen eines epischen Kampfes, Mensch gegen Mensch und wohl so alt wie die Menschheit selbst, aber in ebendiesem Augenblick — “at this very moment” — noch übertroffen werdend, vielleicht, um Aufmerksamkeit, Vertrauen, Wahrheit und Lüge gestellt wird (gegen die deutsche Grammatik hat er keine Chance) wie er nur allzu gut weiss — “knows all too well” — folgen die beiden Sätze: “Misinformation rides the greased algorithmic rails of powerful social media platforms and travels at velocities and in volumes that make it nearly impossible to stop. That alone makes information warfare an unfair fight for the average internet user.” Ich wünschte, ich könnte dieses Textstück mit Geräusch, Bild und Bewegung untermalen, in einer angemessenen Miniatur. Fast zu schön, zum Zerschießen. Vielleicht hier nur ein, zwei von sicherlich nicht zu wenigen überdenkenswerten Sätzen, in die man das übersetzen könnte, ohne allzu viel nachzudenken: „Missinformation reitet die fettgeschmierten algorithmischen Geländer, Schienen von mächtigen sozialen Medienbühnen und reist in Geschwindigkeiten und Lautstärken, die es beinahe verunmöglichen zu stoppen [{Oh yeah, b—}] Das alleine schon, macht Informationskriegführung [die es nicht gibt, hier folgt der Autor einer Miss-, Des- oder Bösinformation] zu einem unehrlichen Kampf, für den durchschnittlichen Internetznutzer.“ |
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[wenn das wieder vorkommt muss ich ihn ‚umstritten‘ nennen] Drama, Heimtücke, Sex, Gewalt, sittliche Erbauung, Alltagsbezug: alles drin. Dran. Sogar überpersönliche quantitative Analyse (‘average’). Nicht justiziabel, nicht einmal ernst genug, um unbeschadet nach irgendeiner Basis fragen zu können, aber anklingend, im Kopf. Ein Abrund von Sünde und Verführung. Da, gleich vor ihnen! Steht in der New York Times, sobald Sie „online“ gehen, es wahrscheinlich längst und dauerhaft sind — ein Mann, Experte auf seinem Gebiet, so speziell, dass nicht einmal ein Generalist wie der, der sich hier lachend müht, irgendwie mit der Entwicklung des Wissens Schritt zu halten, bis heute — und das ist schon zwei Jahre nach dem archivierten Artikel — je davon gehört hätte, gut ausgebildet, sehr gut wahrscheinlich, Teil eines schützenden, stets aufklärenden und immer wachsamen Systems, jenes, welches sich der vielköpfigen Hydra entgegenstellt, dem der Reporter nun seine Stimme verleiht, seinem Anliegen — ganz bescheiden, nur nicht zu viel denken, bitte, beim Bildermachen; bauen an der Vorstellung der Welt, in und um einen und weit entfernt in Verbindung, verflochten, ausgesetzt, zu Baustein und Mörtel, Putz geworden in den geschickten und weniger geschickten Händen der Handelnden — seiner Mahnung an das (ja, was?) man muss es wohl nennen, wie es ist: vertrauensselige Volk auf die Bühne hilft, im Kampf um Ihre Aufmerksamkeit. |
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Gegen die vor Fettschmiere glänzenden Schienen, auf denen täglich, stündlich, gerade jetzt nicht mehr haltbare Züge fahren, in das Verderben, so schnell und groß, wie es nur Algorithmen mächtiger, schier alles umgreifender Mächte; missbrauchsträchtige, weltumspannende Plattformen (bildlich vorstellen, letztere!); soziale Vermittlungsstellen in die Vorstellungswelt, in Löchern gefangener Hasen ←Fe(h)linformation Kaninchen zu projizieren vermögen. Trolle (←unbedingt anklicken, Spätmittelalter!) Betrüger:innen (Beutegr(e)iftern) Verschwörungsdenkengedenkende⁎ (überaus) gerissene Flugzeugentführer der Aufmerksamkeitsbegrenzungsökonomie. In nur vier Sätzen, im Kontext dreier Überschriften, zehn schmalen Zeilen im Original. (Da ist eine Grenze … |
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„Bestreben, die Menschen bewusst in Unwissenheit zu halten, ihr selbstständiges Denken zu verhindern und sie an Übernatürliches glauben zu lassen.“ Duden, Obskurantismus, Jan. 2023. |
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Ganzer Film da zu finden, 19½ min. Sehenswert, auch die Narration. Beachte das Wechselspiel von Zwischentitel und Filmsequenz sowie den zweifachen Bruch der Handlungsebene, bis durch auf das realweltliche Setting. (Publikum sieht Filmschauspiel; sich in der Illusion aufbauendes Drama wird durch Erklärung des Filmsets seitens eines darin Handelnden abgebrochen, ohne das Spiel (ganz) aufzulösen; Held ergreift aus der Ablenkung entstehende (meta-?) imaginäre Chance, wendet die Handlung auf zwei Ebenen zugleich und schließt, scheinbar eigenmächtig, das Schauspiel auf seine Weise, mit der indirekten Frage an das Publikum, welches Ende ihnen mehr Freude macht: Das von dem der Regisseur vorher sprach bzw. schrieb, eines, dass jenem noch nicht einfiel oder seines, des Helden, geführt vom Regisseur, oder ihn (hin)führend.) Dazuhin die (juxta-)imaginäre Nebenhandlung (bei dem scheinbar spontanen Wettbewerb um die Gunst des Publikums innerhalb der Geschichte (die sensationslustigen Stadtleute) zwischen dem Helden und dem Patentrezept-Doktor, aufgespannt von letzterem und einem Kommentator neben ihm) welche mithilft, den (Spannungs-)Rahmen zu halten. Des Weiteren, dass das fast ein halbes Jahrhundert vor Beginn der Postmoderne war. |
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… an der jetzt das ‚z‘ nicht mehr haftet. Was wohl mit den Versehrten der virtuellen Informationskriegführung wird? Worten, die hintenüber fallen; Bedeutungen, die keinen Halt mehr finden? Ob das aufs Denkvermögen geht, Schärfe, Übersicht und so? Mitgefühl hält bestimmt nicht lange durch. Wohin mag sich die Phantasie gerettet haben?) Und einer einwandfrei in Schrift gesetzten Titelzeilenkomposition, so elegant wie effektiv. Gerade so viel, wie hinter der Paywall hervorschaut, für ein, zwei Sekunden. Textbau können sie bei der New York Times. Das Bild dazu, zwischen Kopf und über die Mauer ragendem Textkörper, ist irgendwie eigenartig. Es hat so eine Anmutung von Isolation, Ratlosigkeit und Unwirklichkeit. Vor allem, weil es aus dem Blickwinkel des Betrachters so aussieht, als wäre der Bildschirm, auf den der junge Mann durch die eckige Brille schaut, ausgeschaltet. Und irgendwas ist auch komisch mit seinem Keyboard, der Tastatur: so schräg, also quer. Vielleicht bin ich da aber auch nicht auf dem Stand der Büroarbeitstechnik. Oder irgendwas hat ihm die Aufmerksamkeit, den Orientierungsschienenleitstrang zerlegt. Schiffbrüchige in den Wellen der Netzökonomie sind willkommen, sich einen Moment auszuruhen. Es gibt heißen Tee mit Honig und Haferkekse.
Standbild aus dem Kurzspielfilm The Ropin’ Fool aus dem Jahr 1922, mit Will Rogers (1879–1935) als “Ropes” Reilly und Irene Rich (1891–1988) als The Girl, unter der Regie von Clarence G. Badger (1880–1964). Bei Minute 4:25, Zwischentitel “The patent-medicine doctor.” (Der Patentrezept-Doktor.) Ein schöneres Bild aus der Szene hängt in der IMDb, ist aber nicht im Film. Das Standbild ist aus einer etwas anderen Version als der am linken Rand verlinkten. 20′ mit Begleitmusik und dort, öffentlich kopierbar archiviert. Leider stellenweise leiernd und die Bilder irgendwie zu schnell. Wobei ich mir unsicher bin, ob das letztere nicht den damaligen Vorlieben geschuldet war. Ruhig mal Ton aus machen und Wiedergabegeschwindigkeit reduzieren. Sollte irgendwo in den Programmeinstellungen gehen und schadet nicht, bei einem Stummfilm. Gerade das expressive Mienenspiel und die Gesten der Schauspieler werden dann deutlicher, leichter deutbar. Die mussten sich ohne hörbare Sprache und mit nur wenigen, kurz lesbaren Worten, welche immer eine Unterbrechung der (Bewegungs-) Handlung und Störung des Erzählflusses bedeuteten, einem räumlich und zeitlich entrückten Publikum mitteilen und konnten das auch. Im Grunde genommen zwei arg gehandicapte Medien in einem: Film ohne Ton, in mau aufgelöstem und flackerndem Schwarz/Weiss und Text-Diashow ohne Erklärung und Interaktion mit dem Publikum, sich gegenseitig unterbrechend, ergänzend. Ein bisschen wie Theater im Nebel, mit stimmlosen Schauspielern, unzugänglichen Zuschauern und einem Regisseur mit manischer Vorliebe für Vorhänge und Erzählungen in Kurznachrichtenform. Aber was für Kulissen; was für Möglichkeiten der Ausstattung: Die ganze Welt, soweit eine Kamera kommt. Außer im Dunklen, was in den frühen 1920ern schon irgendwo bei etwas mehr Bewölkung gewesen sein dürfte, sofern man keinen Scheinwerfer draufhalten konnte, für den man natürlich Strom brauchte. 1921. Und dann eben die Schnitttechnik: Szenen zerhacken, nochmal drehen, auswählen und Blicke lenken können; Orte zusammenfügen, versetzen, mitnehmen, auseinanderreißen, Elemente austauschen, dann später; Dinge verfremden, hineinzeichnen, irgendwann täuschend echt simulieren, innerhalb der Simulation. Und das einzige, was das Publikum effektiv machen kann, außer für sich selbst, aber nicht so, dass es die Sitznachbarn stört, ist rausgehen oder wegbleiben. Die Technik um Zeitlupeneffekte zu erzeugen war übrigens gerade erst ein paar Jahre vor The Ropin’ Fool erfunden und in einen Film-Apparat umgesetzt worden. (1914, Heinrich Ernemann AG für Camerafabrikation, Dresden, sogenanntes Zeitmikroscop.) In den Beschreibungen steht, dass sie die Lassos extra weiß anmalen mussten, damit sie gut genug sichtbar wurden. Der Filmtitel ist gar nicht so leicht zu übersetzen, wenn man es genau nimmt. „Der Lasso werfende Narr“ trifft es noch am ehesten, klingt aber so hölzern und plättet zudem so viel, an Stelle es elegant einzufangen, dass er an und für sich besser nicht da stehen sollte. Als Substantiv wird roping in The English Wiktionary im Febuar 2023 so erklärt: “The act of catching an animal with a rope.” |
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übernatürlich: „1. über die Gesetze der Natur hinausgehend und mit dem Verstand nicht zu erklären 2. über das natürliche (1c) Maß hinausgehend“ Duden, übernatürlich. Natur (Bedeutung 1 von 6): „alles, was an organischen und anorganischen Erscheinungen ohne Zutun des Menschen existiert oder sich entwickelt“ Duden, Natur. Nach dieser Definition ist es ja leicht, deren Gesetze zu übertreten. Beachtet nebenbei auch das leicht hyperreal wirkende Photo unmittelbar unter dem zitierten Text (überlegt ggf. in welcher Art von Landschaft ihr so etwas schon einmal gesehen habt) sowie (natürlich) die ferneren Bedeutungen 6 a) und b). natürlich (Bedeutung 1c): „dem Vorbild in der Wirklichkeit entsprechend“ Duden, natürlich (alle Zitate von Jan. 2023). Muss ich hier noch einmal an meine Begegnung mit den Kindern Jean Baudrillard’s in Kap. 4, Das Sein des Anscheins und die Frage der Authentizität von Kopien erinnern? Die Formulierung „Vorbild in der Wirklichkeit“ im Kontext von etwas das existiert ist wirklich schön, in sich. Auch das darunter angeführte Beispiel „ihr Make-up wirkt natürlich“. Vorbild erklären sie wiederum mit: „Person oder Sache, die als [idealisiertes] Muster, als Beispiel angesehen wird, nach dem man sich richtet“ (Eckige Klammern im Original oder vielmehr: dessen Kopie, auf meinem Bildschirm; diese stehen für Situations- oder Kontextabhängigkeit des darin angegebenen Teils der Erläuterung.) Duden, Vorbild, Feb. 2023. Keine schlechte Definition übrigens, im Kontext von natürlich, wirklich und Kopie. Nimmt ein bisschen die Fixierung auf die Frage der Authentizität heraus. Erscheint dann eher als eine Frage von mehr oder weniger nach dem Muster einer bestimmten Anordnung oder (prinzipiell replizierbaren) Beschaffenheit von etwas gerichtet, die Eigenart der wirklichen Kopie von etwas anderem wirklichen. |
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Ich meine so langsam ein Gefühl dafür zu bekommen, was sprachliche Machtlosigkeit bedeutet, trotz einigermaßen gut funktionierenden Verstehens. |
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“Never mind the gab. Let’s get to roping.” |
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the gab: das müßige Geschwätz |
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bunk: Koje; Etagenbett; ugs. auch: Nonsens; Quatsch to bunk together: sich einen Schlafraum teilen to bunk down: kampieren; sich aufs Ohr legen to bunk off: abhauen; ausreißen; sich verkrümeln; blaumachen to debunk: etwas entlarven; widerlegen; aufdecken; bloßstellen Vorsilbe ‘a’: an-; auf-; weg- dabei sein; i.w.S.: mit dazu kommen Vorsilbe ‘pre’: vor-; zuvor-; vorher-; vorweg- Vorsilbe ‘re’: erneut-; wider-; gegen-; rück- preemptively: präventiv; vorbeugend; einer Handlung, diese unterbrechend, zuvorkommend where the rubber meets the road: wo das Gummi eines Reifens auf die Straße trifft und etwas passiert das eine Sache vorantreibt; was von Bedeutung ist, wenn man nicht bloß Lärm machen und Staub aufwirbeln will; i.w.S.: Bodenhaftung. where the claw grips the bark |
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Wer des fließend, aber klar gesprochenen Englischen ohne allzu viele Fachtermini mächtig ist und bei Gelegenheit weitere 47 Minuten einsetzen mag, um dem Kammerpodiumsgespräch zweier naturwissenschaftlich ausgebildeter und sehr erwachsener Eichhörnchen zu folgen, wie sie über etwas scheinbar weit hergeholtes, das, wenn es nicht von einer U.S.-Bundesbehörde käme, wohl auch ‚abseitig‘ genannt werden könnte, langsam in Fahrt kommen, bis man man vor Entzücken über das ineinandergreifende Wechselspiel lachend in Liebe zerfließen und zugleich Alpträume bekommen könnte, über das besprochene, ausgesprochene, (an)greifbar gemachte, der könnte sich auch noch dieses, im besten Sinne merkwürdige Pferd anschauen, zwischen den Zeitmarken 0:38:35 und 1:25:05. Es kommt aus Oregon. |
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the
gab:
das Mundwerk Eine Version der weiter oben angeführten Webseite der Cybersicherheits & Infrastruktursicherheits-Behörde der U.S.-Bundesregierung zur Zeit der nebenstehend verlinkten Episode des DarkHorse Podcasts, welche mich auf den Begriff malinformation hat aufmerksam werden lassen, ist hier zu finden. Eine Erklärung des Präfixes Cyber- ist: „Wortbildungselement mit der Bedeutung ‚die von Computern erzeugte virtuelle Scheinwelt betreffend‘, z. B. Cyberspace.“ (Duden cyber-, Cyber-, März 2023.) Der hierzu wiederum einschlägige Begriff Hyperrealität ist zur gleichen Zeit weder im Duden, noch im DWDS zu finden, auch nicht das Adjektiv hyperreal. Im Wiktionary (de) ist lediglich das letzere erwähnt, als Unterbegriff von real, ohne weitere Erläuterung. Die einschlägige Erläuterung in Wiktionary (en) ist (im März 2023): “2. (semiotics, philosophy) The inability of consciousness to distinguish reality from fantasy, especially in technologically advanced postmodern cultures.” Meine Übersetzung: „2. (Semiotik, Philosophie) Das Unvermögen des Bewusstseins, Realität von Phantasie zu unterscheiden [Wirklichkeit und Einbildung Vorstellung; Imagination ohne Basis in der Realität auseinander zu halten; zu differenzieren; klar zu erkennen], insbesondere in technologisch hochentwickelten postmodernen Kulturen.“ Über hyperreal dort: “1. Of or pertaining to philosophical hyperreality; perceivable as real by consciousness, though potentially unreal.” „1. Aus philosophischer Hyperrealität oder diese betreffend; wahrnehmbar vom Bewusstsein als real [wirklich; echt; wahr], jedoch [aber; dennoch] möglicherweise [potenziell; eventuell] irreal [unwirklich; unecht; unwahr].“
Aus Meyers Großem Konversations-Lexikon, 6., gänzl. neubearb. u. verm. Aufl. Bd. 9. Leipzig u. Wien 1907, S. 705. Über Zeno.
Gedenktafel für die Freude von Hermann Stave, Schleimünde, Sommer 1995. Einer Legende nach war es der ersten Mannschaft der ENY VII auferlegt, auf ihrer ersten Sommertour nach Schleimünde zu segeln und diese Tafel an einer bestimmten Sitzbank anzubringen, mit genauen Anweisungen wie die Montage zu erfolgen habe. Die Sache mit dem Stander: Wie einer der der Vereinsälteren einmal kritisch angemerkt hat, wehte der bei uns meistens auf der falschen Seite. Aber das lag am neuen Persi und dem Dauerliegeplatz in Wedel, also dem Seitensteg am Schlengel und entsprechend angeordneten Seiteneingang, was bedeutete, dass die Spieren auf Steuerbord hochzuhängen waren und deshalb die Dirk besser an Backbord, also auch die achtere Kentertüte, wo die losen Parten dann um’s Want … (Und ich glaube, irgendwas mit dem Ersa, dem Ersatz-Besanvorstag, das zum Persibauen jedesmal mit einer Kletteraktion um den Besantopp gelegt werden musste, seitlich über die Augen vom Toppbeschlag und achtern darunter, gebaut mit dem Fall der vorderen Kentertüte, war auch noch mit drin, in der Begründung.) Warum der Stander, wenn nicht im Topp, wo wir einen Verklicker fuhren und ein Standerstock sich gerne mal mit der Rah verhakelt, am Niederholer, traditionell an Backbord zu wehen hat? Na ja, weil die Gastlandflagge, wenn, an Steuerbord … Fußball, die schönste Nebensache der Welt? Hold my beer! |
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“… so as to fend off facts that are being distributed by other people” — “‘pre-bunk’?” — “‘pre-bunk’. Okey, so —”“Also ‘preemptively prebunking’ seems redundant.” — “No it, it, ah, it’s ‘pre-prebunking’” — […] — “No — exactly, preemptively sl… come a-bunk.” — […] — “Look, and if you don't do that, the reason that you would wanna prebunk is because you might have to rebunk, right, if somebody“—”you might have to rebunk, as the science can change.” — “Well, if somebody debunks your bunk, then you gonna need to rebunk and it's much better to prebunk, in order to avoid that s… that awkward situation“—”I know, that's what I like to do …” “So let us get to where the rubber really meets the road here —”“Okey”—“because everybody listening to this is gonna say: ‘Yes, okey, this is crazy’—”“Mhm”“—‘that the federal government is declaring people, even people who are distributing facts out of what the federal government decides are ‘context’ whatever that means’—”“Yea”“— right ‘that those people are terrorists.’ So yes, this is very ominous stuff, but come on, nobody is actually going to believe that somebody saying true things on the internet is a terrorist, so in the end, as awful as this is, what does it matter? And here is the problem …” “We are in trouble —”“Well“—”wait! We are in a lot of trouble …” |
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Alle
drei engl. Zitate v. Jean-François Lyotard, a.a.O., zit. n.
Wikiquote (en),
Dez. 2022. M. W-Übs.. Meine vorläufige Antwort auf die Frage, ob Postmodernismus annehmbar ist, im Sinne von: als dem menschlichen Leben im weiteren Sinne förderlich zu begrüßen: Nein. Meine Einschätzung, ob wir in einer Zeit des Postmodernismus leben: Teilweise. Kann man mit Postmodernismus Spaß haben? Ja, mit gewissen Risiken. Noch etwas Musik auf diesen vorläufigen Exkurs? SQÜRL oder Wanda Jackson? |
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Symbolische Zugehörigkeit 🕱 Was wäre die naheliegende Bedeutung einer weißen Totenkopf-Flagge? |
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Echte Piraten, so mit schnellen Motorbooten, Messern, Geiselnahme, Schnellfeuergewehren und Lösegelderpressung, waren damals zu weit entfernt und selten, um eine Wirksamkeit zu haben, die ihr, von uns ins Spaßige, Unbestimmte verschobenes Symbol erneut mit originärer Bedeutung hätte aufladen und somit die Leichtigkeit zum Kippen bringen können. Ich glaube, es hat einfach keiner ernst genommen. Seeräuber, so richtige, das Luggerboot da, mit der schwarzen Totenkopf-Flagge? Nicht anzunehmen. Und wär’ auch nicht gut gewesen, vor allem für uns. Echt nicht. |
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Ich kann mich nicht erinnern, dass wir je über die Bedeutung sprachen. Irgendwie war das Ding da gewesen, ziemlich von Anfang an, vielleicht noch von der alten Mannschaft her und wir haben eine kleine Tradition daraus gemacht, bis es zerrissen ist, Ende 1996. Ob die Kurzen es nach uns wieder aufgegriffen haben? |
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Die Anbindung an die vormalige Bedeutung war zwar noch eindeutig erkennbar, aber ebenso klar erkennbar weit gelöst. Was war das, was wir da zeigten, weil es uns irgendwie gefiel? Eine zeichenhafte Erklärung, als Fragment des Eigentlichen, gesetzt oder geknüpft vielmehr, mit zwei doppelten Schotsteks, wenn ich mich recht erinnere, an das Liekbändsel der Besanrahnock und das obere Reffleinenauge vermutlich, an das Nicht-Eigentliche, nicht einmal an dessen Kopie. Mehr so, wie ein Original selbst, das entfernt einer Kopie ähnelte; der Simulation von etwas Unwirklichem, verlorengegangenen. Oder, wenn man so will, ein Zeichen, welches durch seinen Kontext (Zusammenhang; sein Umfeld; seine Verbindung; Verknüpfung) wiederum mit einem kleinen Meta-Narrativ verbunden; daran angeknüpft; darin hineingesetzt oder eingeordnet worden war: Dem des lustigen, ein bisschen absurden, vielleicht aber doch irgendwie nicht völlig belanglosen Piraten-Rollenspiels in einer zivilisierten, befriedeten Welt. Und wer, ihr Herren, wagt es einem Piraten zu sagen, wo die Grenzen seiner Rolle liegen, fest gezogen, verankert im grauen Schlick der Begriffswelt, wie ein hanseatisches Handelsschiff vor Nige Oge? |
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Nicht einmal von Seiten der traditionellen Segler-Vereinigung — gegründet 1913 als Sezession einer noch traditionelleren Segler-Vereinigung — der das Boot gehörte und die noch etwa zehn Jahre zuvor ihren Jugendmitgliedern das Tragen einheitlicher Seglerhemden im Hafen vorgeschrieben hatte (wohl in orange) gab es Einwände. Zumindest keine von denen ich gehört hätte. Unter anderem dafür deren schwarz-weiß-roten Stander — für sich selbst bereits von Anfang an Symbol eines Spiels mit der Wirklichkeit — mit der einfachen, an das Kreuz in vielen abendländischen Länderflaggen angelehnten Heraldik mit einem gewissen Stolz zu zeigen, irgendwann auch dort, wo offene Schwertboote nach verbreiteter Auffassung nichts zu suchen hatten, so, dass einer, der offenen Herzens zusah, sagen konnte: „Oh, guck mal, die können …“ war etwas, das wir lernten. Diese Basis aus Lockerheit, Verantwortung und Wohlstand, Eigensinn und Lebensfreude hat lange getragen, auch an Land. Ich dachte, so könnte es weitergehen.
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Wie
es weitergeht mit diesem Text, meiner Freude an Zusammenhängen,
Erinnerungen und Anspielungen sowie den seefahrenden Säugetieren
im dichter werdenden Nebel der Postmoderne, können Sie in
Kapitel 6 lesen, ab so
ungefähr (über-)übernächster
Woche, unter dem Titel: Neue Wirklichkeit, günstig abzugeben.
Zustand? Na ja, teilweise dekonstruiert. In
dem
daranhängenden Kapitel 7 geht es an die
Grundlagen; den Halt jenseits
klar erkennbarer
Bedeutungen und noch halbwegs geprüfter
Ergebnisse; die Wollfäden an den unverwerflichen
Hochglanzworten; die, die die Arbeit machen bei der man
schmutzig wird; die Seife und die Priggen am Wattfahrwasser:
Aufheben! Und zwar die Dialektik, mit Hilfe der Kultur. |
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